Die Streichmusiker spielten voller Temperament, Anmut, Leichtigkeit und Elan. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Vielseitigen Beethoven gezeigt / Geigensolist Thomas Gerlinger präsentiert sich als Meister seines Instruments

Von Bettina Bausch

 

Calw. Bringt ein Konzert allein mit Werken von Ludwig van Beethoven nicht zu viel Beethovensche Beschwertheit und Einseitigkeit? Das mag sich mancher Besucher des jüngsten Konzerts der Kammersinfonie Calw im Vorfeld gefragt haben.

Doch Kantor Martin W. Hagner hatte bei der Auswahl ein glückliches Händchen bewiesen und zeigte mit ausgewählten Werken einen durchaus vielseitigen Beethoven. Außerdem verstärkte die gelungene jeweilige Interpretationsweise der Stücke durch das Orchester diesen Eindruck noch beträchtlich.

Beethoven war in der Musik so etwas wie der Dichter Friedrich Schiller in der Literatur. Beide drängten auf Freiheit und die Verbesserung der Menschheit. Dies kam am Sonntagabend besonders deutlich beim ersten Stück, der "Egmont"-Ouvertüre, zum Ausdruck. Egmont war ein Freiheitsheld der Niederlande, der einen Aufstand gegen die spanische Fremdherrschaft plante. Die Verschwörung wurde jedoch verraten und Egmont hingerichtet.

"Ich habe diese Ouvertüre in Erinnerung an den 20. Juli 1944 ins Programm aufgenommen, an dem das geplante Attentat gegen Hitler gescheitert ist und danach Beteiligte und Unbeteiligte hingerichtet wurden", erläuterte Hagner. Der Bezug war gegeben, denn das Konzert fand auf den Tag genau 70 Jahre nach dem legendären Attentat durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg statt.

Die Egmont-Ouvertüre wurde ausgezeichnet dargeboten. Hervorragend wurden anfangs die düsteren Akkorde und dann die folgende, etwas hartnäckig wirkende Musik interpretiert. Nach einigen kraftvollen Bläserakkorden setzte sich dann das Siegesthema bis hin zu einem gewaltig jubelnden Finale durch.

Es folgte Beethovens Violinkonzert in d-Dur,op. 61. In den Sätzen "Allegro ma non troppo", "Larghetto" und "Rondo" zeigte sich der talentierte Geigensolist Thomas Gerlinger als wahrer Meister seines Instruments. Immer wieder waren Bläser und Streicher wechselnd dominant. Und das Orchester zeigte sich nicht nur als Begleiter des Solisten, sondern bestimmte häufig das musikalische Geschehen in diesem Werk.

Bei der dritten Beethoven-Komposition, der Sinfonie Nr. 1 in C-Dur, spielte das Orchester einen eher ungewöhnlichen Beethoven. Von den vier Sätzen sind drei mit "Allegro" oder gar "Molto vivace" bezeichnet. Entsprechend präsentierte die Kammersinfonie unter der sicheren Stabführung Hagners das Werk voller Temperament, Anmut, Leichtigkeit und Elan.

Die begeisterten Zuhörer bedankten sich mit einem nicht enden wollenden, rauschenden Beifall.