Noch liegt das Grundstück an der Schillerstraße brach. Ob es mit dem vorgestellten Entwurf bebaut wird, entscheidet nun der Gemeinderat. Foto: Strienz Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Bau- und Umweltausschuss spricht sich für neuen Entwurf aus / Viel diskutiertes Grundstück

Man könnte es eine schwierige Geburt nennen, doch jetzt ist sie wohl ausgestanden: Der Bau- und Umweltausschuss hat einem Entwurf für ein neues Mehrfamilienhaus in der Schillerstraße zugestimmt und damit dem Gemeinderat zum Beschluss empfohlen. Schon mehrfach war das Thema zuvor auf den Tisch gekommen und jeder Entwurf abgelehnt worden.

Calw. Das Flurstück 333/1 zwischen Schillerstraße und Im Zwinger hat den Bau- und Umweltausschuss schon mehrfach beschäftigt und war stets Garant für hitzige Diskussionen innerhalb des Gremiums. Nicht zuletzt weil es regelrecht "auf dem Präsentierteller" liegt, wenn man die Stadtansicht betrachtet.

Erst Ende Januar hatte ein Architekturbüro einen weiteren Entwurf vorgelegt: Ein Vierfamilienhaus in massiver Bauweise, traufständig zum Tal stehend. Damals hatte vor allem die Ausrichtung für Kritik gesorgt – denn ein giebelständiges Gebäude würde sich laut des Gremiums besser in das Stadtbild fügen. Zudem regten die Räte aufgrund der ohnehin angespannten Verkehrssituation an, die "Kante der Parkplätze an der Schillerstraße um rund 1,50 Meter in das Grundstück zu rücken", heißt es in der Sitzungsvorlage.

Gesagt, getan. Das Architekturbüro überarbeitete seinen Entwurf, der nun erneut in der Sitzung zur Diskussion stand. Zunächst besichtigten die Räte aber das Gelände, um dessen Zukunft es geht. Eine tolle Aussicht würde die zukünftigen Bewohner haben, da waren sich alle einig. Fragen gab es aber vor allem zu den besagten 1,50 Metern Abstand zur Straße. Das Stück des Weges bleibe im Besitz der Stadt, betonte Oberbürgermeister Ralf Eggert. Er machte deutlich, dass eine nochmalige Verschiebung – hier und da wurden Vorschläge laut, die Parkplätze noch mehr in das Grundstück hinein zu rücken – unter keinen Umständen möglich sei. "Wir haben das letzte Mal eine klare Ansage gemacht und dabei bleibt es", sagte er.

Für Stefan Lörcher (Gemeinsam für Calw) offenbar ein K.o.-Kriterium: "Das war früher mein Schulweg, deswegen weiß ich, wovon ich rede", sagte er. Für Autos und Fußgänger wäre die Straße mit dem Neubau sowie den Parkplätzen seiner Meinung nach zu eng. "Daher kann ich nicht zustimmen."

Ausrichtung des Dachs des geplanten Mehrfamilienhauses gedreht, Ansicht symmetrischer gestaltet

Ebenso sah es Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw), wenn auch aus anderen Gründen. Obwohl die Ausrichtung des Dachs des geplanten Mehrfamilienhauses nun wie gewünscht unter anderem gedreht und die Ansicht symmetrischer gestaltet wurde, war sie nicht überzeugt. "Die Drehung ist zwar gelungen, aber es ist immer noch asymmetrisch", kritisierte sie. Zudem sagen Mannsfeld die horizontale Trennung der Fassade durch die Balkone sowie die anthrazitfarbenen Dachziegel nicht zu.

OB Eggert bestätigte, dass man des offeneren Erscheinungsbilds wegen auf Metallstreben als Geländer, anstatt auf eine geschlossene Fläche setzen wolle. Überdies räumte er die Möglichkeit ein, nochmal mit dem Architekturbüro zu reden wegen der Farbe der Dachziegel.  

"Ich kann das so mittragen. Die Farben und Kleinigkeiten kann man ja noch anpassen", gab sich Martin Blaich (CDU) zuversichtlich. Ebenso sah es Adrian Hettwer (GfC): "Der Architekt hat sich bemüht, die Anregungen umzusetzen. So kann man gut damit leben."

Dieter Kömpf (Freie Wähler) meinte zwar, dass es nicht der beste Entwurf sei, den man je gesehen habe. "Aber wir können das auch mittragen." Denn sonst, nach den schier unzähligen Anläufen und Änderungswünschen – könne man es auch ganz lassen. Ein Vorschlag, bei dem Mannsfeld ganz hellhörig wurde. "Das ist die beste Idee", unterstrich sie. Für die Rätin sei der gesamte Entwurf zu beliebig. Für diese exponierte Lage würde sie jedoch eine entsprechende, also besondere, Architektur erwarten. "Jetzt ist es halt ein Haus", stellte Mannsfeld trocken fest. Was Kömpf zu ärgern schien: "So kann das nicht sein", betonte er. Wenn man so konkrete Vorstellungen habe, müsse man von vorne herein eine ganz andere Vorgehensweise bei solchen Bauvorhaben wählen. Das wiederum bejahte Mannsfeld und schlug als Möglichkeit einen Investorenwettbewerb vor.

Dieser wird bei dem Bauvorhaben auf dem 1711 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Schillerstraße und Zwinger aber nicht mehr zum Tragen kommen. Denn bei zwei Gegenstimmen beschloss der Bau- und Umweltausschuss den Entwurf anzunehmen und ihn dem Gemeinderat zu empfehlen.