Freizeit: Coronavirus könnte Eröffnung verzögern oder ganz verhindern / Einheitliche Linie der drei Enztal-Kommunen

Die Vorbereitungen laufen, dennoch ist im Moment noch völlig ungewiss, wann – und ob überhaupt – die Freibäder im Oberen Enztal ihre Tore für die Besucher öffnen.

Neuenbürg/Bad Wildbad/Höfen. Es geht voran auf dem weitläufigen Gelände des Neuenbürger Freibades im Breiten Tal. Wenngleich die kalte Jahreszeit mit Frost und Stürmen ihre Spuren hinterlassen hat und das Wasser im Becken mehr einer braunen Brühe denn frischem, klarem Quellwasser gleicht, bringt nicht nur die morgendliche Frühlingssonne Licht ins augenscheinliche Chaos. Es sind insbesondere die fleißigen Hände von Betriebsleiter Nicki Talmon und seiner Kollegin Meike Dippon, die seit Anfang März auf die Saisoneröffnung im Breiten Tal hinarbeiten und alles nach und nach auf Vordermann bringen.

Die beiden Fachangestellten für Bäderbetriebe wissen zwar noch nicht, ob überhaupt und wann der Startschuss für die diesjährige Saison angesichts der Corona-Pandemie fallen wird. Daher sind sie vorerst auch nur zu zweit und nicht wie in den Vorjahren mit bis zu zwei weiteren Kräften unterwegs.

Zunächst galt die Aufmerksamkeit den Grün- und technischen Anlagen sowie den Dächern mit den Absorberfeldern. Die aufwendige Beckenreinigung, für die knapp zwei Wochen veranschlagt werden, wird laut Talmon erst erfolgen, wenn der Öffnungstermin absehbar ist. "Dazu werden dann die über den Winter ausgelagerten Pumpen wieder eingebaut, das Grundwasser rund um das Becken abgepumpt, dann das Beckenwasser abgelassen, alles mit Hochdruckreiniger gesäubert und die Folie auf Undichtigkeiten geprüft", informiert er. "Normalerweise wären wir schon weiter, aber Stand heute ist sicher, dass wir nicht wie geplant am 16. Mai öffnen werden", gibt der Betriebsleiter zu verstehen.

Dies ist auch der Grund, weswegen das für diesen Tag vorgesehene "Neuenbürger Triathlönle" des Turnvereins Neuenbürg abgesagt werden musste. Seiner Ansicht nach funktioniert ein Freibad nur, wenn es keinerlei Einschränkungen für die Badegäste gibt, insbesondere wenn wie in diesem Jahr kaum Alternativen in Form von Urlaubsreisen zur Wahl stehen.

Sichtlich erfreut zeigt sich Talmon darüber, dass die rund 200 Spinde auch ohne kompletten Schlössertausch auf Euro-Münzen umgestellt werden konnten. "Wir haben dadurch viel Geld gespart", meint er und weist zugleich auf die noch zu installierenden neuen Spinde am Eingang hin, die mit jeweils zwei Steckdosen ausgestattet werden. "In diesen vorerst neun Ablagefächern mit Kassierschlössern können künftig Handys und Akkus für E-Bikes aufgeladen werden. Je nach Bedarf kann das Angebot noch ausgeweitet werden", führt er aus.

Das kleine, selbst gebaute Holzhäuschen, welches derzeit noch vor den Duschräumen steht, soll seinen Platz auf den Betonstufen am Beckenrand bekommen. Es dient als überdachte Taschenablage, insbesondere für die Früh- und Spätschwimmer. Auch das Eltern-Kind-Haus in der Nähe des Kinderbeckens und -matschplatzes wurde komplett saniert, insbesondere Holzbalken und -verkleidungen ausgetauscht und neu gestrichen. Den Verschmutzungen und Unkrautwucherungen an Beckenumrandungen, Wegen und Dächern rücken die beiden mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe. "In der Technik haben wir zwecks Einhaltung der DIN-Vorschriften eigene Umbau- und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Pro Tag und Badegast müssen dem Becken mindestens 30 Liter Frischwasser zugegeben werden, was wir durch unser kostenloses Quellwasser um fast das Doppelte überschreiten. Das Gesundheitsamt war Anfang März da, um die notwendigen Proben für die Erneuerung der quellwasserrechtlichen Verordnung zu nehmen. Wir haben alle Anforderungen erfüllt, so dass wir für weitere zehn Jahre Wasser von der nahegelegenen Eisenbachquelle ziehen dürfen, welches das Becken mit seinen 2500 Kubikmeter Fassungsvermögen und die Freiluftduschen speist", informiert der gelernte Gas- und Wasserinstallateur. Dank der 110 Absorberfelder auf den Dächern der Umkleiden, der Beckenabdeckung und einer bedarfsangepassten Beheizung des Kinderbeckens konnten laut Talmon die Heizkosten in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden.

