Ist die Einsatzfähigkeit der Kommando Spezialkräfte in Gefahr? Foto: Fritsch

Oberst York Doehring fordert eigenes Beschaffungs-Budget. Für Präzisionsgewehr fehlt Spezialmunition.

Calw - "Wir laufen beim Kommando Spezialkräfte (KSK) Gefahr, dass wir künftig der Politik gegenüber bestimmte Einsätze ablehnen müssen, weil unsere Ausrüstung dafür nicht passt." Oberst York Doehring ist Leiter des Bereiches Weiterentwicklung beim KSK. Und damit zuständig für die Projektierung und Beschaffung künftig relevanter Ausrüstungsgegenstände der Elitetruppe der Bundeswehr.

 

Um "Taktgeber zu werden auch für die gesamte Bundeswehr" im Bereich des Beschaffungs-Managements habe man das insgesamt dreitägige Symposium im Dekra Congress-Centrum in Altensteig-Wart (Kreis Calw) ins Leben gerufen. Auf diese Weise wolle man einen direkteren Austausch zwischen den Herstellern von Waffen, Fahrzeugen und sonstigem Spezial-Equipment mit den Soldaten des KSK ermöglichen. Und neue Anforderungen "der Anwender aus dem Feld" unmittelbar an die Entwickler der Rüstungsindustrie weitergeben.

In den nicht-öffentlichen Workshops der Veranstaltung "wird Klartext geredet", kommt auf den Tisch, was funktioniert hat im echten Einsatz und was nicht. Wobei die eigentlichen Einsätze des KSK auch hier immer Geheimsache bleiben. "Aber die Erfahrungen mit Gerät und Ausrüstungen geben wir unmittelbar und ungefiltert weiter."

Dabei spart Doehring nicht an Kritik an den bisherigen Strukturen der Bundeswehr im Bereich Beschaffung: "Ob Krawatte oder Fregatte – wir haben da immer denselben hohen Beschaffungsaufwand." Und der müsse immer "durch das Nadelöhr" zu knapp besetzter Sachentscheider in den relevanten Dienststellen.

Doehrings Forderung: mehr dezentrale Entscheidungen, mehr Eigenverantwortung in den Truppenteilen. Konkreter Vorschlag: "Zum Beispiel ein eigenes Budget für den Kommandeur für kleine Sachanschaffungen." Wie eben Krawatten. Oder, wie beim KSK, für Spezialmunition für jenes Präzisionsgewehr, dass das KSK zwar im Arsenal stehen habe, aber nicht nutzen könne, weil die notwendigen Patronen fehlten.

Ein anderes Problem sei, dass jedes "Ding", das die Streitkräfte nutzten, einen Bundeswehr-internen Zertifizierungsweg durchlaufen müsse. So die Vorgaben der Politik. Das sei bei Waffensystemen sicher richtig. Bei Alltagsgegenständen, die auch im zivilen Leben zur Anwendung kämen und dort übliche Güte-Vorschriften erfüllten, könne man überlegen, ob da jedes Mal dieser Aufwand gerechtfertigt sei.

Aktuell, so Doehring, betreue er mit seinem Team rund 200 "Initiativen" genannte Beschaffungs-Projekte. Das seien 50 Prozent aller solcher "Initiativen" für neues Gerät innerhalb der gesamten Bundeswehr.

Eine klare Aussage lieferte Doehring auch zur jüngsten Diskussion, ob das KSK innerhalb der Truppe eine neue Kommandostruktur bräuchte. "Wir sind im Heer, und wir bleiben im Heer." Allerdings habe der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, jüngst eine heer-interne Untersuchung in Auftrag gegeben, wie man dem KSK mehr Autarkie innerhalb der Befehlsketten verschaffen könne. Wünschenswert sei, so Doehring, dass das dann endlich auch für den Bereich Beschaffung gelten würde.

Info: Hubschrauber für das KSK

Am 8. Dezember werden dem Calwer Kommando Spezialkräfte die ersten zwei eigenen Hubschrauber von Typ Eurocopter EC645 T2 LUH übergeben. Ein Projekt, so ein KSK-Sprecher, das "absolut im Zeit- und Kostenrahmen geblieben ist. Und perfekt funktioniert". Bis 2017 will das KSK insgesamt 15 dieser Hubschrauber in Einsatz nehmen. Kosten insgesamt: 194 Millionen Euro.