Die Geschehnisse im Calwer Krankenhaus haben für Unruhe unter den Ärzten der Region gesorgt. Foto: Fritsch

Niedergelassene Mediziner fordern Aufklärung um Weggang zweier Klinikärzte.  

Calw - Werden die niedergelassenen Ärzte in Calw und Umgebung in die örtliche Klinik schon bald keine Patienten mehr einweisen? So weit ist es noch nicht. Sollten die Vorgänge um den Weggang zweier Ärzte nicht schnell und umfassend aufgeklärt werden, drohen die Mediziner jedoch, ihr "Einweisungsverhalten" zu ändern. Das geht aus einem von 37 Ärzten unterzeichneten offenen Brief an den Aufsichtsrat des Klinikums Calw-Nagold hervor.

Der Klinikverbund Südwest mit Sitz in Sindelfingen (Kreis Böblingen), zu dem das Klinikum seit 2006 gehört, hatte sich von der Oberärztin in der Kardiologie und der Leiterin des Funktionspersonals der Inneren Medizin im Zuge einer Beendigungsvereinbarung getrennt. Daraufhin hat Konrad Bäuerle, Chefarzt der kardiologischen Klinik Calw, von sich aus um den Abschluss einer Beendigungsvereinbarung zum 30. Juni gebeten.

Das hat bei den Patienten und den niedergelassenen Ärzten in Calw und Umgebung für erhebliche Unruhe gesorgt. Denn Bäuerle und seine Oberärztin genossen als Herzspezialisten einen hervorragenden Ruf.

Kritik wird vor allem an der Klinikleitung laut, die sich über die Gründe der Personalvorgänge in Schweigen hüllt. Juristische Vereinbarungen setzten enge Grenzen, betonte gestern der Calwer Landrat Helmut Riegger, einer von drei Aufsichtsratsvorsitzenden des Verbunds, anlässlich einer Veranstaltung in der Klinik Nagold.

Ärzte sprechen von "Maulkorberlass"

Da brodelt die Gerüchteküche. Die niedergelassenen Ärzte sprechen von einem "Maulkorberlass", wonach allen Mitarbeitern, die Interna ausplaudern, mit juristischen Konsequenzen gedroht wird.

Für Misstrauen sorgte zudem, dass mit Martin Oberhoff überraschend schnell ein Nachfolger für Bäuerle gefunden wurde. Eine Vakanz, so hält dem Riegger entgegen, sollte gerade verhindert werden. Denn dann, so das Argument des Landrats, wären neue Ängste in Calw geschürt worden. Dort war schon vor Jahren ein Linksherzkathetermessplatz (LHKM) eingerichtet worden. Als es einen solchen auch in Nagold geben sollte, sahen manche die Existenz des Calwer Krankenhauses bedroht. Die Klinik war Mitte des Jahrzehnts wegen steigender Defizite schon einmal gefährdet. Die Schließung wurde 2006 durch den Beitritt zum Klinikverbund Südwest verhindert.

Der Geschäftsführer des Klinikverbunds, Gunther Weiß, und Riegger legten gestern in Nagold erneut ein klares Bekenntnis zum Standort Calw ab, der seit 2009 ein gemeinsames Klinikum mit Nagold bildet. Dem Verbund gehören zudem Häuser in Sindelfingen, Böblingen, Herrenberg und Leonberg an.

In Calw, so betonten Weiß und Riegger, stünde die Besetzung von drei Chefarzt-Stellen an. Der LHKM in Nagold sei eingerichtet worden, um keine Patienten in Richtung Tübingen und Freudenstadt zu verlieren.