Bundeswehr: Auszeichnung des US-Präsidenten verliehen. "Über 100 Millionen Euro" in Region investiert.
Ludwigsburg/Calw - Mit einem feierlichen Appell im Innenhof des Residenzschlosses Ludwigsburg hat die in Calw stationierte Spezialeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) am Dienstag unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert.
Bis zuletzt waren Ort und Termin der Feier, an der neben politischen und militärischen Würdenträgern rund 700 Soldaten des KSK unter dem Kommando von Brigadegeneral Dag Baehr sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, teilnahmen, geheim gehalten worden – aus Angst vor Terroranschlägen. Bei Kaiserwetter würdigte Kommandeur Baehr das KSK als Vorzeige-Einheit der Bundeswehr, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten die in sie gesetzten Erwartungen mehr als übertroffen habe.
Aufgestellt wurde das Kommando Spezialkräfte offiziell am 20. September 1996 – als Reaktion auf die Befreiung deutscher Geiseln aus dem damaligen Bürgerkriegsgebiet Ruanda durch belgische Spezialkräfte. Deutschland besitzt zwar seit den 1970er-Jahren die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei), GSG 9, die aber nicht für Einsätze unter Kriegsbedingungen ausgerüstet und trainiert war. Der damalige deutsche Verteidigungsminister Volker Rühe formulierte deshalb die Forderung: "Die Fähigkeit, im Notfall eigene Staatsbürger im Ausland aus Gefahr für Leib und Leben retten zu können, gehört zur grundlegenden Verantwortung eines jedes Staates."
Entwickelt wurde das neue Kommando Spezialkräfte aus der damals gerade aufgelösten Luftlandebrigade 25 (deren Stab schon damals in Calw saß) und den Fernspähkompanien 100 (Braunschweig/Celle) sowie 300 (Neuhausen ob Eck). Allerdings nicht ohne großen Widerstand etwa der Friedensbewegung und der Grünen, wie sich der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU) erinnert. Am selben Tag, als das KSK aufgestellt wurde, gründeten Aktivisten um den früheren grünen Europa-Abgeordneten Tobias Pflüger (seit 2009 Mitglied in Die Linke) die "Tübinger Informationsstelle Militarisierung" (IMI), die vor der damaligen Annäherung von Ost und West vehement die Auflösung des KSK forderte.
Für Fuchtel ist die Zeit damals noch sehr präsent. Dass es gelang, das KSK an den Standort Calw zu binden, wertet Fuchtel "als meinen dauerhaftesten politischen Erfolg" für seinen Heimatwahlkreis. Fuchtel war damals Mitglied des Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, und damit aktiv in die Verhandlungen um die Aufstellung der Spezialkräfte eingebunden.
Üppige Ausstattung mit Gerät und Equipment
Verschiedene Bundeswehrstandorte deutschlandweit buhlten damals um die Ansiedlung der neuen Elite-Einheit – wie das KSK selbst allerdings nicht gerne genannt wird. Was sie allerdings trotzdem ist, wenn man einmal die gegenüber der übrigen Bundeswehr extrem "üppige" Ausstattung der Spezialkräfte mit Gerät und Equipment betrachtet.
Quasi-KSK-"Schirmherr" Fuchtel schätzt, dass in den vergangenen 20 Jahren durch die Ansiedlung des KSK zum Beispiel "schon kräftig über 100 Millionen Euro" an Finanzmitteln allein in die Region Calw und den Nordschwarzwald geflossen seien – etwa in Bau- und Handwerksleistungen oder der täglichen Versorgung der in der Calwer Graf-Zeppelin-Kaserne stationierten Soldaten. Auch aktuell befindet sich die Zeppelin-Kaserne im "Investitions-Modus" (wir berichteten), zum Beispiel entsteht ein multifunktionales Trainingszentrum, für das im kommenden Jahr der erste Bauabschnitt fertiggestellt werden soll.
Seit den Anschläge vom 11. September 2001 und dem damit beginnenden "Krieg gegen den Terror" hat sich die Sicherheitslage in der Welt allerdings komplett gewandelt. War das KSK bis dahin mit Aufträgen etwa in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien betraut, wo die Einheit zum Beispiel im internationalen Verbund für die Ergreifung von Kriegsverbrechern eingesetzt wurde, verlagerte sich der Fokus vor allem auf die Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan. Auftrag dort: Jagd auf Führungsspitzen des Terrornetzwerkes al-Quaida und der afghanischen Taliban.
Während der deutsche Bundestag den Einsatz des KSK im Rahmen der Operation Enduring Freedom 2008 beendet hat, dauert der ISAF-Einsatz des KSK in Afghanistan bis heute an. Das Aufgabenspektrum umfasst dabei neben dem Aufspüren und Verhaften von Führungskräften der Aufständischen vor allem die Beschaffung von militärisch relevanten Informationen sowie die Ausbildung einheimischer Sicherheitskräfte.
Ein Beleg für das hohe Niveau der Leistungen des KSK bei diesen Einsätzen: Am 7. Dezember 2004 verlieh der damalige Präsident George W. Bush Angehörigen der zwischen Oktober 2001 und März 2002 in Afghanistan operierenden Einheit des Kommando Spezialkräfte die "Navy Presidential Unit Citation" für "außerordentlichen Mut, Einfallsreichtum und aggressiven Kampfgeist im Gefecht gegen einen gut ausgestatteten, gut ausgebildeten und heimtückischen terroristischen Feind". In den Jahren danach gelang es jedoch nie, die Verleihung dieses Fahnenbandes ("Streamer") an das KSK auch tatsächlich zu vollziehen. Diese Ehrung konnte nun ebenfalls im Rahmen des gestrigen feierlichen Appells in Ludwigsburg vollzogen werden.