Die Gefahr von Giftködern ist nicht gebannt: Noch immer hängen überall im Stadtgebiet Warnschilder. Foto: Klormann

Im März mindestens zwölf Tiere betroffen. Stadt rät, Hunde an Leine zu behalten. Mit Kommentar

Calw - Die Gefahr ist nicht gebannt: Noch immer scheinen Unbekannte im Raum Calw Giftköder auszulegen. Erneut musste ein Tier sein Leben lassen. Die Stadt empfiehlt deshalb, dass Hundebesitzer ihre Tiere bis auf weiteres an der Leine führen sollten.

"Bitte lassen Sie Ihre Kinder und Hunde nicht unbeaufsichtigt. Führen Sie Ihren Hund an der Leine. In diesem Bereich werden höchstwahrscheinlich Giftköder ausgelegt." So steht es auf zahlreichen Warnschildern, die Ende Januar von der Stadt Calw vor allem in Heumaden und Stammheim aufgehängt wurden. Und diese Schilder bleiben erst mal, wo sie sind, erklärte Calws Ordnungsamtsleiter Matthias Rehfuß. Denn die Gefahr der Giftköder bestehe weiterhin.

Ein kurzer Rückblick: Seit April vergangenen Jahres mehren sich die Berichte von vergifteten Haustieren. Vor allem rund um Stammheim häuften sich die Fälle, ein Rüde verblutete an den Folgen. Auch zwei Katzen musste sterben. Andere Tiere wiesen Gerinnungsstörungen, Mattigkeit, Schocksymptome und Kreislaufzusammenbrüche auf. Neben Stammheim wurden zudem Köder in Heumaden, Unterlengenhardt, Neuhengstett, Neuhausen und Bad Liebenzell gemeldet.

Und die Serie von Vergiftungsfällen reißt nicht ab. Nach Informationen, die unserer Zeitung vorliegen, landeten allein im März mindestens zwölf Verdachtsfälle auf den tierärztlichen Behandlungstischen. Eines der Tiere, ein Hund aus Stammheim, fiel demnach sogar ins Koma und verstarb. Nur einen Tag später erkrankte eine junge Hündin schwer, die offenbar dieselbe  Strecke wie das verstorbene Tier gelaufen war. Die Besitzerin habe der Hündin einen Brocken aus Muskel-Knorpelfleisch entreißen können, der am Feldrand lag. 

Und Tierbesitzer aus Ernstmühl, Hirsau, Ottenbronn und Neuhengstett fanden  Käsehäppchen auf Schaschlikspießen mit schwarzem Inhalt.

Hinweise auf Täter fehlen bislang

Wer dahinter stecken könnte, ist noch völlig unklar. "Bislang sind zahlenmäßig nicht viele Hinweise eingegangen", erklärt Rehfuß – trotz der Bitte, Verdächtiges zu melden, die auf sämtlichen Warnschildern zu finden ist. "Denjenigen, der Giftköder auslegt, auf frischer Tat zu ertappen oder zu beobachten, ist relativ unwahrscheinlich", meint der Ordnungsamtsleiter.

Meist werde nur gemeldet, wenn ein Hund Vergiftungen erlitten habe.  "Aber die Örtlichkeit, wo dies passierte, kann oft nicht mehr genau nachvollzogen werden; vor allem, wenn Hunde im Außenbereich nicht an der Leine gehalten werden – was rechtlich allerdings korrekt ist", so Rehfuß.

Vor allem in Heumaden und Stammheim sollten Hundehalter ihre Tiere zum eigenen Schutz immer an der Leine führen, rät der Ordnungsamtsleiter. Und natürlich gelte auch weiterhin: Verdächtige Funde oder Beobachtungen sollten umgehend dem Polizeirevier Calw, Telefon 07051/16 12 50, oder der Stadt Calw, Telefon 07051/16 70, gemeldet werden.

Kommentar: Niemals richtig

Von Ralf Klormann

Die Serie von Vergiftungsfällen durch Köder im Raum Calw reißt nicht ab. Doch was treibt die vermeintlichen Hundehasser an? Die Wut auf Tier und Besitzer, wenn der Griff zum Kotbeutel ausbleibt und die Ausscheidungen Wald und Wiesen verschmutzen? Wenn des Menschen beste Freunde  angriffslustig kläffend und nicht angeleint Spaziergänger erschrecken? Zugegeben: Nicht jeder Hundehalter verhält sich vorbildlich. Und  aggressive oder wilde Tiere müssen an der Leine geführt, Kot muss aufgesammelt  werden. Wer sich jedoch gegen solches Verhalten wehrt, indem er unschuldigen Tieren schadet, macht sich nicht nur strafbar. Sondern handelt im Hinblick auf die Trauer von Herrchen oder Frauchen geradezu menschenverachtend. Giftköder sind durch  nichts zu rechtfertigen – schon gar nicht durch  Bellen in der Nacht oder ein Häufchen am Straßenrand.