Also doch: Die alte Musikschule und der Garten davor bilden eine Einheit und dürfen aus Sicht des Denkmalschutzes nicht überbaut werden. Foto: Hölle

Denkmalbehörde gegen Überbauung des Musikschulgartens. Beschluss fußt auf vorläufiger Trendaussage.

Calw - Damit hat OB Ralf Eggert wohl nicht gerechnet. Gestern hat er einen Brief von der Denkmalbehörde des Regierungspräsidiums bekommen. Und plötzlich stellt sich im Zusammenhang mit der möglichen Ansiedlung von H&M im Garten der alten Musikschule vieles anders dar.

Zwar hatte Denkmalschützer Johannes Wilhelm schon in einem Schreiben vom 28. Januar darauf hingewiesen, dass er Bedenken gegen die Überbauung des alten Musikschulgartens hat und deswegen dringend empfehle, die Variante Unteres Leckereck – also ein Neubau vor dem Kaufland – zu verfolgen. Diesen Brief hatte Eggert im Gemeinderat am 31. Januar auszugsweise verlesen und auch auf diesen Passus hingewiesen. Was folgte, ist bekannt: Der Gemeinderat sprach sich mit 19 Ja- bei elf Nein-Stimmen dafür aus, dass der Musikschul-Vorplatz für H&M geopfert werden darf.

Da hat das Gremium aber die Rechnung ohne die Denkmalbehörde gemacht. Jetzt kam aus Karlsruhe ein eindeutiges Signal. "Es besteht die Denkmaleigenschaft der Sachgesamtheit des ehemaligen Stälinschen Anwesens, so wie dies auch in der Liste der Kulturdenkmale im Jahr 1991 der Stadtverwaltung Calw mitgeteilt wurde.

Dieses Beamtendeutsch bedarf natürlich einer Übersetzung. Im August hatte ein Mitarbeiter der Behörde tatsächlich im Gespräch mit der Stadtverwaltung gesagt, dass der Musikschulgarten überbaut werden könnte, weil er nach seiner Öffnung vor etwa 15 Jahren weitgehend der Zugehörigkeit zum historischen Areal entzogen wurde – übrigens in Abstimmung mit dem Denkmalamt. Aber das war, wie Johannes Wilhelm jetzt feststellt, "erkennbar nur eine vorläufige Trendaussage".

Wilhelm hatte in seinem Schreiben vom 28. Januar diese Begriffe nochmals aufgeführt, aber schon damals zu erkennen gegeben, was er davon hält. Oberbürgermeister Ralf Eggert hat dies, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung gestern betonte, anders gedeutet. Wäre ihm der Standpunkt der Denkmalbehörde in dieser Deutlichkeit vor vier Wochen klar gewesen, hätte er im Gemeinderat wohl nicht auf Abstimmung gedrängt.

Als nächstes will der Calwer Oberbürgermeister das Gespräch mit Johannes Wilhelm suchen. Gegenüber unserer Zeitung versicherte er, dass die vom Denkmalschützer ebenfalls beanstandete großflächige Auskernung der historischen Gebäudesubstanz der alten Musikschule überhaupt nicht zur Debatte gestanden sei. "Unser Grobentwurf (für eine H&M-Filiale) sah nur einfach eine leere Gebäudehülle vor", so Eggert. Mit Überlegungen einer möglichen inneren Erschließung des Gebäudes hätte das nicht das Geringste zu tun gehabt.