Sparkassen-Vorstandschef Stephan Scholl (rechts mit seinem Stellvertreter Hans Neuweiler) präsentierte auch die Digitalisierungs-Initiative der Bank. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Geldinstitut: Das Digitale spielt bei der Sparkasse Pforzheim Calw eine immer wichtigere Rolle / Bekenntnis zur Beratung vor Ort

Für Sparkassen-Vorstands-Chef Stephan Scholl hat "Digitales Banking" viel mit dem Schürfen nach den größten Nuggets gemeinsam – auch wenn er selbst da noch einige Vorbehalte beim Nutzen der neuen Geschäftsprozesse hat.

Pforzheim/Kreis Calw. Stolze 185 Jahre wird die Sparkasse Pforzheim Calw in diesem Jahr alt – blickt man zumindest auf die frühesten Wurzeln im Geschäftsgebiet zurück. Eigentlich kein "echtes" Jubiläum – aber dem Vorstandsvorsitzenden Stephan Scholl gefiel der Claim: "Wir sind 185 – nicht 08/15."

Denn der passt nicht nur auf die Bilanz-Summe der landesweit größten Sparkasse (wir berichteten). Sondern zum Beispiel auch auf die extrem breit angelegte "Digitalisierungs-Initiative" seines Hauses, wie Scholl mit sichtbarer Lust am Thema anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz dozierte. Denn – die Aufbruch- und wohl auch "Goldgräber"-Stimmung im Bankenbereich angesichts immer mehr digitalisierter Geschäftsprozesse rief schon, man möchte sagen, auch den ein oder anderen "gewagten Vergleich" oder schillernde Metapher von Scholl zum Thema hervor.

Für Stephan Scholl war eine Neuerung dabei Entzücken pur: "Mein ultimatives Top-Erlebnis 2018 war eben die Ausstattung aller unser Häuser mit Wlan." Wobei die meisten Sparkassen-Kunden (von denen gibt es rund 360 000 in der Region – bei gut 500 000 Einwohnern insgesamt) wohl doch von daheim und mit dem eigenen häuslichen Wlan die "Digitale Sparkasse" besuchen dürften – via Internet oder App. Ziemlich exakt 17,8 Millionen solcher digitaler Bank-Besuche hat man 2018 in Pforzheim gezählt, wobei 211000 Giro-Konten im Online-Banking angemeldet seien – eine Quote von immerhin 59,8 Prozent. Allerdings: Tatsächlich werden nur noch 8,9 Prozent aller Buchungsposten mit einem (papierenen) Bankbeleg quittiert. "Tendenz weiter dramatisch sinkend."

Was den Chef ziemlich stolz macht – weshalb er in Richtung der "FinTech"-Unternehmen, die mehr und mehr den klassischen Banken in der Online-Welt die Geschäftsbereiche streitig machen, frotzelt, dass diese von der Sparkasse Pforzheim Calw im digitalen Business "noch so manches lernen könnten." Wobei Scholl eingesteht, dass er selbst wohl eher nicht so tech-affin ist. So gelte in seinem Hause in Bezug auf digitale Dienstleistungen wie etwa die "Foto-Überweisung" die eherne Regel (Zitat Scholl): "Wenn es der Scholl anwenden kann, ist es idiotensicher!" Und dann outet sich der Chef auch gleich noch als Fan des klassischen Bar-Gelds, weil er selbst den (von seinem Haus ja auch reichlich angebotenen) elektronischen Bezahl-Varianten eher misstraut. "Es muss nicht jeder wissen und nachverfolgen können, wofür ich mein Geld ausgebe."

"Das ist für eine Sparkasse brutal viel"

Dafür kann man Scholl aber – wenn man will – per Instagram folgen. Bisher habe er persönlich zwar erst zwei Follower ("Meine Tochter und ihr Hund"), aber die Sparkasse Pforzheim Calw immerhin schon 1200 – "das ist für eine Sparkasse brutal viel", findet Scholl. Und sieht sein Haus damit bereits (ernsthaft) an der "Branchenspitze im Social-Media-Bereich" – zumindest unter den Sparkassen in Baden-Württemberg; was immer das bedeutet. Wobei wohl mit dem "branchenweiten Erfolg" tatsächlich die Zugriffszahlen auf die von "Mania Pictures" aus Calw produzierten Kult-Werbevideos der Sparkasse Pforzheim Calw gemeint sein müssten – denn das jüngste Werk aus dieser Schmiede (Bauer Pfrommer trifft den muskelbepackten "Kwitt"-Geldeintreiber) hat heuer bereits über 180 000 Zugriffe, die Info dazu auf Facebook gar über 320 000 Klicks.

Und dann gibt es da noch das hauseigene Glasfaser-Netz der Sparkasse Pforzheim Calw – die "zweite digitale ›Schaufel‹" der Banken-Goldgräber, so Scholl. Über 900 Kilometer umfasst dieses Netz der 100-prozentigen Unternehmens-Tochter "Sparkassen-IT", das Gros davon im Kreis Calw – weil: "Da kommt es her." Mehr als vier Million Euro hat man hier 2018 in den Ausbau gesteckt, um noch mehr, vor allem mittelständische Betriebe der Region mit eigenen IT-Dienstleistungen zu versorgen.

Allerdings: Bei soviel digitaler Goldgräber-Stimmung drängt sich die Frage auf – was ist mit der "Old Economy" und den guten alten Sparkassen-Filialen und Geschäftsstellen, von denen es zuletzt 111 im Gebiet zwischen Enzkreis und dem Nordschwarzwald gab? "In absehbarer Zeit sind keine größeren Schließungsaktionen geplant", unterstreicht Stephan Scholl – räumt aber auf Nachfrage ein, dass Öffnungszeiten "einzelner Standorte" bedarfsorientiert schon auch reduziert würden. Aber, so das unmissverständliche Votum: "Die persönliche und kompetente Beratung vor Ort ist" – und bleibt – "wesentlicher Bestandteil der strategischen Ausrichtung der Sparkasse".

Mit guten Grund, wie Scholl dann noch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert: Denn wo die Wettbewerber sich aus Kosten-Kalkül "real aus der Fläche verabschieden", kämen die Kunden mit ziemlicher Sicherheit dann zu dem Finanzhaus, das vor Ort noch mit eigener Adresse und Personal präsent ist. "Und das sind wir."