Die Frauen nähen Mund-Masen-Masken in verschiedenen Formen und Farben. Foto: Maucher

30 Helferinnen sitzen täglich an der Nähmaschine. Auslieferung an verschiedene Einrichtungen.

Calw - Güter wie Toilettenpapier, Desinfektionsmittel und Mundschutze sind in diesen Tagen rar. Nachdem die Stadt Calw begonnen hat, Desinfektionsmittel selbst herzustellen (wir berichteten), haben sich nun Ehrenamtliche zusammengetan, um Mund-Nasen-Masken zu nähen.

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Man nehme Stoff aus Baumwolle, Nähgummi, Garn und eine Nähmaschine – schon kann man selbst Mund-Nasen-Masken nähen. Damit sollen vor allem diejenigen geschützt werden, die zur Risikogruppe im Falle einer Infektion mit Covid-19 gehören. Die Bürgerstiftung Calw unterstützt eine Initiative von Frauen, die sich dem Nähen solcher Masken angenommen haben. Nicht für Privatleute, sondern zunächst für jene, die beruflich mit Risikogruppen in Kontakt treten.

Initiiert haben die Nähaktion Rebekka Magee (Inhaberin von Beckys Fabric) und Gabi Püschel. Die Idee kam auf, weil eine Bekannte, die in einem Altenheim tätig ist, darum gebeten hatte, sie mit dem Nähen solcher Masken zu unterstützen. Sogleich trommelten Magee und Püschel ihre Bekannten zusammen, mit dem Auftrag 120 Mund-Nasen-Masken zu nähen. Über das soziale Netzwerk Facebook ist schließlich Barbara Maucher von der Bürgerstiftung auf die Aktion aufmerksam geworden. "Ich habe gleich den Kontakt aufgebaut", erzählt sie. Denn wenngleich Maucher keine Expertin in Sachen Nähen ist, wie sie lachend zugibt, kann sie im Namen der Bürgerstiftung doch eines zu der Aktion beitragen: öffentliche Unterstützung.

Mauchers Tochter entwarf daraufhin ein Logo: die Silhouette einer Frau mit einer Nähmaschine, auf der steht "#MundNasenMaske".

Über die sozialen Medien wurde die Aktion geteilt und geteilt – sodass sie nun regelrecht "durch die Decke geht", wie Maucher sagt. Vor allem seit Oberbürgermeister Florian Kling als "Model" dafür wirbt.

Mittlerweile habe man mit den Posts zu der Nähaktion mehr als 10.000 Menschen erreicht. Mehr als 30 Frauen, darunter auch Mauchers Schwiegermutter, sitzen täglich an ihren Nähmaschinen und stellen die Masken her. Nicht mehr nur Calwerinnen, sondern auch Frauen aus Pforzheim, Oberhaugstett oder anderen Orten der Region. Bis jetzt haben wir 646 Masken ausgeliefert", berichtet Maucher stolz. 200 davon seien beispielsweise an die Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbH (GWW) gegangen, weitere an Hörgeräteakustiker, Altersheime und das Straßenbauamt. Eben all jene, die auf tendenziell stärker vom Coronavirus gefährdete Menschen treffen.

Wenngleich es den ehrenamtlichen Näherinnen auch klar ist, dass ihre Masken keinen 100-prozentigen Schutz bieten. "Die selbstgenähten Masken halten Viren nicht in dem Sinne ab", erklärt Maucher. Vielmehr verhindere man selbst beim Tragen, dass größere Tröpfchen zum Beispiel beim Sprechen oder Husten andere Menschen treffen und damit eventuell infizieren. "Man schützt damit andere, nicht sich selbst", betont die Calwerin. Deshalb sei es wichtig, zwischen Mundschutz (der Viren abhält) und Mund-Nasen-Maske zu unterscheiden. Das ist auch im Beipackzettel zu lesen, der jeder Lieferung beigelegt wird.

Bis zu 90 Grad Celsius waschbare Stoffe

Die Näherinnen verwenden für die Masken bunte Baumwollstoffe, die bei 60 bis 90 Grad Celsius waschbar sind. Das sei deshalb wichtig, so Maucher, damit Keime und Viren nach dem Tragen zerstört werden. Es gibt verschiedene Schnittmuster, denn nicht zu jedem Menschen passt dieselbe Form, sagt Maucher. In manche könne man zum Beispiel auch Kaffeefilter hineinlegen, um die Filterwirkung zu verstärken. "Es ist eine total klasse Aktion", fasst die Vertreterin der Bürgerstiftung zusammen.

Klar, dass diese auch Interesse bei Privatleuten weckt, die gerne solche Masken haben würden. Doch zunächst haben die Vorrang, die andere von Berufswegen schützen müssen. Erst wenn diese ausgestattet sind, könnten Privatanfragen beantwortet werden, erklärt Maucher. Was die Kosten angeht, seien die Näherinnen in Vorleistung gegangen. Die Masken werden dann gegen eine Spende herausgegeben. Auch Sachspenden – beispielsweise Nähgarn oder Stoffe – kommen vermehrt dazu. Dabei ist Maucher eines wichtig: "Wir wollen keinen Gewinn machen, sondern das Virus eindämmen." Die Menschen zu schützen sei die Intention.