Die Firma AST International GmbH setzt derzeit eine neue Unternehmensstrategie um. Damit geht aber auch ein erheblicher Personalabbau einher. Foto: Buck

Unternehmen (ehemals Seuffer) will mit neuer Strategie Standort langfristig sichern.

Calw-Hirsau - Bei der Firma AST International GmbH (ehemals Seuffer) in Hirsau stehen in der kommenden Zeit Maßnahmen an, die das Unternehmen wettbewerbsfähig in die Zukunft führen sollen, erklärt die Geschäftsführung. Aber: Dabei wird es auch zu einem erheblichen Stellenabbau kommen.

Schwere Zeiten liegen hinter der Firma Seuffer: Im November 2018 war die Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Hirsau aufgrund von Fehlinvestitionen in die Insolvenz geraten. Der Betrieb ging danach jedoch weiter, die Suche nach Investoren lief an.

Ein Teil der ehemaligen Seuffer-Gruppe – HKR Seuffer Automotive mit Standorten in Kupferzell und Bitterfeld-Wolfen – wurde im April 2019 von einem koreanischen Investor gekauft. Und am 1. September vergangenen Jahres kaufte schließlich die in London ansässige Beteiligungsgesellschaft Blantyre Capital über die Firma AST (Advanced Sensor Technologies) International den Hirsauer Betrieb.

Viele Veränderungen stehen an

Mittlerweile befindet sich bei AST nun eine Unternehmensstrategie in der Umsetzung, die den Standort in Hirsau sichern und die Firma fit für die Zukunft machen soll, berichtet Geschäftsführer Johannes Prosteder. "Damit wir erfolgreich arbeiten und weiter wachsen können, müssen wir natürlich die Grundlagen schaffen", erklärt Prosteder.

Viele Veränderungen stünden dabei an; beispielsweise werde die manuelle Produktion nach Tschechien verlegt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben sei zudem geplant, die Produktion in Hirsau weitgehend zu automatisieren.

Die Kehrseite der Medaille: ein erheblicher Stellenabbau. Im Laufe dieses Jahres fallen in Hirsau durch die geplanten Maßnahmen mehr als 70 Arbeitsplätze weg. Statt wie heute rund 270 werden künftig dann weniger als 200 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt sein; betroffen seien vor allem die Bereiche Produktion und Logistik.

Freiwilligenprogramm für betroffene Mitarbeiter

"Wir haben versucht, dieses Abbauprogramm so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", sagt Prosteder. Und auch Rainer Dudzik, Betriebsratsvorsitzender der Firma, erklärt, dass es zu einer Sozialauswahl nach den Anforderungen des Betriebsverfassungsgesetzes gekommen sei. Beide widersprechen damit Gerüchten, die seit einiger Zeit kursieren, es habe keinen Sozialplan gegeben. Auch die Kündigungsfristen würden eingehalten.

Für die betroffenen Mitarbeiter gebe es ein Freiwilligenprogramm, bei dem sie eine Abfindung erhalten, oder auch in eine Transfergesellschaft wechseln könnten. Diese Transfergesellschaft würde die Mitarbeiter weiterbilden und versuchen, diese in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Dudzig rechnet dabei mit einer Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent.

Noch im September nicht absehbar

"Es werden sicher auch Mitarbeiter in der Produktion verbleiben", die beispielsweise für die automatisierte Produktion ausgebildet würden, führt Prosteder aus. Auch wegen jener Automatisierung fallen jedoch Stellen weg.

Noch im September vergangenen Jahres sei ein solcher Abbau nicht absehbar gewesen. Im Zuge der Planungen habe sich aber ergeben, dass durch die vorgesehene Strategie, die Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten soll, langfristig deutlich weniger Mitarbeiter gebraucht würden.

AST stellt Sensoren, Schalter und Steuerungen für Nutzfahrzeuge, Autos oder Haushaltsgeräte her. Dabei arbeite das Unternehmen mit einer Art "Baukastensystem", bei dem – grob vereinfacht – verschiedene Elemente kombiniert werden können, um individuell Lösungen für die jeweiligen Anforderungen von Kunden anbieten zu können, erläutert Prosteder. Im Bereich der Fahrzeugtechnologie sei man unter anderem im Bereich Füllstand- und Batteriesensorik bereits sehr stark.

Da sowohl die Bereiche der Haushaltsgeräte als auch der Fahrzeugtechnologie konjunturanfällig seien, wolle AST zudem andere Sektoren bedienen. Teil der Unternehmensstrategie sei daher auch, sich durch Partnerschaft mit oder Zukäufen von anderen Firmen breiter aufzustellen. "Damit können wir auch konjunkturunabhängiger werden", so der Geschäftsführer.

Entwicklung, Vertrieb, Verwaltung sowie Teile der Produktion sollen weiterhin in Hirsau an einem Ort gebündelt bleiben.