Entweder öffnen alle Bäder oder keines

Auch enztalaufwärts kümmern sich die Betriebsleiter in Höfen und Calmbach um die Vorbereitungen auf eine mögliche Freibadsaison. Oliver Beck und seine Kollegin Svetlana Jeckel, beide Fachangestellte für Bäderbetriebe bei der Gemeinde Höfen, bringen alles, was über den Winter in Mitleidenschaft gezogen wurde, stillstand oder eingelagert war, auf Vordermann. Die frisch gereinigten, weißen Liegestühle vor dem Kiosk laden schon jetzt bei strahlend blauem Himmel zum Sonnenbaden ein. "Wir haben die Wege, Beckenumrandungen, Liegestühle und Freiluftduschen mit Hochdruckreiniger gesäubert und das Kinderplanschbecken frisch gestrichen", schildert er die ersten Maßnahmen. Die Technik wurde gründlich durchgecheckt und gewartet, das Filtermaterial zum Teil ausgetauscht und etwaige Mängel in den Anlagen behoben. Im noch leeren Becken wurde die Folie auf undichte Stellen geprüft. Sobald die Reinigungsarbeiten am Boden abgeschlossen sind, werde es mit Quellwasser aus dem gemeindeeigenen Wasserwerk geflutet, meint Beck mit Blick auf den ursprünglich geplanten Öffnungstermin am 16. Mai, wie es aktuell auch der Homepage zu entnehmen ist. Sobald dann die Duschräume, Toiletten und Umkleiden auf Hochglanz gebracht worden sind, könnte die Saison auch fast schon starten.

"Doch angesichts der Corona-Pandemie wagt hier keiner eine Prognose, wann es definitiv losgehen kann oder ob die Freibäder im Oberen Enztal diesen Sommer ganz geschlossen bleiben müssen", räumt er ein. Die Bürgermeister von Bad Wildbad, Höfen und Neuenbürg, für deren Bäder es seit Jahren eine Verbundkarte gibt, stünden diesbezüglich in engem Kontakt. Man habe sich aber darauf verständigt, dass grundsätzlich alle drei kommunalen Freibäder oder keines öffne. Sonst würde es zu einem Ansturm auf eine Einrichtung kommen, der ohne zusätzliche Maßnahmen, wie den Einsatz von Sicherheitskräften, nicht zu bewältigen wäre, gibt der Betriebsleiter zu verstehen.

Die Warmwasseraufbereitung erfolgt wie in Neuenbürg bei gutem Wetter durch Sonneneinstrahlung auf die Absorberanlagen, ansonsten über Gasheizung. Um an den hohen Stromkosten zu sparen, die vor allem durch die Pumpen verursacht werden, laufen die Düsen im Massagebecken bei normalem Betrieb weiterhin reduziert. In Kooperation mit dem Förderverein könnten in diesem Jahr mit Vorbehalt wieder Schwimmkurse für Kinder, Wassergymnastik, das Zwölf-Stunden-Schwimmen, das Kinderferienprogramm und der Freibad Rock stattfinden.

Unterschiedliche Szenarien auch in Bad Wildbad denkbar

Für das Waldfreibad Calmbach war die Saisoneröffnung – wie auch der Webseite zu entnehmen ist – auf Freitag, 1. Mai, terminiert worden. Doch auch hier geht man von einem deutlich späteren Start aus, wenngleich Betriebsleiter Fabian Schmitt mit den Vorbereitungen bis dahin fertig sein möchte. Die aktuellen Maßnahmen der Corona-Landesverordnung gelten bis 19. April. Vor dem 15. Juni – so deren grundsätzliche Frist oder Auslegung – werde laut Bürgermeister Klaus Mack eine Öffnung kaum möglich sein. "Wir müssen uns aber eventuell auch auf eine noch längere Schließzeit einstellen", meint er.

Um die Folie vor Algenbildung durch verstärkte Sonneneinstrahlung zu schützen, hat Schmitt zunächst das Becken in Angriff genommen. Dafür stehen jetzt noch die Außenanlagen, die Sanitäreinrichtungen und kleinere Reparatur- und Wartungsarbeiten an. Größere Investitionen wurden über die Wintermonate allerdings nicht getätigt.

"Wir konzentrieren uns im Moment auf eine Generalsanierung des Bades, wofür die Ausschreibung der Planungsleistung vorbereitet wird. Sobald die Pläne für einen ersten Bauabschnitt stehen, werden wir versuchen, alle möglichen Zuschussprogramme auszuschöpfen", erläutert Mack die Vorgehensweise. Er geht davon aus, dass sich im Falle einer Öffnung die Betreiber von Freibädern und die Badegäste – wie in anderen Lebensbereichen auch – mit verschärften Hygienevorschriften auseinandersetzen müssen. Was die geplanten regelmäßigen Angebote wie Wassergymnastik und diverse Veranstaltungen – auch von Vereinen – anbelangt, werde man ebenfalls abwarten müssen, ob und in welchem Umfang diese unter den gegebenen Umständen durchgeführt werden können.

Eigentlich wollten die Fördervereine der Freibäder in Höfen und Calmbach bereits bei den Saisonvorbereitungen unterstützend tätig werden. Dies ist jedoch aufgrund der Landesverordnung, die wegen Corona keine Vereinsaktivitäten zulässt, in diesem Jahr nicht möglich. "Uns allen wäre natürlich ein zügiger Badebetrieb am liebsten. Wenn die Badegäste im Mai vor einem verschlossenen Freibad stehen, blutet uns das Herz", beschreibt der Bürgermeister des Heilbades das mögliche Szenario.

Sollte die Pandemie das Land den ganzen Sommer begleiten, empfiehlt er, wie bisher auch "dezentrale Alternativen" wahrzunehmen. Was für ihn bedeutet: "Hotspots meiden und eher die weitläufige Natur um Bad Wildbad herum nutzen. Wandern auf den Themen-Rundwegen oder im Sommer durch die angenehm kühlen Tannenwälder spazieren. Die vielen Bachläufe laden dazu ein, sich im kühlen Wasser zu erfrischen," meint Mack. So bleibt abzuwarten, inwiefern der Sommer für alle Wasserratten, vor allem angesichts der bis dato eingeschränkten Reise- und Übernachtungsmöglichkeiten, "idyllisch und erfrischend" werden kann, wie es der Slogan des Höfener Freibades verspricht.