Franco Borgia liebt gruseligen Wackelpudding. Für die erste Halloween Partynacht in Calw hat Mitarbeiterin Vicky (Mitte) den ganzen Tag über das Glibberzeug kochen dürfen - und das nicht nur für den Chef. Foto: Kunert

Calwer Nachtleben macht sich: Kneipenwirte wollen künftig einmal im Monat Themen-Partynächte anbieten.

Calw - Das Calwer Nachtleben macht sich. Am späten Freitagabend lockte die erste Halloween-Partynacht allerlei mehr oder weniger gruselige Gestalten in die Innenstadt. Dahinter steht eine Initiative der Calwer Kneipenwirte, künftig mindestens einmal im Monat mit Themen-Partynächten ihren Gästen auch gutes Entertainment zu Bier oder Cocktail anzubieten.

Einer der treibenden "Köpfe" dieses Gastro-Engagements: Franco – nomen est omen – Borgia vom "Al Capone". Dass ausgerechnet jemand, der – ganz in echt – aus der berühmtesten und dekadentesten Papst-Dynastie stammt, eine große Halloween-Party in der Nacht zu Allerheiligen organisiert, ist schon eine besondere Pointe. Aber das habe nichts mit Weltanschauung zu tun; und man wolle auch keine Gefühle verletzen, sondern: "Wir möchten unseren Gästen nur ein paar Stunden Spaß und Ablenkung vom Alltag bieten."

Und Spaß bringt die ganze Sache offensichtlich auch den Wirten selbst. "Für solche Aktionen lassen wir uns immer etwas Besonderes einfallen", erzählt der Borgia-Nachfahre mit auch noch sizilianischen Wurzeln (daher sein Kneipen-Namen: "Al Capone"). Vampirblut und Hexentrunk steht in dieser Nacht auf der Karte, auch "Hexe Paloma" – eine hochprozentige Mischung auf Basis eines pinkfarbenen Szenegetränks namens "Paloma", das ihm ein befreundeter Kollege aus dem Ruhrpott quasi von "Pate zu Pate" empfohlen habe. Für Calw eine echte Neuentdeckung. Weitere Zutat: von Franco selbst mit Tequila angesetzte Waldfrüchte. Er sei halt ein Wirt aus Leidenschaft.

Und dann zeigt er noch die Schnapsgläser gefüllt mit Wackelpudding, die Mitarbeiterin Vicky den ganzen Tag über vorbereitet hat und die es später in der Nacht bei verschiedenen Wettbewerben für die Gästen zu gewinnen geben würde. "Ich liebe Wackelpudding", erzählt Franco mit glühenden Augen. Allein dafür habe sich für ihn die Halloween-Nacht schon gelohnt, denn natürlich habe er auch selbst bereits reichlich von dem irgendwie wirklich gruseligem Glibberzeug naschen können.

Auch im "Legends" ein paar Straßen weiter lebt in dieser Nacht ein Gastronom seine Begeisterung für seinen Job etwas intensiver aus, als er es vielleicht bräuchte. Giuseppe "Peppe" Frazzetta hat für diesen Abend die Band "The Undercover Project" engagiert, die den Gästen einige Stunden lang beste Rockmusik um die Ohren haut. Eintritt kostet dieses Extra-Konzert heute Nacht keinen. So lockt es nicht nur Hexen, Vampire, Zombies und süße Teufelinnen an, sondern eben auch ganz "normale" Kneipenbesucher, die einfach nur gute Musik hören wollen.

Allerdings ist die Live-Musik etwas zu früh aus, wobei es doch schon auch Mitternacht ist. Aber das macht in dieser Nacht ja nichts. Noch sechs weitere Locations warten auf die Party-Wütigen in der Calwer Innenstadt: All in, Speakeasy, DV-Club, Blickfang, fifteen und das Bonnie’s Clyde beteiligen sich mit eigenen Aktionen an dieser Halloween-Partynacht. Und auch dort feiern sich die Partygäste von Höhepunkt zu Höhepunkt, wenngleich es noch nicht die Menschenmassen sind, die diesen zweiten Karneval des Jahres in Calw für sich entdeckt haben.

"Das muss wachsen", weiß Frank Ockert von X-Event aus Althengstett, der die Calwer Wirte bei der Promotion ihrer Themen-Partynächte unterstützt. Aber die Tendenz sei eindeutig da, dass das Calwer Nachtleben wieder eine neue, eigene Dynamik entwickelt und zu einem echten Anziehungspunkt für die gesamte Region werde. Die nächste Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, werde dann am 6. Dezember sein, wenn die erste Nikolaus-Partynacht der Calwer Kneipen-Wirte steigen soll. Statt Hexen, Vampire und ähnlichem werden dann fesche Nikoläuse durch die Innenstadt ziehen, und, wie Franco Borgia schon mal neugierig macht, natürlich reichlich kleine Geschenke an die Gäste verteilen.