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Janina Keck ist neue Leiterin der Seeäckerschule. Schon zahlreiche Projekte umgesetzt und noch ebenso viel vor

Seit August ist Janina Keck Leiterin der Seeäckerschule in Stammheim. Und schon jetzt gibt es kaum einen Bereich des Schullebens, den die 31-Jährige noch nicht angepackt hat. Pünktlich zum 40-jährigen Bestehen der Schule gibt es unter anderem eine neue Homepage, neuartige Lehrkonzepte sowie ein eigenes Schullogo.

Calw-Stammheim. Am Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) Seeäckerschule hat sich viel getan in den vergangenen Monaten und Jahren. Vieles davon ist der neuen Schulleiterin Janina Keck zu verdanken, die sich mit schier unerschöpflicher Energie für ihre Schule einsetzt.

Die 31-Jährige stammt ursprünglich aus der Pfalz, studierte in Landau Sonderpädagogik und kam erst zum Referendariat nach Baden-Württemberg. Nach ihrem Abschluss bewarb sie sich für mehrere Stellen. "Ich habe mich aber gezielt für die Seeäckerschule entschieden", betont sie. Schon immer sei es ihr Traum gewesen, in der Grundstufe zu unterrichten. Die Aussicht, gleichzeitig im Bereich Inklusion tätig sein zu können, habe schließlich die Entscheidung gebracht. "Da kann man wirklich was bewegen und aufbauen", sagt Keck. "Der Gedanke war für mich sehr reizvoll." Also zog sie 2013 mit Sack und Pack von Ludwigshafen in die Hesse-Stadt – wo sie niemanden kannte und ganz neu anfing. Lange gebraucht um sich einzuleben, habe Keck aber nicht. Nette Kollegen und schließlich auch ihr Ehemann, den sie in Calw kennenlernte, machten die Eingewöhnung leicht. "Mittlerweile verstehe ich auf Schwäbisch fast alles", erzählt sie lachend. "Und den Rest bringen mir die Kinder bei."

Zunächst war Keck als Lehrerin tätig, im August vergangenen Jahres übernahm sie das Amt der Schulleiterin. Ihre Ziele: "Ich möchte das Potenzial verwirklichen, das in der Schule steckt." Viel zu oft würden Vorurteile gegenüber sonderpädagogischen Schulen laut. "Das ist sehr schade", findet Keck. Sie wolle der Öffentlichkeit zeigen, wie toll die Schüler seien. "Es sind Menschen mit anderen Talenten. Sie haben viele Stärken und das soll auch wahrgenommen werden", betont sie.

Orange steht für die Wärme

Aus diesem Grund war die Öffentlichkeitsarbeit eines der ersten Projekte, das Keck in ihrem neuen Amt angegangen ist. Sie besuchte eine Fortbildung und spätestens danach war ihr klar: "Hier muss etwas passieren." Schnell kam die Idee auf, ein Logo für die Schule zu erstellen. Über den Partner einer Lehrerin der Seeäckerschule kam man in Kontakt mit der Akademie für Kommunikation in Stuttgart (AfK). "Ich habe dort unsere Schule vorgestellt, Bilder gezeigt und unseren Leitgedanken formuliert", sagt Keck. "Uns ist wichtig, dass die Schule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensumfeld ist." Die Nachwuchs-Grafikdesigner entwarfen daraufhin verschiedene Logos. "Es waren so viele Schöne dabei, sodass die Entscheidung schwierig war", meint sie. Schlussendlich hat sich das Kollegium aber für den Entwurf der 19-jährigen Alisia Niederegger entschieden: Ein Halbrund, auf dem Kreise in verschieden Größen und Orangetönen abgebildet sind. "Das Ziel des Logos ist es, die Gemeinschaft der Schule auszudrücken. Viele individuelle Kreise, die die Schüler repräsentieren, ergeben zusammen eine starke Gemeinschaft", erklärt Niederegger ihre Idee. Das Orange zeige die Wärme der Schüler und Lehrer. "Das passt zu uns", freut sich die Schulleiterin. Inzwischen befindet sich das Logo auf der Homepage, in jeder E-Mail, auf Visitenkarten und natürlich am Schulgebäude. "Wir sind uns einig, dass dieses Logo jetzt zu uns gehört."

Entsprechend der Farben des Logos wurde auch die neue Internetseite der Seeäckerschule gestaltet. Seit Beginn des Schuljahres ist sie online. Nach und nach werde die Seite noch ausgebaut, erzählt Keck. "Wir wollen zeigen, dass wir den Zahn der Zeit treffen und nicht veraltet sind", betont Keck.

