Markus Scherer (von links), Nicole Fischer, Franziska Scherer, Jessica Sander und Victor Löwenstein wollen mit ihrem Verein Calw familienfreundlicher gestalten. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Ehrenamt: Verein stellt sich vor / Arbeitsgruppen für mehrere Themen / Engagement gefordert

Die mögliche Erhöhung von Kinderbetreuungsgebühren waren der Stein des Anstoßes: Im April gründeten Eltern den Verein "Familienfreundliches Calw". Am Freitagabend hielt er nun eine erste öffentliche Sitzung ab. Eins wurde deutlich: Es geht den Mitgliedern um mehr als um zu hohe Gebühren.

Calw. Im Bistro "Maultäschle" informierte der Verein interessierte Bürger über seine Ziele, Tätigkeiten und Fortschritte in einzelnen Themenbereichen. Und da gibt es laut der zweiten Vorsitzenden Jessica Sander aus Heumaden gute Nachrichten. Gerade beim Gründungsthema des Vereins, Kinderbetreuungsgebühren, habe man einiges erreicht.

"Viele Eltern waren in den Gemeinderatssitzungen", berichtete Sander stolz. Durch diese Präsenz habe man erfolgreich Druck ausgeübt. Die Erhöhung der Gebühren blieb vorerst aus. Auch weil die Verwaltung auf Betreiben des Vereins erst einmal ihre zugrunde liegenden Zahlen veröffentlichen und überprüfen musste. "Die Zahlen wurden zwar geliefert, aber die Schwächen der Berechnung noch nicht behoben", bemängelte Mitglied Viktor Löwenstein aus Heumaden.

Generell kritisierten alle Mitglieder die ihrer Meinung nach fehlende Transparenz in der Stadtverwaltung. "Hinter verschlossenen Türen wird in den Gremien viel gemauschelt", meinte Franziska Scherer aus Stammheim. Ihr Mann Markus fügte hinzu, dass genau deshalb die Anwesenheit von Eltern und Bürgern in Ortschafts- sowie Gemeinderatssitzungen gefordert sei. Nur so könne man Veränderungen erreichen.

Es geht aber nicht nur um die Kindertagesstätten. Auch der Hort für ältere Kinder wurde zum Thema der Sitzung. Hier forderte der Verein mehr Flexibilität entsprechend der Arbeitszeiten der Eltern. Vor allem die frühe Schließung freitags, die drei Wochen dauernde Schließung im Sommer und der Personalmangel in Heumaden wurden beanstandet.

Zudem wurde wieder über die Gebühren für den Hort diskutiert. "Es geht uns aber nicht darum, dass wir nichts bezahlen wollen", so Jessica Sander. Es gehe vielmehr um Transparenz, soziale Gerechtigkeit und eine Anpassung an den Landesrichtwert, über dem die Kosten derzeit deutlich lägen. "Die Stadt wirbt immer mit ihrer Familienfreundlichkeit", erzählte Sander. Es sei nun an der Zeit diesen Werbeslogan in die Tat umzusetzen.

Neben den Gebühren engagiert sich der Verein noch bei anderen Themen und Aktionen. "Wir waren beim Kinderfest der Stadt und der Müllsammelaktion dabei", berichtete Sander.

Gefahrenstellen erörtern

Ein weiterer Punkt sei die Schulwegsicherheit. "Hier geht es darum, Gefahrenstellen zu erörtern und kinderfreundlicher zu gestalten", erklärte Nicole Fischer aus Heumaden. Auch aus rechtlicher Sicht und für die Versicherung sei ein solcher Plan relevant. Nur wenn dieser existiere, könnten Schilder aufgestellt werden und die Kinder seien auf ihrem Weg zur Schule versichert. Hier bemängelte der Verein abermals die seiner Meinung nach fehlende Transparenz. Die Pläne sollten offen, am besten online, verfügbar sein.

Zudem wurde von Erfolgen bei der Sanierung der Wimbergschule berichtet. Auch für einen barrierefreien Spielplatz in Heumaden wolle man sich einsetzen. Besonders die Nachbarschaft der Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten (GWW) mache es nötig, auch Spielgeräte für Menschen mit Behinderung bereitzustellen. Außerdem will sich der Verein aktiv an der Suche nach einem neuen Standort für das Heumadener Jugendhaus beteiligen.

Als weitere Idee kam eine Babysitterbörse auf. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, welches Babysitter zertifiziert, wolle man eine Vermittlungsplattform aufbauen. Dies gebe es bereits in anderen Städten. Bis jetzt sei es in Calw sehr schwer an Babysitter zu kommen, berichteten die Eltern einhellig.

Des Weiteren möchte man die Möglichkeit eines kommunalen Kinos nach Herrenberger Vorbild in den Räumen der Musikschule oder Aula prüfen.

"Bei uns sind alle jederzeit willkommen", warb Sander zum Abschluss. Man suche und brauche stets Unterstützung. Vor allem in den Stadtteilen westlich der Nagold sei man noch recht schwach vertreten. "Nicht nur beschweren, sondern sich auch selbst engagieren", fasste es Markus Scherer zusammen.