Ulrich Wicke (rechts im grünen Poloshirt) zeigt den Mandatsträgern die Gleisanlage hinter seinem Haus und weist auf die Möglichkeit hin, das Gleis aus Lärmschutzgründen von der Bebauung weiter weg zu verlegen. Foto: Tröger

Interessengemeinschaft Hessebahn-pro-Lärmschutz verschafft sich Gehör bei Gemeinde- und Kreisräten.

Calw - "Wir wollen die Hesse-Bahn nicht verhindern. Wir wollen jedoch als direkt vom Lärm betroffene Anlieger mit unseren berechtigten Sorgen gehört und in das weitere Verfahren eingebunden werden. Und wir wollen einen adäquaten Lärmschutz", sagen Ulrike und Werner Wicke.

Gemeinsam mit Heinrich Hartwig als Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Hessebahn-pro-Lärmschutz haben sie die Calwer Gemeinderäte sowie die Kreisräte zu einem Ortstermin mit Diskussion auf ihr Grundstück am Unteren Welzberg eingeladen. Werner Wicke erläuterte die bisherigen Aktivitäten der IG. "Mit uns haben mittlerweile auch Betroffene aus Heumaden, Althengstett und Ostelsheim Kontakt aufgenommen", berichtete Wicke. Er legte das Protokoll der Veranstaltung im Landratsamt am 4. August vor. Mit den dort von Michael Stierle, Abteilungsleiter für ÖVPN im Landratsamt und damit Vertreter des Vorhabenträgers für die Hesse-Bahn, gemachten Aussagen will sich die IG jedoch nicht zufriedengeben. Sie befürchtet, dass ohne Planfeststellungsverfahren für den Bereich Welzberg und Heumaden die zu erwartenden Lärmwerte nicht berücksichtigt werden und sie als Anlieger damit eindeutig zu den großen Verlierern der Wiedereröffnung der Bahnverbindung von Calw nach Weil der Stadt sowie Renningen gehören.

Dazu komme, dass mit Wegfall des Schienenbonus zum 1. Januar 2015 die prognostizierten Lärmwerte entlang der Welzberg-Bebauung um fünf Dezibel höher sein werden. Damit würden sie für die meisten Grundstücke dort teilweise tagsüber, auf jeden Fall aber in der Nacht, über dem Grenzwert liegen, erläuterte Wicke.

Die in der IG locker organisierten Anlieger der Bahntrasse sehen auch die Stadt Calw in der Verantwortung, die das Baugebiet am Welzberg vor 30 Jahren bis an die Bahnlinie ausgewiesen hat und nun für die damals in Abrede gestellte Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie für die Betroffenen eine Fürsorgepflicht bezüglich des Lärmschutzes habe.

SPD-Kreisrat Lothar Kante machte deutlich, dass er die Bedenken sowie Wünsche der Bahnanlieger verstehe und akzeptiere. "Ich muss jedoch als Kreisrat nicht nur den Unteren Welzberg betrachten, sondern den Kreis Calw. Ich bin für die Bahn und werde sie auch weiter verfolgen." Ihm stellten sich folgende Fragen, so der SPD-Kreisrat: Was sind Ihre Erwartungen an uns? Wie kam es dazu, dass die Häuser hier hin gebaut wurden? Was wäre Ihr Vorschlag zur Mitarbeit? "Wir brauchen Befürworter, die helfen, dass wir im Landratsamt gehört werden. Wir haben den Eindruck, dort wird gemauert. Und wir sind bereit, ehrenamtlich mitzuarbeiten, um einen adäquaten, zeitgemäßen Lärmschutz zu finden", antwortete Wicke.

Der Einladung zur Diskussion folgten neben Kante als Kreisräte Johannes Schwarz (Grüne), Erwin Keppler (FDP) und Oberbürgermeister Ralf Eggert (Freie Wähler) sowie die Gemeinderäte Werner Greule und Thomas Zizmann (Freie Wähler), Peter Blacizek und Sebastian Nothacker (CDU), Irmhild Mannsfeld, Hans Necker und Bernhard Stopper (Neue Liste Calw) sowie Hugo Bott (SPD). Zwischen den zu unterschiedlichen Zeiten eintreffenden Mandatsträgern und den Anliegern Wicke und Hartwig sowie den Bahnanliegern Stefan Rübsam aus Heumaden und Denis Bach aus Ostelsheim wurde engagiert diskutiert. Die Anlieger stellten manchen formalrechtlichen Prozess des Vorhabens in Frage. Alle Mandatsträger zeigten Verständnis für die Situation der Betroffenen, mussten jedoch auch auf die gesetzlichen Vorgaben und auf die standardisierten Prüfverfahren bei der Realisierung eines Verkehrsprojektes dieser Größenordnung hinweisen.

Fazit des Treffens ist die Zusage der Kreisräte, sich dafür einzusetzen, dass Vorhabenträger und Betroffene unabhängig von Beteiligungsverpflichtungen ins Gespräch kommen und von beiden Seiten getragene Lösungen erarbeitet werden können. "Wenn die Verlierer der Hesse-Bahn nicht gehört werden, entstehen Gräben. Das kann niemand wollen", appellierte Wicke an die Anwesenden.