Bildung: Stadtjugendreferat stellt Jahresbericht vor / Markus Nack schildert Einzelfall / Aktionen teils gut besucht

Calw. Beim Jahresbericht des Stadtjugendreferats in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Schul- und Sportausschusses wurde vor allem eines deutlich: Das Thema Schulsozialarbeit, das einen Arbeitsschwerpunkt der Einrichtung darstellt, wird immer wichtiger.

"Die Zahlen sind nicht fallend, sagen wir es mal so", sagte Markus Nack, Schulsozialarbeiter am Maria von Linden-Gymnasium (MvLG). Insgesamt 3,25 Stellen gibt es in Calw in der Schulsozialarbeit, auf diese kamen 2018 297 Beratungen mit bis zu drei Terminen und 116 Einzelfallberatungen. 45 Mal gab es daraufhin Kontakt zum Jugendamt. Bei den Beratungen geht es oft um selbstverletzendes Verhalten, familiäre Probleme, aber auch um Konflikte wegen sozialer Netzwerke. Zudem sei das Thema Schulverweigerung inzwischen auch in Gymnasien angekommen.

Nicht ausreichend

Nack erzählte in der Sitzung von einer Schülerin, die eigentlich in seine Beratung kam, um über Klausurenstress zu sprechen. "Da habe ich gesehen, dass sie sich am Arm geritzt hatte", erinnerte er sich. Das Mädchen stand der Hilfe des Schulsozialarbeiters offen gegenüber, gab im Gespräch sogar zu, Suizidgedanken zu haben. "Da ist man schnell auf dünnem Eis", gab Nack zu. Vor allem die Trennung ihrer Eltern habe die Schülerin mitgenommen. In Absprache mit der jungen Frau kontaktierte Nack schließlich einen Psychologen, dann die Eltern. Inzwischen habe sich die Situation der Schülerin wieder verbessert. "Sie war sehr mutig, weil sie Hilfe gesucht hat", sagte Nack. Das Gremium lobte zwar die Arbeit der Schulsozialarbeiter. Christoph Perrot (Freie Wähler) stimme es jedoch nachdenklich, dass der Bedarf überhaupt solche Ausmaße annehme. "Wo soll das in Zukunft hingehen?", fragte er sich.

Nack selbst gab deutlich zu verstehen, dass eine 50-Prozent-Stelle, wie er sie momentan am MvLG habe, nicht ausreiche. "Man hat neben Einzelfallhilfen auch noch strukturelle Arbeit – das geht nicht alles", sagte er.

230 Kinder

In den anderen Arbeitsbereichen des Stadtjugendreferats hat sich 2018 ebenfalls viel getan. So hat die Einrichtung beispielsweise bei der Vesperkirche, beim Brühlfest sowie beim Liga-Aktionstag mitgewirkt und eine Wandergruppe vom Hugenotten- und Waldenserpfad im Jugendhaus willkommen heißen. Für Eltern habe es im Jugendhaus Themenabende gegeben, beispielsweise zu Essstörungen. Diese seien aber nicht gut besucht gewesen. "Betroffenen fällt es oft schwer, sich damit auseinanderzusetzen", begründete André Weiß, Leiter des Stadtjugendreferats.

Im Bereich der Offenen Jugendarbeit waren vor allem das zweite "Break Dance Battle" und die Talent Show Höhepunkte. Bei letzterer war die Teilnehmerzahl zuletzt doppelt so hoch wie beim ersten Mal. Bei den Freizeitangeboten gilt insbesondere "Mini Calw" als Publikumsmagnet. 230 Kinder nahmen 2018 teil – "wir hatten tolles Wetter, keine Verletzten und zufriedene Kinder", freute sich Weiß. Auch ein paar Neuerungen habe es gegeben: So durften die jeweiligen "Mini Bürgermeister" mit ihren Stadträten gemeinsam die echte Calwer Verwaltung besuchen.

2019 wolle man vor allem die Jugendarbeit mit Mädchen weiter verfestigen, erklärte Weiß. Zudem soll die Jugendbeteiligung vorangetrieben werden.

Der Vertrag mit dem Träger des Stadtjugendreferats, der Waldhaus gGmbH, läuft zum 31. Dezember aus. Da die Stadt entgegen ihrer ursprünglichen Einschätzung inzwischen davon ausgeht, dass "der Vertragswert für eine dreijährige Dienstleistung" unter dem Schwellenwert von 750 000 Euro liege, muss die Jugendarbeit nicht europaweit ausgeschrieben werden, sondern lediglich als öffentliche Ausschreibung. Im vergangenen Jahr hatte das Gremium bereits deutlich gemacht, dass es auch weiterhin gerne die Waldhaus gGmbH als Träger des Stadtjugendreferats hätte.