IHK-Präsidentin Claudia Gläser hat konkrete Forderungen an den Staat. Foto: IHK Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Viele kleine und mittlere Unternehmen in der Region von der Pandemie betroffen

Nordschwarzwald. Zwischenzeitlich sind kleine und mittelständische Unternehmen über alle Branchen hinweg direkt und teilweise existenziell von den Folgen der Pandemie betroffen und klagen über massive Umsatzausfälle.

"Instrumente zur Sicherung der Liquidität zur Verfügung stellen"

"Die Erleichterungen bei den Regeln zur Kurzarbeit und die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge sind wichtige erste Schritte", so Claudia Gläser, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald. Sie unterstütze die Unternehmer aber nur bei einem Teil der Kosten. Und wenn die Umsätze ausbleiben, werde die Liquidität dennoch sehr schnell aufgezehrt sein, so Gläser

Konkrete Hilfe könne nur der Zufluss von zusätzlicher Liquidität über spezielle Kredit- oder Zuschussprogramm oder die Bereitstellung zusätzlicher Kreditlinien leisten. Dies sei aber ohne Haftungsübernahmen von Bund und Land kurzfristig nicht realisierbar. Die privaten und öffentlichen Kreditinstitute stecken zum einen über die Vorschriften des Kreditwesengesetzes in einem "engen Korsett", und zum anderen sind sie ihren Anteilseigner hinsichtlich des wirtschaftlichen Einsatzes des Eigenkapitals verpflichtet.

"Die IHK Nordschwarzwald fordert vor diesem Hintergrund, dass die etablierten Förderinstitute von ihren Trägern, dem Bund und den Ländern, in die Lage versetzt werden, schnell, unbürokratisch und zielgerichtet Instrumente zur Sicherung der Liquidität zur Verfügung zu stellen", so der dringende Appell der IHK-Präsidentin. Die Einbindung der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg könne bei der Gestaltung der Instrumente eine wichtige Rolle spielen. "Ein besonderes Anliegen der IHK ist es, dass diese Mittel vorrangig an die kleinen und mittleren Unternehmen, die in der Breite unsere Wirtschaft tragen, ausgereicht werden", konkretisiert Gläser.

Als Vorbild könne da das Nachbarland Österreich dienen. Innerhalb kürzester Zeit habe die Regierung das Förderinstitut für die Hotellerie und Gastronomie in die Lage versetzt, internetbasiert Mittel den betroffenen Betrieben in der Breite verfügbar zu machen.

Auch Land soll Förderinstrumente auf die Krise ausrichten

Der Zuschuss des Landes Österreich besteht in der Übernahme der Haftungsprämie und des Bearbeitungsentgeltes, das die Österreichische Hotel- und Tourismusbank ansonsten dem Kreditnehmer für die Haftungsübernahme in Rechnung stellt. Ausgegeben werden die Mittel über die jeweilige Hausbank. "Ein gleiches Verfahren wäre mit Hilfe der Bürgschaftsbanken in Deutschland für alle betroffen Branchen realisierbar", erklärt Gläser. Die Industrie- und Handelskammern bieten an, in einem solchen Verfahren unterstützend tätig zu sein.

Der von der Bundesregierung aufgezeigte Drei-Stufen-Plan müsse kurzfristig mit umsetzbaren Maßnahmen zum Leben erweckt werden und er dürfe nicht dazu führen, dass sich die Länder darauf verlassen, dass der Bund das richtet. Aus Sicht der IHK müsse auch die Landesregierung aktiv die bestehenden Förderinstrumente auf die aktuelle Krise ausrichten und sie mit einfachen und schnell umsetzbaren Maßnahmen, die auf die Spezifika dieser Krise ausgerichtet sind, ergänzen, fordert Gläser.

Eine weitere Forderung der IHK Nordschwarzwald ist es, dass die Eckpunkte zum Verhalten in der Corona-Krise klar und verbindlich zentral vom Bund gesetzt werden. Es könne nicht sein, dass regional stark unterschiedliche Empfehlungen und Anweisungen die Entscheidungsträger in den Unternehmen zusätzlich verunsichern.