Christoph Hirsch (links) trat beim Speaker Slam-Weltrekord auf, den Hermann Scherer (rechts) organisiert hatte. Foto: Privat

Christoph Hirsch ist seit zwei Jahren als Mentalcoach unterwegs. Auftritt bei Speaker Slam-Rekord.

Calw - Das Publikum applaudiert, Christoph Hirsch tritt auf die Bühne. Rund 200 Augenpaare sind auf ihn gerichtet. Der Calwer hat genau fünf Minuten Zeit, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Gemeinsam mit 56 anderen Referenten ist er dabei, einen Speaker Slam Weltrekord aufzustellen.

57 Redner, ebenso viele Themen und Christoph Hirsch mittendrin. Der 47-Jährige ist noch nicht lange in der sogenannten "Speaker"-Branche tätig. In München war sein erster Auftritt vor so vielen Menschen. "Ich war aber nicht so aufgeregt wie erwartet", erinnert er sich an die entscheidenden Minuten vor seiner Rede-Darbietung. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass Stress und die geistige Haltung eines Menschen seine Herzensthemen sind. Und das nicht erst seit Kurzem.

Schon vor 25 Jahren hat der Calwer begonnen, sich mit Motivation, positiver Energie und eben dem Gegenteil – Stress – auseinanderzusetzen. Vor zwei Jahren entschied er sich dann dafür, neben seinem Hauptberuf Bänker, eine Ausbildung zum Mentalcoach – ähnlich einem Motivationstrainer – zu machen. "Das hat mir ein Stück weit die Augen geöffnet", erzählt er. "Ich habe auch privat viel gelesen, einiges ausprobiert mit Familie und Freunden." Dabei habe er festgestellt: Es gibt viel Literatur über Burn-Out und Depressionen, aber wenig über die Ursache von Stress. Deshalb möchte Hirsch nun das, was er gelernt und erlebt hat, weitergeben.

Dabei ist er mit einem absoluten Profi in Kontakt gekommen: Hermann Scherer, ein seit Jahren bekannter Speaker und Bestsellerautor. Dieser hatte auch den Speaker Slam, also einen Vortragswettbewerb, auf die Beine gestellt. Und ganz nebenbei den Weltrekord mit den meisten Rednern innerhalb weniger Stunden geknackt.

Fünf Minuten Zeit, um Publikum zu überzeugen

Bei einem Speaker Slam bekommt jeder Redner exakt fünf Minuten Zeit, über sein Thema zu sprechen. Eine Jury bewertet den Inhalt, die Rhetorik und das Auftreten des Redners. Hirsch hat für seinen Auftritt viel Lob vom "Meister" höchstpersönlich bekommen. "Er fand es sensationell, das hat mich natürlich gefreut", schwärmt der Calwer.

Der Speaker Slam in München war für Hirsch erst der Anfang von vielen Projekten, die er geplant hat. Am Freitag, 6. April, beispielsweise wird er im neu eröffneten Klubraum im Bad Liebenzeller Golfklub gemeinsam mit Robin Horvath einen Vortrag halten. Thema: "Strategien für Gewinner: Ernährung und Mindset". Zudem ist Hirsch an einem Buchprojekt beteiligt, in dem 99 Speaker jeweils einen kurzen Beitrag über ihr Spezialgebiet veröffentlichen. Dort lautet das Stichwort des 47-Jährigen "Mindset" – also die geistige Grundhaltung eines Jeden.

Fast alle Spitzensportler sind an dem Thema dran

"Das Mindset steuert alles im Leben. Wie man wann reagiert, wo Stress beginnt und vieles mehr", erklärt er. Um das herauszubekommen, müsse man im Unterbewusstsein suchen. Denn: "Laut einer Studie strömen, wenn man es in Computersprache ausdrückt, etwa 400 Milliarden Bits an Eindrücken und Reizen auf uns ein. Lediglich 2000 Bits davon werden bewusst wahrgenommen." Das verdeutliche, welche Rolle das Unterbewusstsein für den Menschen spiele.

Zwar sei das Thema immer noch nicht wirklich präsent in der Gesellschaft. Bei Spitzensportlern hat es sich aber inzwischen herumgesprochen. "Es gibt kaum mehr einen, der keinen Mentaltrainer hat", weiß Hirsch. Denn um wirklich etwas zu erreichen, müssen man die mentalen Grenzen verschieben." Jeder von uns hat so viele selbstlimitierende Glaubenssätze. Dabei könnte jeder viel mehr realisieren." Und das durch teils einfache Tricks, die das Unterbewusstsein "anpacken". Der Calwer ist mittlerweile Experte für diese Tricks.

Früher, gibt Hirsch zu, habe er solche Dinge ganz klar in eine Schublade mit Esoterik gesteckt. Je mehr er sich aber mit dem Thema befasste, desto eher wollte er anderen dabei helfen, ihre Grenzen zu sprengen. Die Begeisterung ist ihm deutlich anzumerken. Sogar zu einem kleinen, mentalen Experiment lässt er sich während des Gesprächs mit unserer Zeitung hinreißen. "Ich hab richtig Bock auf die Sache."Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Terminkalender des Mentalcoachs voller und voller wird. Am 10. April wird er sogar im Radio zu hören sein. Passend zum 100. Tag im Jahr, der auf dieses Datum fällt, wird Hirsch darüber sprechen, "wie aus 100 guten Vorsätzen nicht wieder 1000 faule Ausreden werden". Und auch die Anfragen für Vorträge nehmen fast täglich zu. "Die Resonanz ist der Wahnsinn", staunt Hirsch.

Doch wie schafft er selbst es, mit dem Stress umzugehen, quasi zwei Jobs zu haben? "Das Pensum ist natürlich ordentlich, aber es macht unheimlich Spaß", sagt er lächelnd. "Ich bin sehr dankbar, diese Entscheidung getroffen zu haben."