Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann hält beim evangelischen Kirchenbezirksfest auf dem Marktplatz die Kanzelrede. In kirchlichen Dingen kennt er sich gut aus. Foto: Verstl

Ministerpräsident hält Kanzelrede. "Salz der Erde" als biblisches Motto. Reformation und Politik ist 2014 Thema.

Calw - Ein ganz besonders prominenter Gast kommt am Sonntag, 13. Juli, zum evangelischen Kirchenbezirksfest nach Calw. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält im Festgottesdienst ab 10 Uhr auf dem Marktplatz die Kanzelrede.

"Ich habe ihn angeschrieben, und er hat fröhlich zugesagt", antwortet Dekan Erich Hartmann auf die Frage, wie es ihm gelungen ist, den Grünen-Politiker und praktizierenden katholischen Christen für die Teilnahme am Kirchenbezirksfest zu gewinnen. Nun gehört dazu sicher eine Portion Glück, denn der Calwer Dekan hat schon öfters vergeblich versucht, Kretschmann für die Neujahrspredigt in der Stadtkirche zu gewinnen. Das es geklappt hat, darüber ist die Freude groß. "Ich habe Kretschmann auf dem Kirchentag in Hamburg erlebt, wie er dort eine großartige Bibelarbeit gestaltet hat", erzählt Hartmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mit Parteipolitik habe die Einladung an den Grünen-Politiker nichts zu tun, betont der Dekan. Kretschmann bekenne sich zum Christ sein, schöpfe daraus Kraft und nehme zu religiösen Themen pointiert Stellung.

Dass der Ministerpräsident Katholik ist, sei kein Kriterium gewesen. Auch die katholische Theologin Barbara Deifel-Vogelmann aus Simmozheim, die in früheren Jahren in der ARD mehrere Male das "Wort zum Sonntag" gesprochen habe, sei schon Gast beim evangelischen Kirchenbezirksfest in Calw gewesen.

Gleichwohl sieht Hartmann schon auch einen zusätzlichen Reiz in der Rede Kretschmanns auf dem Kirchenfest. Hintergrund sei nämlich die Reformationsdekade im Vorfeld des Jubiläumsjahres 2017. Denn dann feiern die evangelischen Christen 500 Jahre Reformation.

Die Idee, einen Politiker einzuladen, lag auf der Hand. Denn das Jahr 2014 stehe im Rahmen der Reformationsdekade unter dem Thema "Reformation und Politik". Da gehe es, so Hartmann, um den Einfluss christlicher Religion. Dafür stehe das Wort Jesu aus der Bergpredigt: "Ihr seid das Salz der Erde". Vor dem Hintergrund dieses biblischen Mottos benennt Hartmann die zentralen Fragen: Wie viel Salz streut die Kirche und wie viel soll sie überhaupt streuen? Sind wir Christen das Salz in der Suppe oder nur ein fader Aufguss im Alltag der Welt? Christ sein soll sich nicht im Verborgenen abspielen. Es gehe darum, sich als Staatsbürger einzubringen. Dabei stünden der Erhalt der Schöpfung sowie Frieden und Gerechtigkeit im Vordergrund.

Ein "Salzmarsch" durch Calw mit dem Erwachsenenbildungsreferenten Reinhard Kafka erinnert anlässlich des Kirchenbezirksfests unter anderem an den Salzmarsch Mahatma Gandhis in Indien, der das Ende der Kolonialherrschaft einläutete. Erinnert wird auch daran, dass Calw im 18. Jahrhundert das Zentrum des Salzhandels in Württemberg war.