Mit Grippe im Bett? Muss nicht sein: Eine Impfung kann vorbeugen, rät der Arzt Karl Köllhofer. Foto: Gambarini

Gesundheit: Arzt empfiehlt Vorsorge insbesondere für ältere Menschen und chronisch Erkrankte.

Calw  - Der Winter ist da, die Kälte auch. Das heißt: Die nächste Grippewelle kommt bestimmt. Doch was tun? Karl Köllhofer, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Calw, empfiehlt: sich impfen lassen. Und das "nicht erst im Januar".

Wenn die Temperaturen draußen sich dem Gefrierpunkt nähern, rollen meist auch Erkältungswellen durch den Kreis. Doch das ist längst nicht alles. Die Gefahr einer Grippewelle besteht ebenfalls. Chronisch Erkrankten und älteren Menschen wird dann häufig empfohlen, sich mit einer Impfung zu schützen. Aber was ist dran an dieser Empfehlung, die oft ab Herbst gebetsmühlenartig wiederholt wird?

100 Prozent Schutz sind ein unerreichbares Ziel

Wir haben nachgehakt und den Calwer Arzt Karl Köllhofer befragt. Der hat eine klare Meinung: Grippe-Impfungen sind wichtig, vor allem für alte und kranke Menschen. Aber auch Menschen, die "täglich mit vielen Menschen in Kontakt kommen, beispielsweise beim Discounter an der Kasse angehustet werden", seien gut beraten, mit einer Impfung vorzusorgen.

Obwohl diese Art der medizinischen Vorbeugung hauptsächlich älteren Menschen empfohlen werde, sei genau dort die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs mit 50 bis 70 Prozent am Niedrigsten, erklärt Köllhofer – der sich übrigens selbst jeden Herbst impfen lässt. 100 Prozent Schutz sei ein unerreichbares Ziel, da es zu viele verschiedene Grippeviren gebe, die sich zudem schnell anpassen und dadurch unempfindlich für manche Impfungen werden könnten.

Dass die Wahrscheinlichkeit, durch eine Grippeimpfung geschützt zu sein, so gering erscheine, hänge laut Köllhofer damit zusammen, dass viele Menschen von der Wirksamkeit anderer Impfungen verwöhnt seien. Masernimpfungen beispielsweise schützen die Geimpften in fast 100 Prozent der Fälle vor dem Erkranken. Köllhofer betont allerdings: "Wenn es ein Mittel gäbe, das 50 bis 70 Prozent aller Herzinfarkte verhindern würde, würden wir uns darüber freuen."

Dem Arzt liegt am Herzen, dass man sich so früh wie möglich impfen lassen sollte. Etwa ab Mitte September sei der Impfstoff bei den Hausärzten vorrätig.

Eine spätere Impfung sei generell zwar möglich und in den meisten Fälle auch richtig, berge aber das Risiko, dass "man die Grippe schon in sich trägt und dann im Nachhinein denkt, dass die Impfung an der Schwere der Grippesymptome schuld sei", sagt Köllhofer. Daher empfiehlt er, sich vorab im Internet zu informieren, ob und in welchem Umfang die Grippewelle den eigenen Landkreis schon erreicht hat.

Als Vorsitzender der Kreisärzteschaft weiß Köllhofer, dass in den vergangenen Jahren auch der Kreis Calw nicht von Grippewellen verschont blieb. Er hat jedoch das Gefühl, dass "der Schutz der Grippeimpfung über den statistischen Werten liege".