Heumadenschule beteiligt sich an Juniorwahl / Helfer müssen Geheimnis bis Sonntagabend bewahren
Von Hans-Jürgen Hölle
Calw-Heumaden. Marina, Leo, Yavuz, Ursina, Lisa und Melanie, allesamt Schüler der Klasse zehn an der Heumadenschule, wissen, wie die Bundestagswahl ausgegangen ist. Aber sie werden das Ergebnis erst am Sonntagabend um 18 Uhr verraten, dann also, wenn die Fernsehanstalten ihre Prognosen bekanntgeben.
Dann bleibt abzuwarten, ob die 9er und 10er der Schule, insgesamt 64 an der Zahl, so gewählt haben, wie der Rest der Republik. Die eingangs genannten Wahlhelfer, die gestern Vormittag die Stimmen ausgezählt haben, wissen natürlich nur, wie ihre Mitschüler bei der Juniorwahl abgestimmt haben. Eines steht aber jetzt schon fest: Eine Wahlbeteiligung von 100 Prozent wie an der Heumadenschule wird es morgen sicherlich nicht geben.
Dass Marina, Leo, Yavuz, Ursina, Lisa und Melanie bis Sonntagabend schweigen müssen, hat übrigens einen ganz einfachen Grund. An der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule gibt es auch ein paar Schüler, die schon 18 Jahre alt sind. Und die sollen im Vorfeld nicht beeinflusst werden, wenn sie morgen zum ersten Mal bei den "Großen" ihre Stimme abgeben werden.
Die Juniorwahl ist nicht zu verwechseln mit der U18-Wahl, die wie berichtet, in der vergangenen Woche in Calw durchgeführt worden ist. Aber das Hauptziel ähnelt sich. Nämlich einen Beitrag zur politischen Sozialisation von Jugendlichen zu leisten. Das Projekt Juniorwahl möchte konkret Schülerinnen und Schüler an Prozesse der demokratischen Willensbildung heranführen und sie auf die künftige Partizipation innerhalb des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland vorbereiten.
Der fundierte Meinungsbildungsprozess, das Üben, Entscheidungen zu treffen und sich eine eigene Meinung zu bilden, steht dabei im Vordergrund. Wahlbeteiligung wird dabei als ein erster, notwendiger Schritt zu einer umfassenderen politischen Beteiligung verstanden. Es geht darum, die Beteiligung junger Menschen in der Demokratie auch über Wahlen hinaus zu steigern, indem durch die Juniorwahl bei der jungen Generation das Interesse am politischen Geschehen insgesamt gefördert wird.
Wie Schulleiter Stefan Kunze im Gespräch mit unserer Zeitung, hat er sich bewusst für die Teilnahme an diesem bundesweiten Projekt entschieden, das seit 1999 zu den erfolgreichsten in Deutschland gehört. Die Schüler waren durchaus angetan, auch wenn sie am Donnerstagnachmittag teilweise etwas unsicher an die Wahlurnen traten. Aber so etwas, sagte Lehrer Michael Kuhnle, soll es ja auch bei den Großen geben.
Schon vor den Sommerferien war an der Schule damit begonnen worden, sich auf den Wahltag vorzubereiten. Mit Materialien, die nicht nur in drei unterschiedliche Niveaustufen unterteilt wurden, sondern die es vor allem ermöglichten, alles ziemlich realistisch zu gestalten. Dass das so aufwändig ist, hätte Kuhnle vorher nicht gedacht. Die Schüler und nicht zuletzt die Wahlhelfer zogen aber mit. "Es ist gut, dass wir auch einmal wählen können", meinten sie dazu.