Daniela Lindner (links) begrüßte Unternehmerinnen aus dem Nordschwarzwald zu einer Diskussionsrunde. Foto: Verstl Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Unternehmerinnen diskutieren über Frauen im Berufsleben / Entsprechende Erziehung gefordert

Calw-Altburg. Frauen verdienen weniger als Männer und sind in Führungspositionen selten zu finden. Das scheint hierzulande Folge einer entsprechenden gesellschaftlichen Prägung zu sein, die wesentlich auf die Erziehung und Sozialisation von Frauen zurückzuführen ist.

So jedenfalls lautet das Ergebnis eines Fachgesprächs mit Unternehmerinnen, zu dem Daniela Lindner zusammen mit der Kontaktstelle "Frau und Beruf" bei der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald (IHK) in die Räumlichkeiten des Unternehmens Börlind in Altburg eingeladen hatte. Sie war Gastgeberin in zweierlei Funktion: zum einen als Mitglied der Geschäftsführung des Naturkosmetikherstellers, zum anderen als Regionalleiterin Nordschwarzwald des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU). Thema des Abends: "Potentialentwicklung – Qualifizierung von Mitarbeiterinnen".

Natürlich ist es schwer, sich in einer jahrzehntelang von Männern dominierten Welt in Unternehmen durchzusetzen. Referentin und Moderatorin Karin Bacher wusste ihre leidvollen Erfahrungen aus der IT-Branche eindrucksvoll zu schildern – wie sie hin und wieder abends weinend vor einem Glas Rotwein saß. Sie hat es am Ende in eine Führungsposition geschafft. Heute ist sie selbstständige Unternehmensberaterin in Pforzheim – und berät vor allem Männer. Bacher: "Ich bin nicht zum Mann geworden und noch immer ein Vollweib. Ich habe die Spielregeln gelernt und spiele damit."

Natürlich gibt es die Männer, die ihre Augen verdrehen, wenn Frauen Konferenzen verlassen, weil sie ihre Kinder von der Kita abholen müssen. Der Unternehmergeneration "60plus" fehlt meist jedes Verständnis, wenn Väter Elternzeit in Anspruch nehmen. Und es gibt den schwäbischen Mittelständler, der von Home Offices, die Frauen die Vereinbarung von Familie und Beruf erleichtern, nichts hält: "Die mache do älles mögliche, bloß net schaffe".

Dieses Vorurteil hat Alicia Lindner, Vertriebsleiterin bei Börlind, ganz schnell entkräftet. Dort ist es Frauen ausdrücklich untersagt, nach 23 Uhr noch E-Mails zu verschicken. Bacher: "Es gibt viele mit einem 30-Stunden-Arbeitsvertrag, die 50 Stunden arbeiten." Es gilt, so die Beraterin, eine offene Unternehmenskultur zu schaffen, die von Vertrauen geprägt ist.

Feminine Attribute

Doch es liegt auch ein gutes Stück weit an den Frauen selbst, meint Lindner. Die 29-Jährige hört im Bekanntenkreis immer wieder Sätze wie: "Das ist ganz wichtig, dass du beim Kind bleibst." Oder: "Ich kann meinen Mann nicht mit dem Kind allein lassen."

Das liegt mit daran, so die VdU-Landesvorsitzende Constance Bräuning-Ast, dass in Deutschland Frauen, die als Mütter zuhause bleiben, noch immer hoch anerkannt sind. In Frankreich werden sie dagegen gefragt, warum sie nicht arbeiten.

So fehlt es Frauen in Deutschland im Beruf oft an Selbstbewusstsein. Sie trauen sich weniger zu als Männer, haben aber oft die besseren Abschlüsse. Das führt dazu, so Bacher, dass sie sich, wenn eher männliche Eigenschaften wie Durchsetzungsstark, Analytisch und Offensiv in Stellenanzeigen gefordert sind, gleich gar nicht bewerben. Männer dagegen stellen sich mit breiter Brust, wenn eher weibliche Attribute wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit verlangt sind. Nach dem Motto: "Ich schaffe das!"

So bleibt letztlich nur, mit einer entsprechenden Erziehung von Mädchen, dieser gesellschaftlichen Prägung entgegenzuwirken.

Und es gilt, Frauen "extrem zu ermutigen", Führungspositionen anzutreten, so Marjia Madunic, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf. Bei all ihren Risiken biete gerade die Digitalisierung Chancen für Frauen in der Berufswelt, wie IHK-Präsidentin Claudia Gläser in ihrem Grußwort sagte.