Rund 200 Homag-Beschäftigte informierten sich bei einer Veranstaltung der IG Metall in Holzbronn. Foto: IG Metall

Info-Veranstaltung vor Verhandlungen. Gewerkschaft befürchtet "Austausch" von Leiharbeitern am Homag-Standort Holzbronn.

Calw-Holzbronn - Die Industriegewerkschaft Metall (IGM) Freudenstadt fordert verbindliche Tarifverträge für Homag-Beschäftigte in Holzbronn und fürchtet, das die Geschäftsführung die derzeitigen Leiharbeiter "austauschen" will. Das gab die IGM bei einer Infoveranstaltung bekannt.

An diesem Mittwoch gehen die Verhandlungen um den Abschluss von Tarifverträgen für die Homag-Beschäftigten in Holzbronn in die erste Runde. Auf dem Firmenparkplatz der Firma Homag Plattenaufteiltechnik in Holzbronn, ehemals Holzma, stellte die IG Metall Freudenstadt am Montag deshalb eine Informationsveranstaltung auf die Beine.

Vergütung nach Nase?

Rund 200 Beschäftigte versammelten sich dort mit roten Fahnen, Trillerpfeifen und Botschaftsschildern, auf denen "One Homag one Tarif" zu lesen stand, heißt es in einer Pressemitteilung der IGM. "Über 50 Jahre ohne Tarif sind genug, wir fordern verbindliche Tarifverträge!", verkündete demnach Armin Auer, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied in der IGM-Verhandlungskommission.

Insbesondere die seit Jahrzehnten aus Sicht der IGM nicht vorhandenen Strukturen für eine gerechte Bewertung von qualifizierter Arbeit müssten laut Belegschaft jetzt geschaffen werden, heißt es weiter. Die derzeitigen Verhältnisse erschienen wie eine "Vergütung nach Nase!", so ein Beschäftigter. Dass passe nicht zu einem fortschrittlichen Unternehmen, wie es die Homag Plattenaufteiltechnik nach außen vorgebe zu sein.

Am 5. Dezember vergangenen Jahres sei von den IGM-Mitgliedern in Holzbronn beschlossen worden, Tarifbindung von der Geschäftsführung zu fordern. Die Geschäftsführung habe sich für den ersten Verhandlungstermin viel Zeit genommen; drei Vorschläge der IGM seien abgelehnt worden, so Dorothee Diehm, erste Bevollmächtigte der IGM Freudenstadt.

Die Auftragslage der Firma sei blendend, die Beschäftigten würden seit Monaten Mehrarbeit leisten, zum Teil mit der Faust in der Tasche. Werde zusätzliches Personal benötigt, würden Leiharbeiter beschäftigt – für Betriebsrat und IGM ein Ärgernis, heißt es in der Pressemitteilung. "Leiharbeitsbeschäftigte sind zum Teil seit 2016 in Holzbronn beschäftigt und wurden von den ›Stammbeschäftigten‹ mühevoll eingearbeitet!", so Diehm. Es deute sich an, dass die Geschäftsführung die eingearbeiteten Leiharbeitsbeschäftigten "austauschen" wolle. Diese stoße bei den Beschäftigten auf Unverständnis und Unmut.

Im gesetzlichen Rahmen

Und: Die Stimmung der Beschäftigten habe nach der Informationsveranstaltung vermuten lassen, dass die "geschwenkten Fahnen und Botschaftsschilder nur für den Moment eingerollt werden".

Ein Sprecher der Homag Group bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung unterdessen, dass am 21. Februar Tarifverhandlungen für die Firma Homag Plattenaufteiltechnik in Holzbronn aufgenommen würden.

In Sachen Leiharbeiter bewege man sich stets im Rahmen der rechtlichen Vorgaben. "Nach den gesetzlichen Bestimmungen enden Leiharbeitsverträge spätestens mit Erreichen der Höchstüberlassungsdauer. Diese beträgt zur Zeit maximal 18 Monate", erklärte der Sprecher. "Die konkrete Überlassungsdauer variiert von Leiharbeitnehmern zu Leiharbeitnehmer in Abhängigkeit von dem Arbeitsaufkommen und der entsprechenden vertraglichen Vereinbarung, die mit dem Leiharbeitsunternehmen getroffen wurde."

Das Instrument der Leiharbeit erlaube es Unternehmen, erhöhtes Arbeitsaufkommen flexibel abzudecken und verfügbare Leiharbeitnehmer zu beschäftigen.

"Wir gehen mit diesem Instrument jederzeit im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen und verantwortungsvoll im Interesse des Unternehmens und der bei uns eingesetzten Leiharbeitnehmer um", so der Sprecher abschließend.