Schlussendlich trauten sich die Kinder und Jugendlichen auf die Hängebrücke.Foto: ZfP Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Tagesklinik für Kinderpsychiatrie wird zwei Jahre alt / Patienten werden auf die "Wildline" in Bad Wildbad eingeladen

Die derzeitigen Patienten der Tagesklinik für Kinderpsychiatrie Calw wurden anlässlich des zweijährigen Bestehens der Einrichtung auf die Hängebrücke "Wildline" in Bad Wildbad eingeladen.

Calw-Hirsau/Bad Wildbad. Im November 2018 eröffnete die Tagesklinik für Kinderpsychiatrie am Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Calw erstmalig ihre Pforten für junge Patienten aus dem Raum Calw und Nagold. Seither werden dort stets etwa zehn bis zwölf Patienten versorgt. Hauptsächlich handelt es sich um Kinder und Jugendliche mit Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens, hyperkinetischen Störungen, depressiven Entwicklungen oder traumatischen Erfahrungen. Häufig bringen die Kinder eine Krankheitsgeschichte mit, die dazu führt, dass Selbstwert und Selbstvertrauen zum Aufnahmezeitpunkt sehr gering sind, heißt es in einer Mitteilung der Tagesklinik.

Insofern sei es den jungen Patienten, die jetzt über die "Jubiläumszeit" ihre Therapie dort wahrnahmen, umso mehr vergönnt, einen außergewöhnlichen Tag erleben zu dürfen. Die Kinder und Jugendlichen folgten an einem bewölkten Herbsttag – bevor dies durch die derzeitigen Pandemiebeschränkungen unmöglich gemacht wurde – in zwei Kleingruppen der Einladung auf die Wildbader Hängebrücke durch die Wildline Bad Wildbad GmbH & Co.KG zu folgen.

Nach kurzem Marsch vom Parkplatz auf dem Sommerberg durch den herbstlichen Schwarzwald bot sich dann der erste Blick auf die eindrucksvolle, 380 Meter lange Brücke.

Weckte der Anblick bei einigen Kindern und Jugendlichen Begeisterung und Vorfreude – immerhin ist die Brücke so lang wie das Empire State Building hoch – so wurden diejenigen Patienten, die mit Angstproblemen zu kämpfen hatten, eher ruhiger und suchten Sicherheit bei ihren Bezugsbetreuern. Bereits im Vorhinein war besprochen worden, dass niemand über die Brücke gehen muss, aber jedes Kind darf.

Vorab schauten die Gruppen einen kurzen Film an. Auch die Patienten, die oftmals unruhig sind, sahen gebannt zu, wie die Brücke, die an der höchsten Stelle knapp 60 Meter über dem Boden schwebt, innerhalb von neun Monaten gebaut wurde. Sie erfuhren, welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, damit die Brücke Wind und Wetter sowie dem Besucherandrang dauerhaft standhält.

Starkes Herzklopfen

Die Tatsache, dass die Brücke bis zu 40 Zentimeter mitschwingt, um die Bewegungen der Besucher auszugleichen, trug allerdings nicht unbedingt zum Wohlbefinden der Kinder bei. Dennoch wirkten alle freudig gespannt, als ihnen im Anschluss an den Einführungsfilm die Karten ausgehändigt wurden. Während einige nach Passieren des Einlasses direkt abenteuerlustig losmarschierten und sichtlich Freude an der Aussicht über das Tal hatten, hatten andere starkes Herzklopfen und wurden immer langsamer. Dennoch gelang es den Betreuern, auch die ängstlicheren Kinder dazu zu bewegen, erste Schritte auf die Brücke zu machen und sich zu trauen, den Blick durch den Gitterboden und über das Geländer schweifen zu lassen.

Letztlich hatten die jungen Patienten so viel Freude an der ansonsten menschenleeren Brücke, dass einige mehrfach hinüber- und wieder zurückgingen, um zwischendurch zu verweilen und den Ausblick zu genießen. Oder um auszuprobieren, wie es sich anfühlt, sich mit geschlossenen Augen am Geländer entlangzutasten und nur den Wind und die leichte Vibration der Brücke zu spüren.

Eine 13-jährige Teilnehmerin des Ausflugs sagte hinterher freudestrahlend: "Ich habe solche Angst gehabt, ich wusste gar nicht, ob ich mich traue. Und jetzt hat es sogar richtig Spaß gemacht!".