Das Wehr beim Öländerle: Hier zeigte sich deutlich, welche Wassermassen die Nagold führte. Foto: Kreisfeuerwehrverband Calw | Udo Zink

Feuerwehr ganze Nacht im Einsatz. Hirsau als Schwerpunkt. Mehrere Keller ausgepumpt.

Calw - Vergleichsweise glimpflich kam die Stadt Calw trotz Hochwasserwarnung in der vergangenen Woche davon. Dennoch waren Feuerwehr und Bauhof in der Nacht zu Freitag im Einsatz und trafen Vorbereitungen.

Der Schwerpunkt lag dabei vor allem in Hirsau, wo schließlich am Freitagvormittag doch noch Keller ausgepumpt werden mussten. "Ab dem frühen Abend beobachteten wir den Hochwasserpegel und leiteten bei 3,05 Metern erste Schritte unseres Maßnahmenkatalogs ein", fasste Stadtbrandmeister Dirk Patzelt zusammen. Deshalb wurde das so genannte Führungshaus in der Feuerwache Calw besetzt. Von dort aus werden Einsätze bei Großereignissen wie Hochwasser zentral organisiert.

Gleichzeitig wurde die Abteilung Hirsau alarmiert, da Topografie und der Verlauf der Nagold dort erfahrungsgemäß zu Überflutungen führen. "Neben der Kontrolle der Dämme mussten wir außerdem nach einer möglichen Ausweichstrecke für die Verbindung zwischen Bad Liebenzell und Hirsau schauen", erläuterte Abteilungskommandant Dirk Stöhr.

Gefahr wegen Sturmschäden am Vortag

Zunächst begannen die Einsatzkräfte deshalb damit, den Birkenweg von Bäumen und Bewuchs freizuschneiden. Doch schnell wurde deutlich, dass dieses Unterfangen wegen Sturmschäden am Vortag zu gefährlich war. Deshalb einigten sich die Verantwortlichen, den Radweg zwischen Ernstmühl und der Nachbarstadt zu öffnen, wenn die Bundesstraße überschwemmt werden sollte. "Im Ernstmühler Weg bauten wir eine Dammbalkensperre zum Schutz ein", berichtete Stöhr von weiteren Maßnahmen.

"Das Bergwasser wurde von den Gullys gerade noch gefasst", resümierte Patzelt indes zu seinen Kontrollfahrten im Stadtgebiet. Der Bauhof stellte unterdessen 2000 Sandsäcke bereit. Auch die Pumpen der Feuerwehr wurden zugriffsbereit in der Fahrzeughalle deponiert. Bei einem Pegel von 3,80 Meter schaltete die Feuerwehr außerdem Jürgen Greule ein, den Leiter des Tiefbauamts, der dann zusammen mit Mitarbeitern anhand einer Liste potenziell gefährdete Anwohner wegen einer möglichen Überflutung telefonisch informierte, berichtete Patzelt.

Im Verlauf der Nacht wuchs die Anspannung, als der Pegel der Nagold bis auf 3,97 Meter anstieg. "Wir fragten alle 15 Minuten ab und um 5.15 Uhr war der Höchststand erreicht, der sich eine Stunde lang hielt", so der Stadtbrandmeister. Während bei vier Metern eine kritische Marke erreicht werde, fehlten im Walkmühleweg fünf, am Ortseingang von Ernstmühl zehn Zentimeter bis zu einer Überflutung.

Erleichterung machte sich breit, als der Pegel um den ersten Zentimeter am Morgen gegen 7 Uhr zurückging. Während Patzelt zuvor schon die Einsatzkräfte in Calw und Hirsau von der Anwesenheit in den Gerätehäusern entbunden hatte, hielt er zusammen mit Reinhard Ohngemach noch bis 9 Uhr die Stellung in der Zentrale. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kameraden aus Hirsau bereits wieder im Einsatz, um in der Liebenzeller Straße Keller auszupumpen.

Auch die Altburger Abteilung der Feuerwehr wurde zu voll gelaufenen Kellern gerufen.

Das Calwer Stadtgebiet blieb trotz hoher Pegel weitgehend von Überflutungen verschont. Doch wie sollte man sich verhalten, wenn Wasser über die Ufer tritt? Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), gibt hierzu Hinweise.

"Lassen Sie unsere Kräfte in Ruhe arbeiten und bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr!", warnt Ziebs vor Katastrophentourismus und Leichtsinn in Flutgebieten. Der Deutsche Feuerwehrverband ruft Bürger in von Hochwasser betroffenen Gebieten auf, Absperrungen zu beachten und Evakuierungsanweisungen Folge zu leisten. "Überflutete Straßen und Wege bergen genau wie Uferbereiche Risiken für Autofahrer, Fußgänger und Zweiradfahrer. Meiden Sie diese! Auch Unterführungen, Tiefgaragen oder Keller sind in Überschwemmungsgebieten keine sicheren Aufenthaltsorte. Im Freien können auch Erdrutsche oder umstürzende Bäume gefährlich werden", erläutert Ziebs.

Die Feuerwehr rät, sich in Überflutungsgebieten nur auf einsehbarem Grund zu bewegen und Wälder sowie Hanglagen zu meiden. In gefährdeten Arealen sollten Gebäudeöffnungen und Abwasserschächte gesichert, Fahrzeuge in höher gelegene Gebiete umgeparkt werden. Absperrungen, Straßensperrungen und Halteverbote sollten beachtet, den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge geleistet werden.

Flüsse und Erdreich können vielerorts kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen. Erst mit dem Nachlassen der Niederschläge sei eine Entspannung der Lage zu erwarten.