Schulden in irgendeiner Art zu haben, gehört für fast jeden zweiten Haushalt in Deutschland zur Normalität. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Calwer Einrichtungen beteiligen sich an Aktionswoche "Armut bedroht alle" / Teil Sieben

Calw. "Der Mensch ist mehr als eine Zahl" lautet das Motto der diesjährigen Aktionswoche "Armut bedroht alle" der Liga der freien Wohlfahrtspflege. Mehrere soziale Einrichtungen aus Calw beteiligen sich an diesem Projekt. Sie stellen im Vorfeld des Aktionstages am Donnerstag, 24. Oktober, Schicksale von Menschen vor, die von Armut betroffen sind, heißt es in einer Pressemitteilung. Im siebten Teil der Serie gibt die Schuldnerberatung des Diakonieverbands Nördlicher Schwarzwald Einblick in ihre Tätigkeiten.

Schulden in irgendeiner Art zu haben, gehöre für fast jeden zweiten Haushalt in Deutschland zur Normalität. Schulden seien in Wirtschaft und Gesellschaft notwendig und erwünscht.

Eine Überschuldung jedoch wünsche sich niemand. Aus Schulden werden Überschuldung, wenn Einkommen und Vermögen auf unabsehbare Zeit nicht mehr ausreichen, um bestehende Verbindlichkeiten zu decken. Treffen kann es jeden. Familie, Freizeit, Gesundheit, Arbeit: Die Notlage der Überschuldung durchdringe meist alle Lebensbereiche. Überschuldung sei ein Ausdruck von Armut, die Folgen können ähnlich sein. Fast jeder elfte Erwachsene im Landkreis Calw sei überschuldet. Deutschlandweit ist es jeder Zehnte.

In die Schuldnerberatung kämen Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensverläufen und Ursachen für die Überschuldung. Es seien mehrheitlich Personen, die ihre Arbeit kürzlich oder schon länger verloren haben. Personen, die "zu alt", "zu krank" oder "falsch" qualifiziert für den Arbeitsmarkt seien.

Es seien aber auch zu einem Drittel bunt gemischte Arbeitnehmer – vom Maler zur Friseurin, von der Verkäuferin bis zum ungelernten Arbeiter. Trennung/Scheidung, Tod des Partners, das Scheitern der Selbstständigkeit oder der Immobilienfinanzierung gehörten ebenfalls zum normalen Lebens- und Überschuldungsrisiko.

Akute finanzielle Not

Wenn die ratsuchenden Personen in die Schuldnerberatung kämen, hätten sie meist alles versucht, um noch selbst eine Lösung herbeizuführen oder seien akut in finanzieller Not. Es erfordere Mut, sich von außen Hilfe zu suchen. Scham- und Schuldgefühle, Schlaflosigkeit, Existenzängste sind ständige Begleiter. Stressbedingte Krankheiten seien nicht selten und entstünden aus dem dauerhaften Druck, den Mahnanwälte und Inkassobüros aufbauten.

Fast immer seien die überschuldeten Personen bereit, während der Entschuldungsphase nach ihren Möglichkeiten oder gesetzlichen Vorgaben einen Eigenbeitrag an die Gläubiger zu leisten. Alle haben das Ziel, am Ende wieder ein finanziell schulden- und sorgenfreies Leben zu führen und meistern ihren Alltag nach einem oft jahrelangen Weg der Entschuldung wieder erfolgreich. Ohne neue Schulden.

Weitere Informationen: Die Abschlussveranstaltung der Aktionswoche findet am Donnerstag, 24. Oktober, von 11 bis 15 Uhr am Unteren Ledereck in Calw statt.