Bei der Finissage gab es noch mal die Möglichkeit, die Skulpturen in Augenschein zu nehmen.Foto: Dörr Foto: Schwarzwälder Bote

Symposium: In nur einer Woche erschaffen in Hirsau sechs Künstler aus dem Landkreis Calw Skulpturen

Das Bildhauersymposium im Kloster in Hirsau ist zu Ende gegangen. Nachdem Frank Wiehe, erster Landesbeamter des Landkreises Calw, die Finissage eröffnet hatte, ging Kunsthistorikerin Simone Dietz auf die Künstler und ihre Werke ein.

Calw-Hirsau . Das Kloster in Hirsau sei ein Ort, der inspiriere, sagte Dietz. Das altehrwürdige Gemäuer lade zum Nachdenken ein. Sie begann mit Lothar Hudys Werk. Ihn nannte sie zuerst, da er heraussteche. Denn er ist ein Plastiker, während die anderen Künstler Bildhauer sind.

"Er arbeitet nichts von seinem Werk weg, sondern fügt etwas hinzu", erklärte Dietz. Hudy habe sich bei seinem Werk vom berühmten Abt Wilhelm inspirieren lassen. Er wolle den Betrachter mit seinem Werk in die Vergangenheit führen.

Das gängigere Material dieser Zeit sei Holz gewesen. Rainer Günther habe sich für dieses Material entschieden. Seine Skulptur behandle allerdings ein wesentlich moderneres Thema. "Ein Meter fünfzig. Diese Zahl beschäftigt uns alle schon seit Monaten." Günthers Skulptur zeigt zwei Menschen, die 1,5 Meter voneinander entfernt stehen. Die Distanz zeigt eine Abmessung am Boden der Skulptur.

Ein Objekt, das bei vielen Menschen in der Zeit seit dem Lockdown wieder zum Vorschein kam, so Dietz, sei das Buch. Matthias Schweikles Skulptur bildet eben dieses Objekt ab. Seine Skulptur ist ebenfalls aus Holz gearbeitet.

Auf der anderen Seite des Eingangs sehe man Skulpturen aus Stein, so Dietz. Clavigo Lampert habe eine Pietá aus Trümmerteilen des Südflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofes erarbeitet.

Eckard Bauschs Steinskulptur erscheine kryptisch, erklärt Dietz. Darauf sei ein Muster zu sehen, dass man als altertümliche Sprache oder Zeichen aus einer anderen Welt interpretieren könne.

Wolf-Stefan Reiser habe einen Sandstein bearbeitet und diesem einen Schwung verliehen, so dass er aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich erscheine.

Dietz erzählte, sie habe sich unter der Woche immer wieder auf den neusten Stand der Werke bringen und sich Bilder schicken lassen. Dann habe sie sich ihre Gedanken dazu aufgeschrieben. Die Reihenfolge der Künstler in ihrer Rede habe sie gewählt, da Hudy sich von den anderen abhebe und dann basierend auf den Werkstoffen. Reiser kenne sie schon sehr lange. Damals hätten die beiden zusammen an einem Projekt gearbeitet. Auch mit mehreren der anderen Künstler hatte die Kunsthistorikerin bereits zu tun.

Wiehe erklärte, er habe das Symposium in der Woche bestimmt drei- bis viermal besucht. Es herrsche eine kreative Ruhe im Kloster. "Es freut mich, dass die Künstler Spaß hatten. Diese Aktion ruft nach Wiederholung."

Die Idee, daraus einen Skulpturenpfad zu machen, habe noch kein Konzept. Man müsse sich zuerst mit Leuten unterhalten, die so etwas bereits gemacht haben. Zum Beispiel gebe es in Böblingen die "Sculptura".

Wiehe sagte, wenn es Künstler gebe, die bei so etwas mitmachen würden, sollte man es unterstützen. Die Idee sei auch nicht neu, sondern stünde schon länger im Raum. "Das wertet die Region stark auf", so Wiehe. In Hirsau sei der Aufwand relativ überschaubar gewesen. Das Symposium sei dafür aber sehr rege besucht worden. Reiser bestätigte die große Besucherzahl. Eine Skulptur, wie die in Hirsau, habe er normalerweise in der halben Zeit fertig gestellt: "Aber man schwätz mit den zahlreichen Besuchern. Davon lebt das Symposium ja auch."

Auch Urs Johnen, Vorsitzender des Vereins "StadtLandKultur", sagte, das Symposium sei traumhaft verlaufen: "Es hatte diesen Sommerfestcharakter, allerdings mit hochwertiger Kunst."

Auch Besucher, die nur am letzten Tag der Veranstaltung vor Ort waren, bekamen etwas zu sehen, so Johnen. Es sei toll, dass der Verein nun mit der "Bildenden Kunst" ein drittes Standbein habe.

Johnen sorgte mit Jan-Phillipp Wiesmann für die musikalische Begleitung des Symposiums. Er habe die Musik dem Rahmen anpassen wollen: "Wir haben uns für freie Improvisation entschieden, da auch die Künstler hier ja auch aus Rohmaterial etwas entstehen lassen." Wiesmann, der aus Backnang anreiste, freut sich, da es für ihn einer der ersten Auftritte nach dem Lockdown war.

Ralf Recklies, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, erklärte, es sei nicht selbstverständlich, dass die Behörden eine Veranstaltung wie das Symposium genehmigen. Dafür sei es umso besser gelaufen: "Die Künstler haben tolle Arbeiten errichtet. Die Besucher waren interessiert. Der Abschluss war sehr rund. Das könnte vielleicht eine regelmäßige Sache werden."

Entgegen der ursprünglichen Idee, zwei bis drei der Skulpturen zu kaufen, spielt der Landkreis mit dem Gedanken, alle Skulpturen zu erwerben, so Recklies.