Erika Wohlgemuth führt bei Zigarren Munz die Familientradition weiter. Foto: Hölle

Erika Wohlgemuth übernimmt Zigarren Munz. Für Lotto-Entscheidung kein Verständnis.

Calw - Calw ohne "Zigarren Munz"? Für Kurt Rägle einfach unvorstellbar. Und deswegen wurde im Familienrat entschieden, dass seine Schwester Erika Wohlgemuth das Geschäft übernimmt. Am 1. Februar ist Wiedereröffnung.

Wie berichtet, hat Daniela Brandt, die den Laden in den vergangenen zehn Jahren führte, ihren Pachtvertrag nicht mehr verlängert. Am 31. Dezember war für sie Schluss. Gisela und Kurt Rägle wollten das Aus so aber nicht hinnehmen. Nachdem sich Verhandlungen mit einem Pächter, der Kontakte zu einem Tabakwarenverbund hat, zerschlagen hatten, wandten sie sich an Rägles Schwester. Und diese wird jetzt zunächst einmal die Familientradition fortsetzen, die im Jahr 1921 unter dem Namen Zigarren Schaufelberger begann.

Im Angebot sind Tabakwaren, Raucherbedarf und Presseerzeugnisse. Erika Wohlgemuth selbst ist in dem Geschäft längst eine Institution: Dort hat sie Einzelhandelskauffrau gelernt. Seit 46 Jahren ist sie in der Marktstraße mittlerweile tätig.

Eines kann sie, sehr auch zum Leidwesen ihres Bruders, den Kunden allerdings derzeit nicht mehr bieten: eine Lotto-Annahmestelle. Die staatliche Sport Toto GmbH will nämlich keine Lizenz zur Weiterführung der Verkaufsstelle erteilen.

In ihrer Stellungnahme beruft sich die Gesellschaft auf den Staatsvertrag der Länder zum Glücksspielwesen in Deutschland – und hier zu Maßnahmen zur Eindämmung der Spielsucht.

"Ob nun das Regierungspräsidium oder die Gesellschaft diese Maßnahme angeordnet hat, Annahmestellen-Zielwerte in Bezug auf die Einwohnerzahl einzurichten, entzieht sich unserer Kenntnis", meinte Rägle gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Er habe jedenfalls kein Verständnis dafür, wenn gleichzeitig der Glücksspielmarkt für 20 freie Anbieter geöffnet werden soll. Unterm Strich sei es aber so, dass es in Calw eine Annahmestelle zu viel geben würde. Dass es diese Stelle betrifft, scheine persönliches Pech zu sein. Die Vorgaben, wonach solche Einrichtungen in Räumlichkeiten betrieben werden, die nach Lage, Beschaffenheit, Ausstattung und Einteilung geeignet seien, Glücksspiel möglichst zu unterbinden, würde man allemal erfüllen.

Rägle und seine Schwester hoffen, die seit März vergangenen Jahres geführten Verhandlungen mit der Gesellschaft doch noch mit der erbetenen Bewilligung abschließen zu können.