"Harmonic Brass" schaffte es, das Publikum in der Stadtkirche zu begeistern. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Gemeinsames Musizieren ist wie gemeinsames Essen / Bunter Mix / "Abendsegen" zum Abschluss

Calw klingt. So wirbt die Musikschule Calw. Die Münchner Formation "Hamonic Brass" lieferte in der Calwer Stadtkirche den eindrucksvollen Beweis für diesen Spruch in einem Konzert das Musik und Essen eng verwob.

Calw. Fünf Musiker servierten dem Publikum "Delicatessen" der schmackhaftesten Sorte. Blechblasmusik als Leckerbissen, serviert und zelebriert in höchster Reinheit und Vielfalt.

Weltweit unterwegs, eben aus Amerika zurück, gelang den fünf studierten Genies das Kunststück, den Gaumen eines kulturhungrigen Calwer Publikums zu kitzeln, den Appetit anzuregen, um diesen dann zu stillen.

Zuletzt durften Andreas Binder (Horn), Thomas Lux (Posaune), Manfred Häberlein (Tuba), Hans Zellner (Trompete) sowie Elisabeth Fessler (Trompete) großem Beifall der üblichen Art empfangen. Oberbürgermeister Ralf Eggert, Dekan Erich Hartmann, Calws Ehrenbürger Karl Weiß nebst den vielen anderen Kultur- und Musikbegeisterten bedankten sich mit stehenden Ovationen. Musikschulleiter Olaf Kerkau, der die Band im Frühjahr engagiert hatte, versprach dem Publikum also nicht zuviel: "Ein wunderbares Konzert".

Man würde mit dem Resümee, hier waren fünf Profis der Sparte Blechblasmusik am Werk, zu kurz springen. "Harmonic Brass" legte nicht nur Zeugnis ihres qualitativ hohen Könnens ab. Sie boten gleichzeitig Unterhaltung und Entertainment.

Solo-Auftritte

Die Künstler an den Instrumenten nahmen das Publikum mit auf manch eine imaginäre Reise. In das Restaurant am Meer wie auf die Ponderosa Ranch zum herzhaften Steak. Man wähnte sich in Neapel und in der Welt der "Haute Cuisine". Nicht zuletzt auf Grund ihrer Darstellungsweise gelang es den in Frack erschienenen Männern und deren weiblicher Partnerin rasch, die Zuhörenden zu begeistern.

Nach Telemanns Ouvertüre kündigte "Chef de Cuisine" Andreas Binder mit humorvollen Worten Vor-, Haupt- und Nachspeise in einer Weise an, dass einem das Wasser im Munde zusammenlaufen konnte. Die Botschaft: Gemeinsam erzeugte Musik sei wie ein gemeinsames Essen. Die Sinne werden angeregt. Tubabläser Häberlein schrieb seinem Hornisten Binder die Antwort auf die Frage zu, wieso dieser seinen rechten Arm im Horntrichter verstecke: "Weil er mit den Füßen nicht reinkommt". Die Musiker verbreiteten gute Laune, animierten hier und da zum Lachen, korrespondierten untereinander und mit dem Publikum.

Fessler erhielt nach der Solistenpartie zu Mozarts "Zauberflöte" Sonderbeifall, auch von ihren Kollegen. Ebenso Lux nach dessen Interpretation von Mozarts Champagnerarie und zuletzt Manfred Häberlein. Dieser verhexte bei seinem imposanten Solo mit fliegenden Fingern und großer Luft das wuchtige Instrument.

Man wähnte sich bei einer "schottisch-fränkischen Graupensuppe" (Scotsch Broth Mutton) in den dortigen Highlands.

Anwesende genossen den griechischen Salat, die Tagliolini con Tartufo nero, das Filete Asado con frijole oder den "Big fat chocolate cake". Die "Gerichte" waren Eigenkompositionen und Eigenarrangements der Band. Gerade die verschiedenen Musik-Genres erzeugten Kurzweile. Das ragout francais, hierzulande "Eintopf" genannt, beinhaltete feurige Zutaten aus Mexiko ebenso wie volkstümliches Gemüse vom Viktualienmarkt. Ein Rezept verrieten die Musiker: Sie seien, wie Köche auch, Genießer. Gemeinsames Essen sowie ein gemeinsames Musizieren verbindet.

Tosender Beifall

So lässt sich auch ein Bogen von argentinischer zu volksländischer Folklore spielerisch spannen. Zum Ende rief man mit fetzigen Rhythmen zur "Party time". Mitklatschen und auch mal einen Refrain mitsingen war in der Stadtkirche ausdrücklich erwünscht beim Udo Jürgens Medley zum Ende - "aber bitte mit Sahne".

Mit der ersten Zugabe hatte man einen italienischen Leckerbissen auf dem Herd stehen. "Funiculi funicula". Doch was hat das mit Essen zu tun? Logische Antwort: Das Stück dreht sich hierzulande um den "toten Fisch im Wasser". Mit tosendem Beifall dankte das Publikum den Künstlern. Mit dem "Abendsegen" entließ das Quintett die musikalischen Feinschmecker auf deren Heimweg.