Mobilität: "bw Tarif" ermöglicht günstigere Verbindungen über Verkehrsverbundsgrenzen hinweg
Seit fünf Jahren war er in Vorbereitung, nun ist er endlich da: der "bw Tarif" für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Mit diesem ist es seit Dezember möglich, über Verkehrsverbundsgrenzen hinweg mit nur einem Ticket zu fahren.
Nordschwarzwald. Wie der Name schon sagt ist der "bw Tarif" im ganzen Land gültig. Bislang musste man, wollte man beispielsweise von Calw nach Stuttgart fahren, sowohl ein Ticket der Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw (VGC), wie auch eines des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) lösen. Das machte sich nicht nur im Geldbeutel bemerkbar, sondern war oftmals purer Stress. Denn obwohl man vielleicht nur wenige Minuten zum Umsteigen hatte, musste man noch schnell am Automaten ein Ticket für den anderen Verkehrsverbund lösen. "Gerade für ältere Fahrgäste war es oft schwierig, sich in dem fremden System zurechtzufinden", sagt Gisela Volz, Geschäftsführerin des VGC. Diese Probleme gehören nun der Vergangenheit an.
Tickets für den "bw Tarif" sind in Nahverkehrszügen und in Regiobussen gültig. In Calw betrifft das den Regiobus 670. Fahrkarten kann man entweder direkt im Regiobus oder online erwerben. "Wenn man es im Bus kauft, sollte man aber schon wissen, was man möchte", meint Volz. Eine Beratung gebe es dort nämlich nicht. Der neue Tarif beinhaltet Kinder-, Einzel- und Gruppentickets, Zeitkarten sollen 2021 mit aufgenommen werden. Im Unterschied zum Baden-Württemberg-Ticket ist der "bw Tarif" auch von 9 Uhr morgens gültig.
Nun aber zu den Preisen, die laut Volz "sensationell günstig" sind. Weil das Land mit dem neuen Tarif versucht, mehr Leute zum ÖPNV zu bringen, wird das Ganze subventioniert. Kinder fahren mit dem "bw Tarif" im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos – sofern sie in Begleitung ihrer Eltern unterwegs sind. Anderenfalls werden für sie 50 Prozent des regulären Fahrpreises fällig. Dieser beträgt zum Beispiel von Calw nach Stuttgart (einfach) 9,90 Euro. Dort angekommen sind Fahrten innerhalb der Zone, die auf dem Ticket angegeben ist, frei. Genauso ist es auch möglich, ein und dasselbe Ticket zu nutzen, um sich in der "politischen Gemeinde", wie Volz es ausdrückt, zu bewegen. Bleibt man also bei der Beispiel-Strecke von Calw nach Stuttgart bedeutet das, man könnte mit diesem Ticket auch schon in Altburg zusteigen.
Gerade für den Landkreis Calw sei der "bw Tarif" ein großer Schritt nach vorne, meint Wolfgang Ziegerer vom VGC. Es gebe hier zahlreiche Auspendler und auch Gelegenheitsbesucher, für die sich dadurch vieles erleichtere, erklärt er. "In Calw läuft vieles über Grenzen hinweg. Daher ändert sich für uns mehr, als beispielsweise im VVS."
Auch wenn sich jetzt alles gut anhöre – "es war im Hintergrund sehr viel Arbeit", meint Volz. Allein bis man die Gestaltung der Tickets beziehungsweise die Belegung der Tastatur an den Automaten bewerkstelligt habe, sei es ein langer Prozess gewesen, den maßgeblich Elke Ehrenfried vorangetrieben hatte. Alle Beteiligten rechnen fest mit dem Erfolg des neuen Tarifs. "Es wird ein bisschen dauern, bis es in den Köpfen ist. Aber wir können damit auch Leute erreichen, die sonst nicht den ÖPNV nutzen", ist Ehrenfried sicher.