Liesel Binzer berichtete von ihrem Leben im Konzentrationslager und dem Schicksal ihrer Familie. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Zeitzeugin berichtet Calwer Gymnasiasten

Calw. Die Holocaust-Überlebende Liesel Binzer besuchte das Hermann Hesse-Gymnasium, um den Neuntklässlern im Rahmen des Geschichtsunterrichts von ihrem Leben im Konzentrationslager und dem Schicksal ihrer Familie zu erzählen. Sie hat einen Teil ihrer Kindheit im KZ Theresienstadt verbracht.

Zahlreiche Fotos

Gespannt verfolgten die Schüler den Vortrag der rüstigen 80-Jährigen, die anhand zahlreicher Fotos durch ihre Lebensgeschichte führte. Unterstützt wurde sie dabei von Marina Müller, Leiterin des Projekts "Zeugen der Zeitzeugen" und Andrew Hilkowitz, Vorsitzender des Vereins "Child Survivors". In diesem haben sich Menschen zusammengeschlossen, die während des Nationalsozialismus verfolgt worden sind. Müller und Hilkowitz riefen den Schülern ins Gedächtnis, dass diese die letzten Zeugen der Holocaust-Überlebenden seien und aus ihren Berichten eine große Verantwortung für kommende Generationen erwachse.

Anschließend durften die Neuntklässler ihre Fragen, die sie im Geschichtsunterricht vorbereitet hatten, stellen. Liesel Binzer zeigte sich sehr offen für alles, was die Jugendlichen beschäftigt, und beantwortete die Fragen so ausführlich wie möglich.

90 spannende Minuten

Gerade hierbei wurde die Bereicherung eines solchen Zeitzeugenvortrages für den Schulalltag deutlich: So ist es doch etwas anderes, jemandem persönlich zu begegnen, der die Schrecken des Nationalsozialismus am eigenen Leib erfahren musste, als im normalen Unterrichtsalltag davon zu hören.

Nach 90 für beide Seiten intensiven Minuten verabschiedete sich Liesel Binzer mit ihrem Team und wünschte sich von ihren Zuhörern, dass diese sich gegen Antisemitismus und Rassismus stark machen. So etwas wie der Nationalsozialismus dürfe nämlich nicht mehr geschehen. Kein Kind mehr sollte durchleben müsse, was ihr widerfahren sei. Schließlich sei es egal, welche Religion, Hautfarbe, Herkunft oder welches Geschlecht jemand habe – es sei immer der Mensch, der zähle.