Aus Sicht des Kreisseniorenrats sollte auch für Nagold eine Lösung in Sachen Kurzzeitpflege angestrebt werden. Foto: Fritsch

Vorsitzender des Kreisseniorenrats nimmt in Interview Stellung. Krankenhauskonzept 2021 "aus Sicht der Älteren zu begrüßen".

Kreis Calw - Das neue Klinikkonzept steht. Doch wie sieht es eine Gruppe, die ein ganz genaues Auge auf die Gesundheitsversorgung in der Region hat, die Senioren? Wir sprachen mit Hansjörg Hummel, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, über den Campus, demente Senioren und das geplante KSK-Absetzgelände bei Haiterbach.

Der Kreistag hat dem überarbeiteten Medizinkonzept 2021 zugestimmt. Wie sieht man beim Kreisseniorenrat diese nach langer Debatte getroffene Entscheidung?

Es bleibt zu hoffen, dass damit die große Verunsicherung der Bevölkerung, gerade auch der Seniorinnen und Senioren im Landkreis, ein Ende findet, vorausgesetzt, dass nicht wieder Querschüsse aus dem Raum Calw dies verhindern.

Ist der Kreisseniorenrat mit dem neuen Konzept rundum zufrieden oder gibt es Punkte, die aus Ihrer Sicht noch nicht ausreichend geregelt sind?

Als Vertreter der Interessen der Älteren unter uns, ist es dem Kreisseniorenrat wichtig, auf folgende notwendige Ergänzungen und Aspekte bei diesem Konzept hinzuweisen: Schon bei der Einweisung in die Klinik wird aufgrund der Diagnose auch die Verweildauer im Krankenhaus festgelegt. Das bedeutet vor allem für die älteren Mitbürger, dass sie entlassen werden, auch wenn ein selbstständiges Wohnen wie vor dem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder gegeben ist. Das ist heute schon ein Problem, weil in diesen Fällen, auch bis zum Beginn einer Reha, eine Kurzzeitpflege notwendig ist und somit einen entsprechenden Platz in einem Heim erforderlich macht, der oft nur schwer zu bekommen ist. Hier ist geplant, zumindest in Calw auf dem Gesundheitscampus 30 Betten für diese Kurzzeitpflege vorzusehen, allein, bislang fehlt dafür ein Träger. Somit ist dieses Projekt noch nicht in trockenen Tüchern und der Kreisseniorenrat muss in dieser Sache, im Rahmen der Gesundheitskonferenz und des Beirats, am Ball bleiben. Das gilt auch für eine adäquate Lösung für den Nagolder Standort des Klinikums.

Immer öfter sind ältere Mitbürger auch von Demenz betroffen. Wie sieht es eigentlich mit deren Versorgung in den neu konzipierten Kliniken aus?

In den Seniorenzentren wurde in den vergangenen Jahren viel Kreativität eingesetzt, um die Bedingungen für demente Bewohner und deren Belange so zu gestalten, damit die Würde dieses Personenkreises erhalten bleibt. Diese Konzepte gilt es zu studieren, um daraus ein machbares Konzept für das Klinikum zu erarbeiten. Heute ist die Unterbringung von Demenzpatienten im Krankenhaus bei weitem nicht bedarfsgerecht. Auch hier besteht, auf die Neuausrichtung des Klinikums an beiden Standorten bezogen, Handlungsbedarf.

Gibt es auch außerhalb des eigentlichen Klinikkonzeptes noch Themen rund um die Krankenhäuser, mit denen sich der Kreisseniorenrat aktuell und in Zukunft beschäftigt?

Für den Standort Nagold gibt es noch eine Besonderheit, die nicht akzeptabel ist. Die Klinikgebäude befinden sich unmittelbar unter den Einflugschneisen und Warteschleifen für das geplante Absetzgelände bei Haiterbach. Es gibt zwar die Intention, hier eine Verlegung zu erreichen, aber bevor keine offizielle Änderung von den zuständigen Stellen bestätigt ist, werden wir auch an diesem Thema dranbleiben.

Sind diese genannten Punkte als Kritik am gesamten Konzept zu verstehen oder als Anregungen für die Zukunft?

Das jetzt verabschiedete Medizinkonzept ist aus Sicht der Älteren sehr zu begrüßen. Es gibt aber noch ungeklärte Handlungsfelder, die dieses Konzept nicht schmälern sollen, sondern es zu einer auch im Detail durchdachten Lösung für die Bürger machen.