Die Gruppe Faun beeindruckte auch mit einer faszinierenden Lichtshow. Foto: Fritsch

Klangteppich, der niemanden kalt lässt: Publikum hat bei Klostersommer-Premiere viel Freude. Musik erscheint letztlich zeitlos.

Calw-Hirsau - Es hat etwas gedauert, aber dann gingen die Schwaben aus sich raus. "Stühle sind ungewöhnlich für ein Faun-Konzert", gestand Oliver S. Tyr zu Beginn. Links und rechts der Bühne tanzten zwar von Anfang an einige mittelalterlich gewandete Fans. Aber bis die ganze Meute endlich dem lauthalsen Ruf "Steht auf!" eines dieser Fans folgte, dauerte es.

Was absolut nicht gegen die Qualität der angesagten Mittelalter-Pagan-Folk-Rock-Truppe spricht und auch ganz und gar nicht daran lag, dass die Themen und die Melodien das altersgemischte Publikum nicht berührt hätten. Denn die wunderschönen Balladen – wie "Wind und Geigen" oder "Luna", Titelsong des aktuellen Chartstürmers der Gruppe, waren wie geschaffen zum Zuhören und sich Hineinziehen lassen in eine mystische, fantastische, verwunschene Stimmung; und sich zugleich der in jedem Herz tief verankerten Sehnsucht nach Liebe hinzugeben.

Uralte Instrumentemischen sich mit elektronischen Beats

Jedes der Bandmitglieder ist Multi-Instrumentalist. Exotische und uralte, archaische Instrumente wie die Fujara oder Seljefloit, Schalmei und Pommer oder Drehleier und Laute, verwoben mit Harfe, Gitarre und Trommeln aller Art und Größen, gemixt und unterlegt mit elektronischen Beats und Rhythmen, verbanden sich zu einem Klangteppich, der niemanden kalt ließ. Eine Lichtshow mit viel Nebel unterstrich die Klänge mal bläulich-magisch wie eine Mondscheinnacht. Dann wieder zuckten grelle Lichtblitze im Kreuzgang-Geviert auf. Oder feuerrote schweifende Spots illuminierten einen akustischen Weltuntergang, wenn es richtig zur Sache geht bei "Das Rad" und Oliver S.Tyr die Nyckelharp im Wettstreit mit der Trommel von Rüdiger Maul rockt.

Dann wieder kommen die romantischen, die leisen Töne in feinen Nuancen zum Tragen, wenn Katja Moslehner und Fiona Rüggeberg mit ihren anrührenden Stimmen für Gänsehaut mit einem spanischen Lied. "Wenn das Meer die Tinte wär‘ und der Himmel das Papier, so würde das nicht ausreichen, um aufzuschreiben, wie viel du mir bedeutest", heißt es dort.

Vor allem in den Instrumentalpassagen kamen die grandiosen Cello-Klänge der russischen Gastmusikerin Maya Friedmann zur Geltung. Mit Feuerakrobatik und Tanz zauberte Ayuna eine weitere Facette in den mystischen Abend. Zum Schluss standen (fast) alle, und kaum jemand stand still. Die Schwingungen der Musik, die zeitlos scheint und doch aus einer anderen, einer alten vergangenen Zeit herüberklingt, verlangten nach Bewegung.

Oliver S. Tyr, Fiona Rüggeberg, Katja Moslehner, Stephan Groth, Rüdiger Maul und Niel Mitra, zusammen Faun, waren zum ersten Mal beim Klostersommer. Ihrer eigenen sicht- und hörbaren Freude sowie der lautstarken und anhaltenden Begeisterung des Publikums nach zu urteilen, sicher nicht zum letzten Mal. Wo auch sonst passen ihre Musik und ihre Botschaften besser hin als an einen Ort, der ebenfalls viel von vergangener Zeit und ewig-gültiger Botschaft zu erzählen hat.