Ohne geeignete Ausgleichsmaßnahmen werden Züge nicht rollen. Landratsamt arbeitet an Problemlösung.
Calw - Das ist weder zum milde Lächeln noch zum Spotten geeignet: Wenn der Landkreis für Fledermäuse und Steinkrebse keine geeigneten Ausgleichsmaßnahmen findet, ist die Hermann-Hesse-Bahn Calw gefährdet. Allen Ernstes.
Das sagte auf jeden Fall Joachim Bley, der Dezernent für Umwelt und Ordnung im Landkreis Calw im Gespräch mit unserer Zeitung. Er betonte aber auch, dass man sich bei der Suche nach solchen Maßnahmen auf einem guten Weg befindet.
Seit auf der Württembergischen Schwarzwaldbahn keine Züge mehr fahren, haben sich, wie Manfred Pfrommer von der Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt Calw erläuterte, im Hirsauer und auch im Forst-Tunnel zwischen Altengstett und Ostelsheim immer mehr Fledermäuse angesiedelt.
Von 22 Arten, die es in Baden-Württemberg gibt, kommen im Kreis immerhin elf vor, darunter auch das Große Mausohr oder die Bechstein-Fledermaus. Und alle sind sie bis hinauf über EU-Richtlinien strengstens unter Schutz gestellt. In Calw befindet sich sogar eine Wochenstube, wo sich die Tiere zur Fortpflanzung treffen. "Das sind dann bestimmt ein paar Hundert Individuen", weiß Pfrommer.
Was tun? Dass die Hermann-Hesse-Bahn einmal durch die beiden Tunnel fährt, ist nämlich erklärtes Ziel der Planer und der Verantwortlichen. Deswegen scheidet aus, dass die Züge Richtung Stuttgart erst in Heumaden losfahren und der ZOB mit der dortigen Haltestelle mit einer Seilbahn verbunden wird. Zusammen mit Vertretern von Naturschutzverbänden haben sich die zuständigen Mitarbeiter der Kreisverwaltung mehrfach vor Ort umgesehen. Eine ganze Reihe von Vorschlägen ist dabei herausgekommen. Wobei einer ausscheiden dürfte. Nämlich, die Fahrgeschwindigkeit der Züge in den Tunneln auf 30 Kilometer pro Stunden zu beschränken. "Das würde das Fahrprogramm total durcheinanderbringen", so Bley.
Also müssen andere Maßnahmen wie Parallel-Tunnel für die Fledermäuse, Umsiedlung zum Beispiel nach Neubulach oder die Schaffung einer künstlichen Höhlenstruktur am Hacksberg bei Schafhausen ins Auge gefasst werden. Was letztlich dabei herauskommt, steht noch nicht fest. Der Umweltdezernent geht davon aus, dass es eher ein Bündel von Maßnahmen sein wird. Darüber entscheiden wird dann das Regierungspräsidium in Karlsruhe.
Wie diese Behörde auch das letzte Wort in Sachen Steinkrebse haben wird, die sich "Im Hau" nahe der Kaserne recht wohlfühlen. Auch sie sind strengstens geschützt. Wenn als erster Abschnitt der neuen Hermann-Hesse-Bahn die Brücke bei Heumaden gebaut wird, muss dafür gesorgt werden, dass die Population überlebt.
"Der Aufwand, den wir auch hier betreiben müssen, ist erheblich, aber er muss sein", so Joachim Bley.