Foto: Schwarzwälder-Bote

Wieder ein Jahr vorbei und wieder nichts passiert in Calw? Auf

Wieder ein Jahr vorbei und wieder nichts passiert in Calw? Auf den ersten Blick scheint es fast so. Ein großes City Center mit acht Geschäften und 7000 Quadratmetern Nutzfläche wurde für satte 13 Millionen Euro erstellt, in das, überspitzt gesagt, niemand reingeht. Indes dümpelt der Marktplatz weiter vor sich hin. Und da wird bis zum Abschluss der Rathaus-Sanierung 2017 nicht viel geschehen.

 

Gerade das "Quartier Unterer Marktplatz" ist einer der Gründe, warum es schwierig ist, in Calw voranzukommen. Denn die Stadt befindet sich in einer finanziellen Zwangsjacke. So um die 17 Millionen wird das Rathaus-Projekt kosten, etwa die Hälfte bleibt an der Stadt hängen. So können schöne alte historische Gebäude zu einer Last werden, für die niemand was kann. Letztlich ist es aus heutiger Sicht müßig, ob schon früher etwas hätte getan werden müssen.

Nächster Punkt ist die Deponie Tälesbach. Eine Altlast aus einer Zeit, in der mit Themen wie Müll und Umwelt noch anders umgegangen worden ist. Auf jeden Fall kommen weitere Ausgaben in Millionenhöhe hinzu. Auch darum kommt die Stadt nicht herum, denn schließlich will niemand, dass die Deponie in Richtung Hirsau abrutscht.

Zu allem Unglück kommt die reichlich verunglückte Abwasserkonzeption Holzbronn-Liebelsberg hinzu. Aus neun Millionen sind inzwischen fast 20 Millionen Euro Kosten geworden. Fehlendes Controlling, schlechte Planung und ein überstürzter Beginn, um an die Töpfe der Landeszuschüsse zu kommen, sind die Gründe, dass die Abrechnung zum wahren Horror wurde. Auch wenn das Land bei den Mehrkosten mit 72,5 Prozent dabei ist, bleibt ein gewaltiger Brocken an der Stadt hängen.

Die Belastungen nehmen kein Ende. Jetzt kommt auch noch die Hesse-Bahn. Wenigstens ein Zukunftsprojekt. Die S-Bahn-Anbindung in Richtung Stuttgart ist das mit großem Abstand wichtigste Vorhaben für Calw, das natürlich nicht zum Null-Tarif zu haben ist. Für Investitionen und Betrieb sind 1,4 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt.

Zu allem Überfluss trübt sich die Haushaltssituation ein. Der neue Kämmerer Klaus Reichert musste für den Etat 2015 gleich mit ganz spitzer Feder rechnen, um das Zahlenwerk genehmigt zu bekommen. Die Gesamtverschuldung der Stadt erreicht 34 Millionen Euro, hat sich damit seit 2003 nahezu verdoppelt und steigt weiter. Hoffentlich kommt es zu keinem Konjunktureinbruch. Die düstere politische Großwetterlage, insbesondere mit Blick auf die Ukraine-Krise, könnte durchaus negative wirtschaftliche Auswirkungen zeitigen.

Sind das Gründe, um Trübsal zu blasen? Die Stadt habe, das betont Oberbürgermeister Ralf Eggert immer wieder, ein Einnahmeproblem. Da wurde durchaus der Hebel angesetzt. Dabei handelt es sich jedoch um Vorhaben, deren positive Effekte sich nicht so schnell zeigen. Gewerbe- und Baugebiete müssen erst erschlossen und verkauft werden. Immerhin verzeichnet Calw beim Ein- und Zweifamilienhausbau derzeit einen wahren Boom. Das wirkt einer bislang tendenziell sinkenden Einwohnerzahl entgegen.

Und es gibt mehr Babys in Calw. Es wäre sicherlich vermessen, das alleine auf den Ausbau der Kleinkindbetreuung zurückzuführen. Der Anstieg muss sich erst noch verstetigen. Dennoch: Die Weichen sind gestellt. Das zeigen die Fertigstellung des Kinderhauses Heumaden und die abgeschlossene Sanierung des Kindergartens Schulgasse. Die Stadt hat mittlerweile mehr Erzieherinnen als Mitarbeiter in der Verwaltung beschäftigt. Wenn das kein gutes Zeichen für die Zukunft ist.