Der AfD-Kreisverband Calw/Freudenstadt fordert die Bejagung des Wolfs. Foto: dpa

Kritik an "verantwortungsloser Haltung" der Grünen. "Keineswegs eine aussterbende Spezies". Mit Kommentar

Calw/Freudenstadt - Der AfD-Kreisverband Calw/Freudenstadt verurteilt die Resolution der Grünen im Landkreis Calw zum Thema Wolf. Deren Haltung sei "verantwortungslos".

Die Grünen im Landkreis Calw lehnen die Bejagung des Wolfs ab und sprechen sich stattdessen für ein Wildtier-Management als Alternative aus. "Damit nehmen die Grünen die gesundheitliche Gefährdung von Personen und die Existenzvernichtung von Weidetierhaltern billigend in Kauf", so die AfD.

Der AfD-Kreisverband spricht von einer "verantwortungslosen Haltung", die "unter dem Deckmantel der Artenvielfalt und der behaupteten Existenzsicherung der Schäfer in Täuschungsabsicht daherkommt". Der Wolf sei "keineswegs eine aussterbende Spezies". Derzeit seien mehr als 1000 Wölfe in Deutschland unterwegs. Alleine schon deshalb sei die Behauptung der Kreis-Grünen, der Schutz des Wolfs diene der Erhaltung der Artenvielfalt, "schlicht und einfach falsch".

Der Wolf vermehre sich überall dort, wo er auftauche, rasant. Ebenso rasant steige die Zahl der von ihm getöteten Tiere. Alleine in Brandenburg seien 2017 47 Kälber und 316 Schafe gerissen worden. In ganz Deutschland seien schon mehr als 3500 Nutztiere dem Wolf zum Opfer gefallen. Die Zahl der gerissenen Wildtiere sei um ein Vielfaches höher.

"Rinder- und Schafzüchter, die ihre Tiere artgerecht auf der Weide halten und deren Existenz von der Unbeschadetheit ihrer Tiere abhängt, werden von den angeblich tierliebenden Grünen nicht nur wirtschaftlich im Stich gelassen, sondern mit dieser Resolution regelrecht verhöhnt", so Günther Schöttle, Sprecher des AfD-Kreisverbands. Tierschutz gelte bei den Grünen "offensichtlich nur für Tiere", die der Partei "am Herzen liegen". Kälber, Schafe und Fohlen dürften sich nicht des Schutzes der "Öko-Aktivisten" erfreuen, schlussfolgert die AfD.

Vorstand zieht Vergleich mit Straftätern

Die Übernahme der Kosten für Herdenschutzhunde, Nachtpferche und Arbeitszeitkosten der Schäfer durch die öffentliche Hand lehnt Schöttle ab. Der "Gipfel der Dreistigkeit" wäre jedoch, wenn nun auch noch die Kosten für Berater über Steuern bezahlt würden. Der AfD-Sprecher bezeichnet sie als "staatlich alimentierte Umerzieher".

Nur noch "mit fassungslosem Kopfschütteln" kommentiert werden könne die Feststellung der Kreis-Grünen, Wölfe sollten nicht bekämpft werden, weil sie aufgrund des dann herrschenden Jagddrucks sogar noch mehr Weidetiere reißen würden. "Bezogen auf den Menschen bedeutet dies, dass Straftäter, Terroristen, Kinderschänder nicht mehr verfolgt werden dürfen, weil sie sonst aufgrund des Fahndungsdrucks noch krimineller werden. Welch ein Irrsinn", so die AfD.

Der Kreisverband fordert eine "sofortige und eindeutige gesetzliche Regelung zur Bejagung des Wolfs, genauso wie dies die EU-Länder Finnland, Schweden, Frankreich, Spanien, Italien, Rumänien, Kroatien und die Slowakei längst getan haben". Es dürften im dicht besiedelten Baden-Württemberg keine Zustände wie in Brandenburg herrschen. Dass "auffällige" Wölfe bereits jetzt schon gejagt werden dürften, sei "eine Schutzbehauptung". Dass sie nicht stimme, sei offensichtlich, so die AfD.

"Der Wolf, der über 40 Schafe in Calmbach in den Tod trieb und den man dann als auffällig bezeichnen muss, läuft jedenfalls noch frei herum. Wie immer in Deutschland, muss offensichtlich zuerst ein Unglück passieren, bevor die Verantwortlichen endlich handeln", so Schöttle. Die Resolution der Grünen zum Schutz des Wolfs sei unverantwortlich und habe "mit Tierschutz und Artenvielfalt nicht das Geringste zu tun". "Wie immer" sollen "krude Ideen" auf Kosten "der arbeitenden Bevölkerung" ausgetragen werden.

Kommentar: Großkaliber

Von Volker Rath

Der Wolf im Nordschwarzwald bewegt die Gemüter, und sein Auftauchen wird über die Grenzen der Landkreise Freudenstadt und Calw hinaus beobachtet. Dass die Rückkehr des Räubers Probleme mit sich bringt, ist nicht zu leugnen. Die Frage ist: Wie umgehen damit? Es verwundert wenig, dass sich die AfD für eine rigorose Linie ausspricht. Den Standpunkt kann man ja vertreten. Bemerkenswert ist allerdings die Argumentation. Die Jagd auf den Wolf mit der Verfolgung von Terroristen und Kinderschändern gleichzusetzen – da hat der Sprecher des Kreisverbands in seinem Urteil durchaus recht: Welch ein Irrsinn. So stellt sich die Frage, wen die AfD aufs Korn nehmen will – den Wolf oder die Grünen? Zuspitzung darf sein in der politischen Auseinandersetzung. Allerdings gilt in der Rhetorik wie für die Waffenkunde: Das ganz große Kaliber leiert gerne mal aus.