Daniela Gauss (22) und Patricia Flack (20)sind die deutschen Botschafterinnen des dualen Systems und werden ihre Altersgenossen in Bulgarien treffen. An der Maschine: Patricia Flack. Foto: Schwarzwälder Bote

Daniela Gauss und Patricia Flack sind in Bulgarien als junge Botschafterinnen des Handwerks unterwegs.

Calw/Freudenstadt - Die vom Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel ausgerufene Handwerkerbrücke zwischen den Regionen Nordschwarzwald und Sandanski wächst Stück für Stück weiter: Alle teilnehmenden Firmen werden in Bulgarien Partner haben.

Die beiden Handwerkerinnen Patricia Flack, Eutingen-Göttelfingen, und Daniela Gauss, Mötzingen, werden vor Ort einen Tag lang demonstrieren, was in Deutschland duale Ausbildung bedeutet. Konditor Eberhard Holz aus Baiersbronn stellt eine große Schokoladentafel in einem Café im Zentrum von Sandanski mit der Aufschrift her: "Süße Freundschaft Freudenstadt & Sandanski".

Duale Ausbildung steht im Mittelpunkt

In Sandanski warten der bulgarische Arbeitsminister Totyu Mladenov und Bürgermeister Andon Totev auf die 15-köpfige Delegation, die von Fuchtel und Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald angeführt wird. Auf beiden Seiten sind höchstrangige Vertreter von Wirtschaft und Handwerk dabei. Die deutschen Wirtschaftsorganisationen werden durch IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler und die Calwer Kreishandwerksvorsitzende Roswitha Keppler repräsentiert.

Der erste Tag ist durch ein Treffen der Handwerker ausgefüllt, indem jeder bulgarische Firmeninhaber seinen Berufskollegen vor Ort in die Einzelheiten seines Unternehmens einführen wird.

Da die duale Ausbildung im Mittelpunkt steht, werden zwei junge deutsche Gesellinnen in bulgarischen Betrieben mitarbeiten. Daniela Gauss aus der Mötzinger Schreinerei Schimpfle ist Inhaberin des Förderpreises der Werner-Stober-Stiftung als beste Schreinergesellin. Patricia Flack hat vor einem halben Jahr die Gesellenprüfung als Mechatronikerin bei der Firma Fischer in Tumlingen bestanden.

Der zweite Tag gehört den Überlegungen über die Zukunftsperspektive von Kooperationen auf der Ebene kleinerer Unternehmen und vor allem des Handwerks. Fuchtel: "Ziel ist die praktische Kooperation zum Nutzen beider Seiten." Jungen, gut vorbereiteten Bulgaren mit Deutschkenntnissen soll der zeitweise Besuch von Berufsschulen im Nordschwarzwald ermöglicht werden. Das soll mit Ausbildungsmodulen unter Beteiligung von hiesigen Handwerksfirmen geschehen, um eine Kooperation zwischen den Betrieben zu erreichen, damit dem Fachkräftemangel begegnet werden kann. Sollten die beteiligten Firmen Großaufträge zu bewältigen haben, könnten sie aufgrund der dann vorhandenen Freizügigkeit in Europa auf Kollegen zurückgreifen, die deutsche Standards kennen und deshalb erheblich effektiver einzusetzen sind. Fuchtel: "Heute hilft man sich zuweilen über das Anwerben von Werkvertragsarbeitnehmern. Beim Einsatz dieser Mitarbeiter verdienen andere mit. Mit dem vorgeschlagenen Weg läuft der direkte Kontakt ohne Zwischenverdiener."

Man dürfe nicht warten, bis der Fachkräftemangel eintrifft, sondern müsse vorausschauend aktiv werden. Gleichzeitig könnten so manche Berufsschulklassen fortgeführt werden, die ansonsten geschlossen werden müssten.