Eine junge Singdrossel Foto: Kuchel Foto: Schwarzwälder Bote

Tierschutz: Nabu rät dringend vom Mitnehmen ab

Calw. Der Nabu Calw und Umgebung bittet Spaziergänger, vermeintlich hilflose Jungvögel nicht mitzunehmen. "Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt", erklärt Cornelia Kuchel vom Nabu Calw. "Meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden."

Trennung von Eltern

Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. "Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu erziehen – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern." In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben.

Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor sie fliegen können. Dazu zählen neben typischen Nestflüchtern wie Enten oder Kiebitzen laut Nabu auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen wie der Waldkauz. Im Siedlungsbereich finde man häufig bräunlich gefleckte Jungamseln, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entfliehen. Sie geben sogenannte Standortlaute von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. "Dieses Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns", erläutert die Nabu-Vorsitzende.

"Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt", sagt Kuchel. Diese Verluste seien jedoch evolutionär eingeplant: Die Tiere würden für viel Nachwuchs sorgen, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. "Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen." Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. "Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel, indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und auch vogelfreundliche – Landwirtschaft unterstützen."