Gespannt verfolgten die zahlreichen Zuhörer im Hirsauer Kursaal die Ausführungen der Gutachter. Foto: Fritsch

Sanierungsplan für Deponie muss bis Ende Juni vorliegen. Viele Fakten, wenige Erkenntnisse.

Von Marion Selent-Witowski

Calw. Die Zeit drängt. Bis 31. Juni muss die Stadt Calw dem Landratsamt den endgültigen Sanierungsplan für die Tälesbach-Deponie vorlegen. Die Informationsveranstaltung am Montagabend im Hirsauer Kursaal machte das Großprojekt transparenter. Dennoch bleiben viele Fragen offen.

"Morgen wird noch kein Lastwagen und kein Zug wegen der Deponie durch den Kreis fahren. Bis es so weit ist, passiert noch einiges", sagte Oberbürgermeister Manfred Dunst, der die gemeinsame Veranstaltung von Stadt und der Bürgerinitiative (BI) zur umweltverträglichen Sanierung der Deponie moderierte. Dennoch sei es richtig und notwendig, mit der Bevölkerung über das dringend notwendige Sanierungsprojekt zu sprechen. Der Infoabend solle zur Versachlichung beitragen.

Der Zustand der zwei rund 40 Meter hohen Altablagerungen, die im Fuchsloch hinter dem quer zum Talausgang verlaufenden Bahndamm zwischen dem Welzberg und dem Ottenbronner Berg liegen, wurde ausführlich dargestellt. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Anlage jederzeit ins Rutschen geraten könnte. Vor einem Jahr war davon ausgegangen worden, dass zur Stabilisierung mit Erdstützkörpern 1,2 Millionen Kubikmeter Material nötig sein würden. Wie Ernst Ammer, Dezernatsleiter Umwelt und Ordnung im Landratsamt sagte, sollen 500 000 Kubikmeter verbaut werden und "nichts darüber hinaus".

Mit Spannung erwartet wurden Aussagen zum Transport des Materials auf der Schiene oder der Straße. Wie berichtet, kommt eine Studie der TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH (TKK) zu dem Ergebnis, dass die Anlieferung auf der Schiene über die Nagoldtalbahn grundsätzlich möglich ist. Dies würde aber tagsüber den Fahrplan komplett durcheinander bringen, gleichzeitig aber bedeuten, dass pro Tag nicht 50 Lastwagen durch den Kreis fahren müssen, sondern dafür nur ein Güterzug, der die entsprechende Menge aufnimmt.

Am Montag deuteten mehrere Ausführungen auf einen Straßentransport hin – zum einen aus Kostengründen und zum anderen, weil der geplante S-Bahn-Anschluss nach Weil der Stadt, der wieder in greifbare Nähe gerückt ist, nicht gefährdet werden soll. Laut TTK-Gutachter Udo Sparmann würde die Materialanlieferung auf der Schiene rund 14 Euro pro Tonne kosten, der auf der Straße acht Euro. "Es geht mit der Schiene, ist aber für das S-Bahn-Projekt nicht unbedingt von Vorteil", fügte Sparmann hinzu. "Wir sollten die S-Bahn-Idee nicht kaputt machen durch die Freigabe der Schienen für die Deponieverfüllung", sagte Landratstellvertreterin Claudia Stöckle zu zeitlichen Überschneidungen der beiden Projekte.

Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, betonte, dass es vorderrangig um die Hangsicherung gehe. Sowohl die Straßen- als auch die Schienenleistungen sollen ausgeschrieben werden. BI-Sprecher Karl-Ulrich Templ forderte ihn dazu auf, sich nicht hinter betriebswirtschaftlichen Argumenten zu verstecken, sondern auf die doppelte Ausschreibung zu verzichten.

Mit dem Sanierungsplan und der Sanierungsvereinbarung zwischen Bahn und Stadt wird sich der Calwer Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. Juni befassen.

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