Maurice Steger (Zweiter von links) forderte die jungen Musiker auf, noch mehr aus sich heraus zu gehen. Foto: Musikschule Foto: Schwarzwälder-Bote

Meisterkurs für junge Blockflötisten mit Maurice Steger / Anfängliche Nervosität verfliegt schnell

Calw. Maurice Steger ist einer der gefragtesten und bewundertsten Blockflötenvirtuosen überhaupt. Als Solist und Dirigent ist er oft unterwegs und unterrichtet mit viel Hingabe Meisterklassen auf allen Kontinenten.

Unlängst war er nicht in Übersee, sondern in Calw, um in der neuen Musikschule Schüler der Blockflötenklassen Astrid Andersson, Andrea Bub, Ute Deussen und Beate Stahl-Erlenmaier zu unterrichten. Für Einzel- und Ensemblelektionen hatten sich 27 Schüler im Alter von acht bis 19 Jahren angemeldet.

Natürlich war das aufregend für die Schüler – von einem berühmten Künstler vor Publikum unterrichtet zu werden, erfordert schon eine große Portion Mut. Steger aber konnte mit seiner ungezwungenen und humorvollen Art die Anspannung schnell nehmen. Gearbeitet wurde an technischen Finessen und am musikalischen Ausdruck. So ging es beispielsweise einmal darum, nach deutscher Barockmusik nun das Stück eines italienischen Komponisten zu spielen.

Zur Illustration erzählte Steger von seiner italienischen Großmutter: "Immer, wenn sie mich sieht, weint sie vor Freude – dann erzählt sie im nächsten Moment von Tante Bertha und lacht aus vollem Hals. Dieses schnelle Wechseln der Gefühle musst Du hier zum Ausdruck bringen – weinen und lachen, schwarz und weiß – ganz viele Farben!" Es war spannend zu sehen, wie schnell die jungen Blockflötisten seine Anregungen umsetzen konnten; vieles klang nach dem Unterricht ganz anders.

Jeweils am Ende der beiden Wochenendtage trafen sich die Spieler und bildeten ein Blockflötenorchester. Steger hatte großen Spaß dabei, mit allen an Händels Feuerwerksmusik, einem Englischen Tanz und einer Bearbeitung des Hits "Lollipop" zu arbeiten.

Vor der zweiten Probe gab er eine Kostprobe seines Könnens: Spontan spielte Steger zwei Sätze aus einer geradezu ungeheuerlich verzierten Corelli-Sonate mit Dieter Weitz am Cembalo.

Eine derartige Bühnenpräsenz, gepaart mit großer musikalischer Ausdruckskraft und geradezu irrer Virtuosität hatten die wenigsten zuvor je erlebt. Bei der nachfolgenden Probe gaben die jungen Blockflötisten alles: Dirigent und Publikum waren begeistert.

Nach diesem Abschluss gingen alle Teilnehmer ebenso wie ihre Lehrerinnen beglückt, euphorisch und höchst inspiriert nach Hause.