In der Talstraße gibt es mehrere Häuser, die nur sehr langsames Internet haben. (Symbolfoto) Foto: dpa

Einzelne Häuser in Stammheim haben lediglich DSL6000. Kabelverzweiger nicht ausgebaut.

Calw-Stammheim - Calw ist im Allgemeinen gut mit schnellem Internet versorgt, heißt es vonseiten des Landramtsamtes. Ganz Calw? Nein - in Stammheim, genauer in der Talstraße, gibt es mehrere Häuser, die nur sehr langsames Internet haben. Und das schon seit langer Zeit. Für die Bewohner ein unhaltbarer Zustand.

"Eine Never Ending Story" – so bezeichnet eine Anwohnerin der Talstraße das Internet-Problem in ihrer Nachbarschaft und seufzt. Die Häuser in der Talstraße 19 und 21 sind quasi von schnellem Internet abgeschnitten. Und das, obwohl die Deutsche Telekom 2014 im großen Stil in Stammheim ausgebaut hat. "Allerdings gucken hier mehrere Mehrfamilienhäuser in die Röhre", echauffiert sie sich. "Während in ganz Stammheim VDSL 250 (250 MBit pro Sekunde, Anm. d. Red.), mit wenigen Ausnahmen, die zumindest noch VDSL 50 erhalten, verfügbar ist, wurden die genannten Häuser beim damaligen Ausbau komplett außen vorgelassen." Verfügbar sei für diese lediglich DSL 6000 (6 MBit pro Sekunde, Anm. d. Red.)– "eine Technik aus dem letzten Jahrzehnt", wie die Anwohnerin berichtet. Schneckentempo im Vergleich zu den restlichen Häusern im Ort. Das Streamen von Filmen oder Homeoffice seien damit ausgeschlossen. "Unfassbar" für die Stammheimerin – ist das Neubaugebiet Mühläcker doch nur wenige Meter Luftlinie entfernt. Und auch die Bürger dort haben schnelles Internet.

Der Verursacher der ganzen Problematik ist der Kabelverzweiger (KVZ), an den der Straßenzug in Stammheim angeschlossen ist. Dieser sei nämlich nicht ausgebaut, erläutert Lena Raschke von der Deutschen Telekom. Zu den näheren Hintergründen dieser Tatsache gab das Unternehmen bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab. Nur so viel: "Im Zuge des Projektes Gigabit Region Stuttgart, wo wir in der Region Glasfaser bis ins Haus verlegen, werden wir uns auch Stammheim noch einmal ansehen", führt Raschke aus. Wann das jedoch sein wird, könne sie nicht sagen.

In ihrer Not hatte sich die Anwohnerin der Talstraße bereits an den damaligen Oberbürgermeister Ralf Egger sowie an Stammheims Ortsvorsteher Patrick Sekinger gewandt. Doch wirklich helfen konnten die auch nicht. Den Ausbau selbst in die Hand nehmen kann die Kommune nicht, würde sie damit doch in das "Hoheitsgebiet" der Telekom eindringen. Möglich wäre die Beantragung von Fördermitteln zur Unterstützung des Ausbaus nur dann, wenn die Stadt ein Markterkundungsverfahren einleiten würde, erklärt Bernd Land, Beauftragter der digitalen Offensive im Landkreises Calw. Dabei werden die Ausbaupläne privater Netzbetreiber für die kommenden Jahre abgefragt. Ergibt sich aus dieser Überprüfung, dass vonseiten der Unternehmen nichts geplant ist, könnte die Stadt entsprechende Fördermittel für einen Ausbau bekommen, erläutert Land.

Gesamtüberblick schaffen

Sekinger bringt auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten ebenfalls eine Markterkundungsverfahren ins Spiel. Allerdings würde er zunächst empfehlen, Fördermittel für eine Beratung zu beantragen. Diese stünden den Kommunen vonseiten des Bundes einmalig zur Verfügung. Im Zuge der Beratung sollen sogenannte weiße Flecken im Stadtgebiet untersucht und so ein Gesamtüberblick geschaffen werden. Hat man diesen, könne man gegebenenfalls immer noch ein Markterkundungsverfahren einleiten.

Der Ortsvorsteher von Stammheim zeigt sich optimistisch, dass der neue Oberbürgermeister, Florian Kling, sich dieser Problematik zügig annehmen wird – schon allein wegen seiner beruflichen Vorgeschichte als Digitalisierungsberater einer Verwaltung. Momentan, in der Übergangsphase, in der Eggert nicht mehr und Kling noch nicht offiziell OB ist, sei es schwierig, Nägel mit Köpfen zu machen. Warum der KVZ beim Ausbau 2014 außen vorgelassen wurde, kann sich Sekinger nicht erklären.

Die Stammheimerin, die mit den Folgen dieser Entscheidung zu leben hat, kann das jedenfalls nicht nachvollziehen. Zwar, gibt sie zu, sei sie keine Technikexpertin und könne deshalb auch nicht einschätzen, was ein Ausbau kosten würde. Auf der anderen Seite sei es ihrer Meinung heutzutage schlicht nicht mehr tragbar, ein derart langsames Internet zu bieten. Das könne sich auf lange Sicht auch negativ auf den Preis der Immobilie auswirken. "Das ist neandertalermäßig", ärgert sich die Anwohnerin.