Jiri Hönes (links) nach der Vorstellung seines Buches über Leben, Wirken und literarische Hinterlassenschaft von Karl Doll im Landratsamt im Gespräch mit Besuchern. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Jiri Hönes beschreibt Leben und Werk des Calwer Oberamtmanns Karl Doll / Zusätzliche Hinweise zur Historie

Von Hans Schabert

Calw. Im Juni wurde im Landratsamt das von Jiri Hönes verfasste und dem Kreisarchiv Calw herausgegebene Buch, "Tief unten zieht die Nagoldwelle... – Karl Doll – Leben und Werk, Sagen und Sonette", vorgestellt (wir berichteten). Es beschreibt den Lebensweg dieses Oberamtmanns von Calw und sein hier entstandenes, beachtliches literarisches Werk. Doll war von 1872 bis 1879 Bezirkschef.

Hönes hat eine Menge ausgegraben, in dem Doll in Gedichtform wie in Prosa vielerlei Wissenswertes dokumentiert. Wer sich die 168 Seiten vornimmt, der stellt rasch fest, dass er als Autor im Oberamt und der Nachbarschaft "herumkommt". "O stilles Teinach, ewig reizumflossen", so beginnt eines seiner Gedichte. Drei Sonetten sind überschrieben: "Den scheidenden Richtern". Hintergrund war, dass in Calw 1874 das Kreisstrafgericht – etwa einem heutigen Landgericht entsprechend – gegen den Willen des Calwer Schultheißen Schuldt aufgehoben wurde.

Der Geist von Weckershausen, einem abgegangenen Ort bei Unterhaugstett, wird dargestellt und in seinem Wirken geschildert. Sprüche auf Ofenkacheln in Deckenpfronn und aus der Hafnerwerkstätte Röder in Neubulach sind wiedergegeben. In Gedichtform festgehalten sind Calwer Ereignisse und Plätze. Hinweise von Hönes zur Historie machen den Band für Geschichtsinteressierte besonders wertvoll. Teilhaben dürfen die Leser am Schriftverkehr zwischen dem Oberamtmann und Joseph Victor von Scheffel sowie noch manch anderem Interessantem aus der Zeit nach dem Krieg von 1870/71.

Eine Besonderheit ist Dolls Sagensammlung. Diese veröffentlichte er in der Zeitschrift "Alemannia" mit 78 Texten von 1878 bis 1880. Da ist festgehalten, was über die Erdmännchen von Aichelberg überliefert ist. Auch ihre Pendants in Aichhalden, Kapfenhardt, Lützenhardt und Martinsmoos kommen zur Sprache.

Von den wandelnden Lichtern Altburgs und den von Breitenberg aus zu sehenden schwebenden Lichtern Liebelsbergs ist die Rede. Berichtet wird von den Geistern beim Gaisburger Schloss unweit Holzbronn, den wilden Jägern von Martinsmoos und der versunkenen Kirche von Möttlingen.

Der Band (ISBN 978-3-00-045852-1) ist im Buchhandel und beim Landratsamt – dank der Förderung durch die Raiffeisenbank im Kreis Calw – zum günstigen Preis von zehn Euro erhältlich.