Glassteinwand muss verschalt werden. Eine Bahn gesperrt. Reparaturen häufen sich.
Calw - Besucher staunten nicht schlecht, als eine der vier Bahnen im Carl-Schmid-Hallenbad gesperrt war. Der Grund: Die Glassteinwand zur Realschule hin drohte einzustürzen.
Da galt es schnell zu handeln. Hermann Claus, Leiter des städtischen Bäderbetriebs, beauftragte sofort einen Handwerksbetrieb, der begann, die Wand zu verschalen. Zudem wurden sofort Schulen und Vereine informiert. Inzwischen sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass niemand mehr Schaden nehmen kann.
Mitarbeiter des Bads stellten fest, dass von der Wand immer häufiger Mörtel herunter fiel. Zunächst hoffte man,. sich damit behelfen zu können, die Wand mit einer Folie abzudecken.
Claus zog vorsichtshalber einen Statiker hinzu. "Sie müssen aufpassen", stellte der Experte fest. Denn die Glassteine, die wie ein Mosaik angebracht sind, wölben sich nach innen und nach außen. Sie drohten nach und nach herauszubrechen. Letztlich bestand die Gefahr, dass die ganze Wand einstürzt.
Zwar ist die vierte Bahn aus Sicherheitsgründen noch immer gesperrt. Zwischenzeitlich hat der Stuckateurbetrieb Negwer jedoch die Verschalung so weit nach oben gebaut, dass nichts mehr passieren kann. So befand sich gestern während der Arbeiten eine Schulklasse im Becken.
Auch nach außen musste Claus Sicherheitsmaßen ergreifen. Dort wurde ein Zaun aufgestellt, auf dass niemand der Wand zu nahe kommt.
Der Leiter des Bäderbetriebs vermutet, dass der Schaden durch die Minusgrade in den vergangenen Tagen entstanden ist. Der große Temperaturunterschied zwischen innen und außen hat das Material, das rund 50 Jahre alt ist, zunehmend unter Spannung gesetzt.
Insgesamt wird das Bad, das Mitte der 60er-Jahre in Betrieb genommen wurde, zunehmend marode. Noch in diesem Monat beginnen die Schweißarbeiten an einem der Wasserfilter. Der Rostfraß ist unübersehbar. Literweise rinnt das kostbare Nass an der Kesselwand herunter.
Bürger sind zumDialog eingeladen
Im Oktober hatte Claus die Bürger zu einem offenen Dialog zur Zukunft des Hallenbads eingeladen. Damals schon hatte er gehofft, dass keine größeren Reparaturen auftreten werden. Nun kommt es allerdings Schlag auf Schlag. Die Kosten der Maßnahmen, die jetzt durchgeführt werden müssen, halten sich zwar noch in Grenzen. Lohnen werden sich die Arbeiten aber nicht.
Viele technische Einrichtungen sind so alt wie das Bad selbst, also nahezu 50 Jahre. Nur dort, wo etwas nicht mehr zu reparieren war, wurden neue Geräte installiert. Wer sich die Technik betrachtet, sieht, dass es letztlich Flickwerk ist. Claus weist darauf hin, dass die Entfeuchtung überaltert ist und ein Lüftungsmotor erst vor kurzem ausgetauscht werden musste. Zudem ist durch eine Leckage im Schacht Wasser ausgetreten. "Zur Zeit sind wir nur noch am Reparieren", so Claus. Noch allerdings kann der Badebetrieb aufrecht erhalten werden.
Bei den Stadtwerken macht man sich schon seit längerem Gedanken über die Zukunft des Bads. Deshalb hat Claus auch die Bürgergespräche in Gang gesetzt (wir berichteten). Fest scheint zu stehen, dass sich eine umfassende Sanierung des altehrwürdigen Calw-Schmid-Hallenbads, das freilich immer noch seine Fans hat, wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Zudem ja auch der Standort am Schießberg ohne ausreichende Parkmöglichkeiten alles andere als zeitgemäß ist.
Ein Neubau also? Das ist angesichts der hohen Verschuldung der Stadt eine heikle Geschichte. Zumal ja auch ein neues Bad ein Zuschussbetrieb bleibt, wenngleich der Abmangel weitaus geringer ausfallen wird.
"Das ist eine politische Entscheidung", sagt Claus. Und die, darüber ist er sich im Klaren, erfordert Mut.
Immerhin hatte der scheidende Oberbürgermeister Manfred Dunst beim Baggerbiss für die neue Sporthalle Im Krabben laut darüber nachgedacht, ob auf dem Gelände seines Tages ein neues Hallenbad stehen könnte. Auch schon als der Bau einer neuen Sporthalle auf dem ehemaligen Gelände der Calwer Decken AG vorgesehen war, wurde davon gesprochen, dass dort auf längere Sicht auch ein neues Bad gebaut werden könnte. Claus kann sich das nach wie vor vorstellen. Gegen den Willen der Bürger soll dies jedoch nicht geschehen.