Geschichte: Kreisarchiv gibt es jetzt auch digital / Zeno Danner schaltet neue Internetseite frei / Anker in die Vergangenheit
Ein Klick vom Ersten Landesbeamten Zeno Danner, dann ist es offiziell freigeschaltet – das digitale Kreisarchiv Calw. Drei Jahre Arbeit stecken dahinter. Denn jedes Einzelne der 100 000 Dokumente musste Blatt für Blatt eingescannt werden.
Kreis Calw. Das allerdings übernahm eine externe Firma. Kreisarchivar Martin Frieß war schließlich genug damit beschäftigt, die Dokumente vorzubereiten, zu kontrollieren und auch nach dem Scannen nochmals zu überprüfen. Dabei ging ihm Pia Drewes, die eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) im Kreisarchiv absolviert, zur Hand. Aber all der Aufwand habe sich gelohnt, sind sich Frieß und Danner einig – denn was da entstanden ist, gebe es noch nicht in vielen Landkreisen.
"Wenn wir das machen, dann richtig"
Die Inhalte auf der jüngst freigeschalteten Internetseite sind in Zeitungen, Kreisamtsblätter, Oberamtsversammlungs- und Kreistagsprotokolle, Adressbücher, Literatur und Landkarten unterteilt. Man kann nach Autoren, Jahrgängen oder bestimmten Themen suchen. Besonders praktisch: Viele der Dokumente sind durch einen aufwendigen technischen Prozess so bearbeitet worden, dass sie sich per Volltextsuche finden lassen. Heißt: Man gibt Worte oder ganze Sätze in die Suchleiste ein und es werden die Seiten angezeigt, in denen diese vorkommen – inklusive Markierung. "Wenn wir das machen, dann richtig", betont Frieß, dem seine Begeisterung für die neue Plattform deutlich anzumerken ist.
Er klickt sich durch die Seiten, zeigt die verschiedenen Bereiche und führt eine weitere Funktion des digitalen Kreisarchivs vor: Jeder, der die Seite besucht, kann die dort gespeicherten Dokumente nämlich ganz einfach und kostenlos herunterladen. Als jpg- oder als pdf-Datei. Einzige Voraussetzung: Man sollte Frakturschrift lesen können, sonst könnte das Entziffern der alten Dokumente schwierig werden.
Ältestes Dokument stammt von 1636
Das älteste eingescannte Schriftstück stammt aus dem 17. Jahrhundert – genauer, aus dem Jahre 1636. Dabei handelt es sich um ein Buch über die Geschichte des Klosters in Bad Herrenalb. Das jüngste ist ein Kreistagsprotokoll von 1997. "Da sind sogar Leute genannt, die heute immer noch da sind", schmunzelt Frieß.
Gedacht sei das digitale Kreisarchiv für alle Bürger, sagt Carola Knecht, Leiterin der Abteilung Schulen und Kultur im Landratsamt Calw, zu der das Kreisarchiv gehört: historisch Interessierte, Heimatkundler, Ahnenforscher oder Vertreter der Verwaltung. Die digitale Version des Kreisarchivs stelle ein niedrigschwelliges Angebot dar, sagt Frieß. Und es halte die Leute nicht davon ab, das "analoge" Archiv zu besuchen. Ganz im Gegenteil: "Es sind dann vielleicht sogar mehr Leute, die durch die Internetseite erst darauf aufmerksam werden."
Und auch der Erste Landesbeamte zeigte sich begeistert von den neuen Recherche-Möglichkeiten. "Das ist praktisch der Anker des Kreises in die Vergangenheit", meint er. Kreisarchivar Frieß geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wir stoßen damit in eine neue Ära vor."
Weitere Informationen: Das digitale Kreisarchiv ist unter https://digital.kreisarchiv-calw.de abrufbar.