Bei der Aufstellung zum Gruppenfoto klappt die Abstimmung zwischen Ballett und Sängerknaben bereits bestens. Foto: Buck

Premiere der besonderen Art: In Hirsau treten Aurelius Sängerknaben und Ballett gemeinsam auf.

Calw - Vier Titel stechen beim Hirsauer Klostersommer Ende Juli besonders heraus. Denn die Aurelius Sängerknaben tun sich mit dem Ballett der Musikschule Calw zusammen. Was da herauskommt, wurde schon bei einem Probenbesuch sichtbar.

Die Ballett-Mädchen von der Musikschule Calw sind schon etwas nervös an diesem Nachmittag. Denn die erste Probe für den gemeinsamen Auftritt beim Hirsauer Klostersommer mit den Aurelius-Sängerknaben steht an.

Es ist eine Premiere in diesem Jahr: Gleich bei vier Stücken gibt es eine gemeinsame Performance von Ballettdarbietungen und Stimmengewalt der Sängerknaben. "Wir arbeiten schon fast ein Jahr an der Vorbereitung. Fürs Ballett wurden sogar extra Choreografien kreiert", verrät Antje Häuser, Leiterin der Aurelius Sängerknaben. Es steckt großer Aufwand hinter solch einem Programm. Die Sängerknaben selbst bestreiten den gesamten Abend des 26. Juli in Eigenregie. Von italienischer Musik bis hin zu chinesischer Darbietung, aber auch deutschem Liedgut, wird viel geboten. "Sie müssen 14 Sprachen auswendig lernen", macht Häuser die Dimensionen klar.

Die Balett-Mädchen haben es da nicht wirklich einfacher. Bei vier Stücken wirken sie auf der Bühne mit. Beim Italienischen "Bella bimba", beim türkischen "Üskidar’a", beim deutschen "Heideröslein" und beim chinesischen "Little River". Für alle vier sind unterschiedliche Choreografien entworfen worden – quasi aus jeder Generation der Ballett-Führung in der Calwer Musikschule eine. Von Senior-Chefin Christa Steyer der Beitrag zu "Bella bimba", von Tochter und Enkelin Sabine und Jenny Steimle die anderen.

Noch Luft nach oben

Der Plan sieht vor, die beiden Ballett-Gruppen aus älteren und jüngeren Mädchen auch einmal gemischt auftreten zu lassen. Zwei Lieder begleiten die älteren mit ihren roten Fächern und Gewändern, eines der jüngere Ballett-Nachwuchs. Bei der Probe merkt man, dass noch nicht alles ganz rund läuft. Die sogenannte Kettenformation will nicht recht klappen, zu schnell wechseln die Mädchen im Zirkel die Positionen, es kommt zu Verschiebungen. Aber im zweiten Anlauf sieht das schon deutlich besser aus.

Auch die 92-jährige Steyer ist angetan von ihren Schützlingen, lehnt am Spiegel des Ballettsaals und beobachtet jede noch so kleine Bewegung genau. Sie meint: "Das wird was und sieht schon gut aus." Es komme eben auf jedes Detail an, erklärt Steyer – und spendet am Ende der Darbietung Applaus, um gleichzeitig in den Raum zu rufen: "Ihr müsst den Applaus auch üben."

Es ist für beide Seiten eine neue Erfahrung, jedenfalls in dieser Größenordnung. Freilich, man kooperierte schon beim Neujahrskonzert, allerdings lediglich bei einem Stück, nicht wie jetzt bei vier. Das merkt auch Häuser an ihren Sängerknaben: "Die sind das eigentlich schon gewohnt mit Profikonzerten, aber so viele Mädels auf einmal mit Kostüm ist auch für die neu."

Geklappt hat es bei der Probe aber trotzdem – auch wenn hernach noch für beide Gruppen Zusatzschichten auf dem Programm standen. Doch es ist auch eine Herausforderung, denn 55 Sänger treffen auf mehr als 80 Ballett-Jugendliche. Da alle in Schach zu halten ist nicht ganz einfach, klappt aber bestimmt, sind sich die Verantwortlichen sicher. Gegenseitig ist der Respekt zwischen den Sängerknaben und den Ballett-Tänzern jedenfalls da. Die Jungs machten große Augen, als die Mädchen mit ihren grazilen Bewegungen zur Musik tanzen.

Und die wiederum waren vom Gesang der Aurelius-Sängerknaben begeistert. "Das ist voll krass, Alter, wie die singen", meinte eine Ballett-Tänzerin zur anderen während einer kurzen Pause. Wenn nach den vier gemeinsamen Stücken das Publikum beim Hirsauer Klostersommer ähnliche Reaktionen zeigt, dann hat sich der Probenaufwand gelohnt.