Dafür spricht auch, dass zahlreiche neue Anschaffungen gemacht wurden in der vergangenen Zeit. Ein renovierter Technik-Raum, neue Tafeln, schöner gestaltete Klassenzimmer und vieles mehr. Gemeinsam mit ihren Kollegen, allen voran der stellvertretenden Schulleiterin Inge Weingärtner, wolle Keck den "Es war aber schon immer so"-Gedanken hinterfragen. Herausgekommen ist dabei auch ein neuartiger Ansatz der internen Fortbildung: Nicht ein Dozent oder ein bestimmter Kollege leitet diese, sondern immer jemand anderes – je nachdem, welche Themen dem einen oder anderen liegen. "Auch die individuellen Talente der Kollegen sollen gefördert werden", erklärt die Schulleiterin. Dies fördere auch die gegenseitige Wertschätzung.

Zudem kommen im Gespräch untereinander immer wieder Ideen für neue Projekte auf, wie beispielsweise jene, ein Logo zu entwickeln. Hier und da muss Keck aber auch mal gebremst werden, gibt sie selbst zu. "Ich habe manchmal so viele Ideen auf einmal, die ich gerne umsetzen möchte", lacht sie. Gerade die enge Zusammenarbeit mit Weingärtner sei deshalb wertvoll. "Wir sind total unterschiedlich, aber genau deswegen ist es so konstruktiv."

Zu den neuen Entwicklungen an der Seeäckerschule gehören auch mehrere Konzepte, die den Schülern das Lernen leichter machen sollen – und auch alltagsnäher. Deshalb stehen den Kindern 16 Tablets zur Verfügung. "Sie sollen frühzeitig lernen, es richtig zu benutzen", sagt Keck. Während die Geräte Zuhause oft einseitig genutzt würden – beispielsweise um Videos anzusehen – sollen die Kinder in der Schule lernen, wie man damit recherchiert und lernt. Die Seeäckerschule sei eine der ersten im Kreis Calw, die mit Tablets arbeitet.

Ebenso seien die Themen Bewegung und Ernährung inzwischen zu einem festen Bestandteil des Schulalltags geworden. Die Sportangebote wurden ausgebaut, es wird jeden Tag Obst angeboten. Bis zu 40 Kilogramm kommen da in der Woche weg, sagt Keck. "Einmal habe ich es nicht geschafft, einzukaufen – das war richtig dramatisch", schmunzelt sie. Gesundes Sitzen sowie Entspannung gehören auch dazu – Stichwort "bewegter Unterricht". So können die Schüler bei bestimmten Lehreinheiten selbst bestimmen, ob sie im Sitzen, im Stehen oder sonst wie arbeiten. Auch wenn es ungewöhnlich klingt: "Der Lernfortschritt zählt und nicht, ob sie dabei sitzen", findet Keck. Diese Lehrmethode sei in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Die Schule hat sich jetzt sogar für das Prädikat "Grundschule sport- und bewegungsfreudig" beworben. "Wir erfüllen die Anforderungen", sagt sie stolz.

Die Schulleiterin sieht es als Aufgabe der Einrichtung, den Kindern das Wissen über eine gesunde Lebensweise zu vermitteln. "Wir haben die Kinder so viele Stunden bei uns – wer soll sonst darauf achten, wenn nicht wir?"

Ein eigener Garten soll entstehen

Weitere Vorhaben in der kommenden Zeit? Wenn es finanziell realisierbar ist, soll eine Art Lounge-Bereich in der Aula eingerichtet werden. Zudem sei der Schulgarten "noch im Werden", erzählt Keck. Die entsprechende Arbeitsgruppe hat bereits begonnen zu planen: Hochbeete, normale Beete und Sitzgruppen sollen in den kommenden Monaten gebaut, beziehungsweise angelegt werden. "Irgendwann wollen wir dann mit dem Gemüse kochen, das wir selbst anbauen", kündigt die Schulleiterin an. Nun steht aber erst einmal ihre offizielle Einsetzung in ihr Amt an. Seit Monaten üben die Schüler ihre Darbietungen, damit es für alle eine schöne Feier wird, erzählt die 31-Jährige. "Danach will ich erst einmal runterkommen." Lange Zeit dafür wird ihr aber nicht bleiben. Schließlich gibt es dieses Jahr noch mehr zu feiern: Die Seeäckerschule wird 40 Jahre alt. Wie genau das zelebriert wird, stehe noch nicht fest. "Wir sind noch am Planen und Überlegen", sagt Keck. So, wie man die Schulleiterin kennenlernt, wird es dabei an einem sicherlich nicht mangeln: Ideen.