Frank Bott demonstriert den Vorschulkindern, wie man sicher eine Straße überquert. Fotos: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Prävention: Kreisverkehrswacht und Polizei klären über Risiken auf / Nachwuchs muss selbstständig werden

Eine kleine Unachtsamkeit genügt – schon ist ein Verkehrsunfall passiert. Um das Risiko auf dem Schulweg zu minimieren, setzen Polizei, Verkehrswacht und Schulen alles daran, die Kinder und Jugendlichen rechtzeitig über das richtige Verhalten im Straßenverkehr aufzuklären.

Kreis Calw. Der Beginn eines neuen Schuljahres hält für viele ein ganzes Bündel an neuen Herausforderungen bereit. Stundenpläne, Klassenkameraden, neue Schule oder gar das erste Schuljahr überhaupt. Was dabei oftmals zu kurz kommt: die Wichtigkeit eines sicheren Schulwegs.

Die Kreisverkehrswacht, das Polizeipräsidium Karlsruhe sowie das Schulamt Pforzheim haben deshalb ein genaues Auge darauf, dass zumindest die Kinder über die Verkehrsregeln Bescheid wissen. Dabei seien die Eltern oft das viel größere Problem, erklärt Roland Dalcolmo vom Polizeipräsidium Karlsruhe, der gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Bott für die Prävention in Calw zuständig ist. Stichwort: Elterntaxis. Also Väter oder Mütter, die ihren Nachwuchs mit dem Auto quasi direkt bis vor die Schultür fahren. "Da gibt es vor den Schulen unheimlich viel Verkehr und keine Möglichkeiten mehr zum Parken", sagt Dalcolmo. Die Kinder würden mehr oder weniger aus dem Auto "rausgeworfen", alles muss ganz schnell gehen. Dass das mitunter gefährlich enden kann, liegt auf der Hand. Und nicht nur das: "Die Kinder werden nicht mit dem richtigen Verkehr konfrontiert", erklärt der Vertreter des Polizeipräsidiums. Demzufolge lernen sie auch nicht, damit umzugehen. Was sich später rächen kann.

Trotz all dem ist die Anzahl an Schulunfällen im Kreis Calw überschaubar, wie Holger Bürkle, ebenfalls vom Polizeipräsidium Karlsruhe erläutert. So habe es im Schuljahr 2017/18 drei Verkehrsunfälle auf dem Schulweg gegeben. Bei zwei davon wurden die Schüler leicht verletzt, bei einem schwer. 2016/17 hatte es noch fünf Unfälle mit insgesamt fünf Leichtverletzten gegeben. "Die Zahlen sind nicht besorgniserregend", betont Bürkle. Einen tödlichen Unfall auf dem Schulweg hat es "Gott sei Dank", so der Polizeihauptkommissar, erst einmal gegeben. 2010 war ein Zwölfjähriger in Nagold von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden.

Dieses schreckliche Unglück zeigt aber auch: Nicht immer sind es nur die Erstklässler, um die sich die Verkehrswacht und die Polizei in Sachen Verkehrserziehung kümmern müssen. "Es gibt auch andere Risikogruppen, zum Beispiel wenn die Schüler, wenn sie älter sind, mit dem Fahrrad zur Schule kommen", erklärt Dalcolmo. Und natürlich nimmt in den vergangenen Jahren auch die Ablenkung im Verkehr durch Smartphones zu. "Gestern erst habe ich ein etwa 14-jähriges Mädchen gesehen, das ohne vom Handy aufzuschauen, einfach über die Ampel gegangen ist", erzählt Bott empört. In größeren Städten wie Karlsruhe habe es wegen solchen Verhaltens sogar schon schlimme Unfälle gegeben. "Der Straßenverkehr ist eben der Dschungel der Zivilisation", meint Bürkle.

Um die Kinder darauf optimal vorzubereiten, haben die Kreisverkehrswacht und die Polizei ein ganzes Portfolio an Maßnahmen an der Hand. So werden schon im Kindergarten Verhaltensregeln im Straßenverkehr erklärt und später gemeinsam geübt. "Das bringt wirklich was", betont Bott. Für die Viertklässler gibt es Unterricht im Fahrradfahren sowie die anschließende Prüfung, den "Fahrradführerschein".

Wobei dieser immer mehr Schülern Schwierigkeiten bereitet, gibt Dalcolmo zu bedenken. "Vielen können wir die Regeln nicht richtig beibringen, weil sie schon das Fahren nur unzureichend beherrschen." Die Durchfallquote sei in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Für Bürkle ist klar: Das liegt am veränderten Freizeitverhalten der jungen Generation. Ein vielschichtiges Problem also. Zu groß, als dass Kreisverkehrswacht und Polizei oder andere Institutionen es lösen könnten.

Zurück zum Thema Elterntaxis – denn dieses Problem könnte man aus der Welt schaffen, wenn es nach den Vertretern der an der Prävention beteiligten Einrichtungen ginge. "Wir greifen natürlich ein, wenn wir das sehen", bekräftigt Dalcomo. "Aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen." Andreas Hölzlberger, zweiter Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Calw, wundert sich, dass viele Eltern es ihren Kindern offenbar nicht zutrauen, im Verkehr zurechtzukommen. "Dabei ist das wichtig, damit sie selbstständig werden." Klar könne man seine Kinder mal zur Schule fahren, wenn man spät dran sei – "aber dann bitte mit einem gewissen Abstand zur Schule", meint er.

Das Bestreben von allen Eltern solle es sein, sind sich alle einig, die Kinder stark zu machen. Mit Elterntaxis aber, würden sie genau das Gegenteil bezwecken. "Dabei geht es um unsere Zukunft", bekräftigt Klaus Ziegler, Beauftragter für Verkehrserziehung beim staatlichen Schulamt Pforzheim. "Denn die Kinder sind unsere Zukunft."