Vitek Spacek (links) und Sänger David Readman haben mit der Purple Family das Publikum für sich eingenommen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Purple Family zieht fast 250 Zuschauer ins Kloster / Frontmann baut direkt Draht zum Publikum auf

Calw-Hirsau. Rockmusik vom Feinsten präsentierte die Band Purple Family bei der Reihe "Raus ins Kloster" am Sonntagabend in Hirsau. Der Gig der fünf Musiker um den Calwer Gitarristen Vitek Spacek dürfte wesentlich dazu beitragen, die Veranstaltungsreihe weiter in Schwung zu bringen.

Jedenfalls waren die Gesichtszüge der Veranstalter Tom Sanchez und Jürgen Ott wesentlich entspannter als am Donnerstagabend zum Auftakt vor nicht einmal 100 Fans. Dieses Mal konnten sie ihr coronabedingtes Kontingent von knapp 250 Tickets nahezu ausschöpfen.

Purple Family sei einer der besten "Deep Purple/Whitesnake"-Tribute-Bands in Deutschland, hatte es in der Ankündigung geheißen. Das war keineswegs übertrieben. Sänger David Readman, ein in Amsterdam lebender Engländer, ist ein Frontmann reinsten Wassers, der vom ersten Augenblick an sein Publikum im Griff hat. Seine kehlige Rockstimme war schon in Formationen wie Pink Cream 69, Tank und Voodoo Circle zu hören. Michael Ott, der mit seinem Background-Gesang Readman ideal ergänzt, überzeugt mit einem akzentuierten Bass-Spiel. Keyboarder Christophe Schwarz trifft den so typischen Orgelsound des 2002 verstorbenen Deep-Purple-Gründers Jon Lord auf den Punkt. Drummer Günter Wiedemann sorgt für den rhythmischen Drive und die treibende Kraft, die für Millionen Fans Rockmusik so unwiderstehlich macht. Und nicht zuletzt begeistert Spaceks makelloses Gitarrenspiel, das sich hinter historischen Vorbildern wie Ritchie Blackmore oder Jimi Hendrix nicht zu verstecken braucht.

Kongenial begleitet

Mal Hand aufs Herz: Ob die Originalband Deep Purple bei jedem ihrer Auftritte so gut drauf war wie Purple Family am Sonntag in Hirsau? Letztlich beantworten lässt sich das freilich nicht. Wer aber allein schon Readmans Version des Klassikers "Child in Time" hört, könnte sich diese Frage stellen. Kaum ein anderer Rocksong dürfte für den Sänger eine größere Herausforderung darstellen. Und Readman hat "Child in Time" bis in die feinsten Finessen beherrscht, kongenial begleitet von seiner Band. Für einen Rockfan ein wahrer Ohrenschmaus. Und wie wandlungsfähig seine Stimme ist, zeigte Readman auch beim Purple-Hit "Woman from Tokyo" und beim Whitesnake-Klassiker "Is it Love?".

So ließen denn Purple Family die Klostermauern kräftig zittern. Laut war es, schließlich ist Rock keine Kammermusik. Gleichwohl wirkte der Sound angenehm. Kompliment an Manuel Friebolin und seine Mannschaft von "MF Sound & Light" in Calw. Sie sorgten für den richtigen Ton bis zum Schluss, als der Song mit dem wohl bekanntesten Gitarrenriff der Rock-Geschichte erklang: "Smoke on the Water".

"Das ist unsere Musik", stellten die fünf Musiker vor drei Jahren fest, als sie zum ersten Mal zusammenfanden. Was damals als lockere Formation mit gelegentlichen Auftritten – beispielsweise im Hirsauer Saal 51 – begann, hat sich zwischenzeitlich gefestigt, wie Spacek und Ott im Gespräch mit unserer Zeitung verrieten. Dabei will man sich keineswegs als reine Coverband verstehen. Inzwischen ist das erste Album in Arbeit. Darauf ist mit dem Corona-Song "We all cry" das erste eigene Lied zu hören. Dem Hirsauer Publikum hat es schon mal gefallen.