Erfüllen Herzenswünsche (von links): Fritz Pape, Präsident des Rotary-Clubs Nagold-Herrenberg, Manfred Schiz, der die Aktion von Seiten des Rotary-Clubs koordiniert, Manfred Diether, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Rotarier und Helga Benz Roeder vom Evangelischen Diakonieverband im Landkreis Calw. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Herzenswünsche: Rotary-Club beschenken mit Diakonie benachteiligte Familien / Anonyme Bescherung

Geschenke unterm Baum gehören zu Weihnachten. Was für die meisten unabdingbar ist, das ist längst nicht für alle Kinder und Erwachsenen selbstverständlich.

Calw. Wer in einer schwierigen finanziellen, gesundheitlichen, sozialen oder psychischen Lebenssituation ist, kann sich viele Wünsche nicht erfüllen. Dieser oftmals bitteren Erfahrung setzt der Rotary-Club Nagold-Herrenberg seit neun Jahren die "Herzenswünsche" entgegen, eine gemeinsame Aktion mit dem Evangelischen Diakonieverband im Landkreis Calw.

Helga Benz-Roeder und ihre Kollegen in der Sozial- und Lebensberatung der Diakonie erleben täglich die Not, die finanzielle Sorgen, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung und andere belastende Faktoren für Familien und bei Einzelpersonen mit sich bringen. Wo es häufig am Notwendigsten fehlt und die Frage, wie Miete oder Heizkosten bezahlt werden können, schlaflose Nächte bereitet, sind außergewöhnliche oder gar unnütze Wünsche nicht erfüllbar. Die psychologische und praktische Beratung und Begleitung durch die Diakonie hat ihre finanziellen Grenzen.

Die Auswahl der Beschenkten ist nicht einfach

Natürlich kann auch die Aktion "Herzenswünsche" nicht allen, die bedürftig sind, gerecht werden. Hier kann sich Manfred Schiz, der als Kümmerer und Mittelsmann zwischen den Klienten der Diakonie und dem Rotary-Club fungiert, auf die Berater der Diakonie verlassen, die aus der Vielzahl der Menschen, die sie betreuen, jene auswählen, denen ein besonderer Wunsch zu Weihnachten erfüllt werden soll. "Das ist nicht einfach. Wir versuchen, dass es möglichst gerecht zugeht", so Benz-Roeder, die aber auch darauf hinweist, dass die Aktion eine Besonderheit sei, auf die es keinen Anspruch gebe.

Luther-Bibel wird genauso gewünscht wie ein Festessen

Zu den Aufgaben von Rotarier Schiz gehört es, die von den Beratern aufgenommenen und anonymisierten Wünsche an die Mitgliedsfamilien weiterzuleiten. Dabei versucht er ähnliche Interessenslagen zu treffen. So kann sich eine Familie, die selbst kleine Kinder hat, eher mit dem Wunsch nach einem Puppenwagen identifizieren und ein Hundebesitzer versteht den Wunsch nach Futter für den vierbeinigen Freund. "In diesem Jahr reichten die Wünsche von geistlicher Nahrung in Form der neuen Luther-Bibel bis hin zu Esskörben, um den Weihnachtsabend festlich zu gestalten", berichtet Schiz. Gutscheine für Wilhelma, Planetarium, Kino oder Schwimmbad standen ebenso auf den Wunschzetteln wie Staubsauger, Lego, eine Carrera-Rennbahn, Kleidung und Schuhe.

Aus Erfahrung weiß Schiz, dass die Familien des Rotary-Clubs, die sich an der Aktion beteiligen, meist noch weitere kleine Aufmerksamkeiten mit ins Geschenkpäckchen packen, die bei der Bescherung für Überraschung sorgen und sie mit passenden Weihnachtskarten mit aufmunternden Texten versehen. "Insgesamt werden in diesem Jahr rund 100 Herzenswünsche erfüllt", so Schiz, der die Geschenke gemeinsam mit dem aktuellen Präsidenten des Rotary-Clubs Nagold-Herrenberg, Fritz Pape, und Manfred Diether, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Rotarier, im Haus der Kirche in Calw überbrachte.

Die Bescherung findet wiederum anonym durch die Berater statt. "Das Verteilen der Geschenke aus der Herzenswunschaktion gehört zu unseren schönsten Aufgaben", so Benz-Roeder, die weiß, wie wichtig solche Momente des Glücks und der Zufriedenheit sind.

Teilnahme an Aktion gehört zu den Höhepunkten des Jahres

Doch auch für die Mitglieder des Rotary-Clubs, der sich soziales und gesellschaftliches Engagement auf die Fahnen geschrieben hat, ist die Teilnahme an der Aktion ein Höhepunkt im Jahr. Spätestens, wenn im Laufe der folgenden Wochen und Monate Dankeskarten, selbst gemalte Bilder oder kleine gebastelte Geschenke zurückkommen, wird klar: Hinter jedem Geschenk steckt eine ganz persönliche Geschichte und trotz der Anonymität der Aktion entsteht so zumindest für kurze Zeit gegenseitiges Wahrnehmen, Verstehen und Nähe.