Viel Spott für den Machthaber
Zugleich werde über kein anderes Land der Erde laut Benninghoff derart viel gespottet wie über Nordkorea, der Herrscher Kim Jong-un mitunter als schlichtweg Verrückter mit Betonfrisur abgetan. Doch bei genauem Hinsehen komme man zu einem differenzierteren Urteil. "Was absolut erstaunlich ist", so Benninghoffs Fazit, "ist die Tatsache, wie langlebig das Regime ist." Es habe schon schlimmste Krisen überstanden, wie etwa die schwere Hungersnot in den 1990er-Jahren. "Doch das Land hält sich" – nicht zuletzt durch eine lückenlose Indoktrination der Bevölkerung und einem ausgetüftelten Polizeistaat.
Im Vergleich zu den dunklen 1990er-Jahren, als sein Vater Kim-Jong-il regierte, habe der seit 2011 herrschende Kim Jong-un "sogar so etwas wie einen kleinen Wohlstand geschaffen". Noch in den 90er- Jahren hätten "hungernde Kinder Gras gegessen", im Vergleich zu diesen dunklen Zeiten, gehe es denMenschen "einigermaßen gut", wobei die Betonung auf "einigermaßen" liegt. Auch das Festhalten des Landes an dem weltweit kritisierten Atomprogramm erklärt Benninghoff: Der Besitz von Nuklearwaffen betrachte Pjöngjang als "Überlebensgarantie". Solange das Land mit Atomwaffen drohen könne, wagten selbst die USA keinen militärischen Angriff, so die Strategie des Diktators.
Die Zukunft ist schwer vorherzusagen
Und wie geht es weiter mit dem Land, will man wissen? Hier muss auch der Nordkorea-Kenner Benninghoff passen. Noch vor einigen Jahren habe er die Hoffnung gehabt, dass "der Neue" eine Öffnung und eine Reformpolitik wie in China einleiten würde, bekennt Benninghoff. Doch das sei nicht eingetreten. Allerdings müsse man Kim Jong-un eines zugestehen: "Er hat es als erster Präsident Nordkoreas geschafft, einen US-Präsidenten an den Verhandlungstisch zu bringen."
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