Hans-Christoph Ammon verlässt das Kommando Spezialkräfte. Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Christoph Ammon hört auf, wenn es am schönsten ist und geht als Aufbauhelfer nach Westasien

Von Hans-Jürgen Hölle

Calw. Exakt 40 Jahre und 92 Tage Dienst am Vaterland hat Brigadegeneral Hans-Christoph Ammon auf dem Buckel. Mit der Übergabe der Befehlsgewalt über das Kommando Spezialkräfte (KSK) Calw an Oberst Heinz Josef Feldmann ist seit gestern damit Schluss.

Jetzt will der scheidende KSK-Kommandeur unter Beweis stellen, dass er auch etwas anderes kann als Soldat. Als Zivilist und freiwilliger Aufbauhelfer wird Ammon künftig arbeiten. Möglicherweise in Westasien. Afghanistan, wo er selbst als Soldat im Einsatz war und wo heute schwerpunktmäßig seine Kommandosoldaten unterwegs sind, wird es auf keinen Fall sein. Sein künftiges Betätigungsgebiet, in das er im Auftrag einer regierungsnahen Organisation gehen wird, könnte auch irgendwo anders auf der Welt liegen. Wo es auch sei: Auf keinen Fall will er dort mit der "alles billig machen Wahrheit" aufkreuzen. "Natürlich arbeiten wir vor Ort mit Regierungsstellen zusammen", betont Ammon. Es gehe um Koordination und Abstimmungsfunktionen. Und da hat der Brigadegeneral a. D., der er seit gestern ist, sicher recht, wenn er behauptet, "dass er das vom Soldatischen her bringt".

60 Jahre alt ist Hans-Christoph Ammon. Zwei Jährchen hätte er noch Dienst tun können. Das wollte er nicht. Er tritt die Flucht nach vorne an, weil er keinesfalls mehr eine Führungsposition bekommen würde, und hört lieber auf, wenn es am schönsten ist. Und das war nach seiner Überzeugung auf jeden Fall seine letzte Verwendung als Chef des Kommandos Spezialkräfte, das er drei Jahr und drei Monate geführt hat.

Das sei zwar auch eine Herausforderung gewesen, sagt er. Besonders gut gefallen habe ihm aber das besondere persönliche, menschliche und kameradschaftliche Verhältnis, das beim KSK herrscht. Das unterscheide sich völlig von dem, was er von anderen Verbänden her kennt. Dazu komme die außergewöhnlich hohe Professionalität sowohl der Kommandosoldaten als auch der unterstützenden Truppenteile. Niemand müsste in der Bundeswehr höhere Belastungen wegstecken. Das ist in Ammons Augen auch ein Grund, dass das Kommando immer noch nicht voll aufgestellt ist. Obwohl alle Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität voll gegriffen hätten. Knackpunkt sei nach wie vor der Belastungstest, dem sich Bewerber stellen müssen. Wegen der hohen physischen und psychischen Anforderungen würden den nur 30 Prozent bestehen.

Seinem Nachfolger Heinz Josef Feldmann, der schon unter ihm gedient hat und wohl ebenfalls bald Brigadegeneral ist, wünscht der scheidende Kommandeur Erfolg und Gottes Segen. "Und dass es ihm erspart bleibt, dass Soldaten zu Schaden kommen", fügt Ammon hinzu.

Am gestrigen Tag der Kommadoübergabe freute er sich besonders darüber, dass mit dem ehemaligen Wehrbeauftragten Reinhold Robbe, den ehemaligen Generalinspekteuren des Heeres Hans-Otto Budde und Gert Gudera sowie dem Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier, hochrangige Vertreter von Militär und Politik gekommen sind, mit denen er immer gerne zusammengearbeitet hat.

Calw wird er in Zukunft nicht missen. Aber die Garnisonsstadt hat für ihn, der seinen Lebensmittelpunkt seit 16 Jahren in Koblenz hat, schon eine besondere Bedeutung gehabt: "Mir war es wichtig, dass sich das Kommando Spezialkräfte der Öffentlichkeit öffnet. Wir mussten raus aus unserer Isolation."